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Mondstahl - Die Schlucht (German Edition)

Mondstahl - Die Schlucht (German Edition)

Titel: Mondstahl - Die Schlucht (German Edition)
Autoren: Fabian Kaiser
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die Zeiger einer schweren Standuhr schlugen sie bei jedem Schritt vor und zurück.
     
    „Ewin, sieh nach, ob jemand zu Hause ist“, befahl Galenis flüsternd. Das Gefecht mit den katzenartigen Dämonen saß ihm noch tief in den Knochen.
     
    Die Fee nickte bereitwillig und flatterte zur Tür. Unschlüssig klopfte sie leicht dagegen und sah sich angespannt um. Sie schwebte am Fenster vorbei und sah hinein. Alte Bären- und Wolfsfelle hingen an den Wänden. Zerzaust, wild, mit kräftigen Braun- und Schwarztönen. Auf einem runden Tisch, unweit des Fensters, stand ein Behälter mit einer bläulich leuchtenden Füllung. Kleine Blasen stiegen vom Boden des Gefäßes empor und platzten an der Oberfläche in kleinen Dampfwolken. Kräuselnd erhoben sie sich in die Höhe und sammelten sich unter der Decke. Im Inneren des Hauses war kein Nebel auszumachen, obwohl die Fenster gekippt waren. Die kleine Fee freute sich ungemein, da sie zum ersten Mal in ihrem Leben eine Welt ohne Nebel sah. Dann entdeckte sie einen Käfig, nicht sehr groß, mit hölzernen Stäben. Als Ewin genauer hinsah, bemerkte sie, dass im Inneren Feen gefangen waren. Sie erschrak und flog so schnell sie konnte zu Galenis zurück.
     
    „Die alte Hexe hält Feen gefangen! Wir müssen sofort von hier verschwinden!“
     
    Der Zauberkundige sah sie lächelnd an, strich ihr mit dem Daumen über die Stirn.
     
    „Es tut mir leid, Ewin, aber das ist in Jahowal so üblich.“
     
    Die Fee sah ihn gekränkt an, sagte jedoch nichts.
     
    Auf einmal öffnete sich die Hüttentür knarrend. Samoht, die ganze Zeit über mit voller Konzentration und Vorsicht gewappnet, hob instinktiv seine Axt. Das Wesen, das auf dem Treppenabsatz stand, hatte gewisse menschliche Eigenheiten, war augenscheinlich jedoch kein Mensch. Seine Haut war reptilienartig und hatte einen bräunlichen Ton, die Augen waren gelb und geschlitzt. Es trug einen Rock, der fast bis zum Boden hing, der wie seine Haut geschuppt war und wie eine Fischhaut in verschiedensten Farben glänzte. Das aufgeplusterte Wams, dessen Ärmelsaum weit hinab reichte, war mit drei glänzenden Sternen versehen, die fast plastisch wirkten. Die spitzzulaufenden Ohren des Wesens standen wie Hörner in die Höhe, die Hände bestanden aus nur drei langen Fingern. Die Nägel waren mindestens so lang und breit wie bei einem Menschen und erinnerten eher an Krallen.
     
    „Wer betritt mein Land?“, krächzte die Hexe über die überwucherten Gärten. Weder Galenis, Samoht noch Ewin sprachen ein Wort. Sie hatten sich auf eine alte Weise eingestellt, nicht auf einen eidechsenartigen Humanoiden. Zumindest schien die Erscheinung über ein stattliches Alter zu verfügen. Die schuppige Haut warf deutliche Falten, besonders unter dem Kinn, die Augen wirkten wässrig und bleich.
     
    Galenis überwand sein Erstaunen und antwortete:
     
    „Wir sind Wanderer mit Wissensdurst und wir hätten einige Fragen an euch. Aber das ist leider nicht das einzige, das uns umtreibt. Mein junger Freund wurde während unserer Reise von raubtierhaften Angreifern verwundet. Wir befürchten, dass er sterben könnte, wenn er keine Hilfe erhält.“
     
    Garola hob ihre tierhafte Nase und witterte in Parus Richtung. Ihre Nüstern verengten sich, sie schien angewidert zu sein, da sie den Odem der Dämonen noch immer riechen konnte. Seltsamerweise schien sie sich an Samoht nicht zu stören.
     
    „Böse, böse. Ich fühle seine Aura schwinden. Viele wollen mich um Rat fragen, doch nur wenige überleben den Weg an einem Stück. Die Schlucht ist hungrig und verschlingt jene, die sie nicht zu beherrschen wissen.“
     
    Die Weise breitete ihre dünnen Arme aus.
     
    „Doch zu eurem Glück war ich gezwungen, mir weitreichende Heilkünste anzueignen. Ich werde mich um euren Begleiter kümmern. Und vielleicht werde ich euch eure Fragen beantworten…“
     
    Sie verengte verschwörerisch ihre gelben Augen.
     
    „Das heißt, wenn ihr die richtigen Fragen stellt. Ich schlage mich nicht mit Nebensächlichkeiten herum.“
     
    Galenis räusperte sich und sprach offen heraus:
     
    „Wir würden euren Rat nicht in Nebensächlichkeiten einholen, Weise. Und wir würden kaum die Gefahren der Schlucht auf uns nehmen, wenn es nicht sehr wichtig wäre.“
     
    Garola nickte zufrieden, ohne lange zu überlegen.
     
    „So tretet ein. Mein Name ist Garola. Wer die Durchquerung der Schlucht auf sich nimmt, um mich zu Rate zu ziehen, dem soll dieses Privileg auch gewährt
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