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Mondsplitter

Mondsplitter

Titel: Mondsplitter
Autoren: Jack McDevitt
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Symphonie. Bei null plus eine Minute schwächte sich die Trudelbewegung des Possums ab. Er tat einen kleinen Schritt zur Stabilisierung.
    Feinberg hatte die Lowell nahe dem hinteren Ende des Possums postiert, um ihre nuklearen Fähigkeiten voll zu nutzen. Sie sollte dort den gesamten Einsatz hindurch vollen Schub erzeugen und so als eine Art Außenbordmotor dienen. Das Telefon klingelte überraschenderweise nicht. Carpenter hatte erwartet, Haskell würde seine Zeit verschwenden und während des ganzen Unternehmens ständig anrufen, um sich auf den neuesten Stand zu bringen. Aber es blieb still.
     
    TRANSGLOBAL-SONDERREPORTAGE, 4 Uhr 15
     
    Hier spricht Angela Shepard vor der Union Station in Chicago. Trotz der späten Stunde sehen Sie, daß sich eine riesige Menschenmenge hier auf dem Jackson Boulevard versammelt hat. Die Flucht aus der Stadt setzt sich fort, aber viele von denen, die bleiben, kommen in der Innenstadt zusammen. Wir erhalten Meldungen, denen zufolge im ganzen mittleren Westen dieses Phänomen zu beobachten ist, daß sich die Menschen versammeln, um auf den Ausgang von Unternehmen Regenbogen zu warten. Hier sind die Straßen voll, läuten die Glocken und ist der Verkehr zum Erliegen gekommen. Aber die Stimmung ist beinahe festlich, ganz anders als die erschreckenden Szenen, die wir über das Wochenende in den Küstenstädten und früher am Tag sogar in Teilen des mittleren Westens erlebt haben.
    Es scheint, als hätte ein gewaltiger Herdentrieb die Menschen gepackt. Personen, mit denen wir gesprochen haben, machten einen optimistischen Eindruck. Mit einer Mehrheit von zehn zu eins glaubten sie bei unserer Straßenumfrage, der Felsen würde gestoppt werden. Einige haben Töpfe und Kuhglocken mitgebracht und sind bereit zu feiern.
    Es ist zu einigen Festnahmen wegen ungebührlichen Verhaltens gekommen, aber die Polizei sagt, die Lage sähe nicht so aus, wie man hätte befürchten können – keine Plünderung von Geschäften, sondern lediglich zu laute Parties. Wir sind heute abend in der Erwartung hergekommen, Panik zu erleben, und statt dessen sehen wir das. (Die Kamera schwenkt die Straße entlang, die voller lachender und singender Menschen ist.)
    Man hat ihnen gesagt, daß sie den Possum im Südwesten sehen können, falls er herunterkommt. Es ist eine warme Nacht. Die Mondwolke ist untergegangen, und der Himmel ist vollkommen klar.
    Fast jeder hat einen Fernseher, entweder über die Schulter gehängt oder in der hinteren Hosentasche. Alle Geschäfte scheinen geöffnet zu sein, und überall laufen Fernseher. Ich sehe mir gerade unsere Sendung im Schaufenster eines Möbelladens an. Die Menschen kommen seit dem frühen Abend zusammen und sind inzwischen schon die ganze Nacht hier. Was immer heute morgen passiert, man muß den Mut dieser Leute bewundern. (Applaus von außerhalb des Bildes.)
    Zurück zu Ihnen, Don. Hier ist Angela Shepard in Chicago.

 
4.
     
     
Minot, North Dakota, 3 Uhr 16 Mittlere nordamerikanische Sommerzeit (4 Uhr 16 Ostküsten-Sommerzeit)
     
    Minot hatte vielleicht mehr Stahl im Blut als die durchschnittliche Stadt in North Dakota. Die Einwohnerschaft wurde verstärkt durch viele Familienmitglieder von Luftwaffensoldaten. Diese Leute hatten entschieden, daß sie nichts gegen die Gefahr am Himmel unternehmen konnten, hatten sich aber in zwei Grundschulen versammelt und hielten sie geöffnet, als Anlaufstellen für Hunderte von verirrten und gestrandeten Menschen, die aus dem Süden kamen. Mit etwas Speck und Rühreiern im Magen fühlte sich Marilyn Keep schon viel besser. Sie stand mit ihrem Mann bei einer kleinen Gruppe von Menschen vor der Aula der Dwight-Eisenhower-Grundschule, trank Kaffee und verfolgte mit einem Auge die Sendungen in einem batteriegetriebenen Fernseher, den jemand auf einen Stuhl gestellt hatte.
    Der größte Teil des militärischen Personals der Luftwaffe war fort, transportierte Versorgungsgüter in Katastrophengebiete, holte Kranke und Verwundete dort heraus und versuchte, den Notstand nach besten Kräften durchzustehen. Das Hilfspersonal und die Familienangehörigen waren jedoch immer noch in Minot.
    Man fragte Marilyn nach New York, und sie schilderte die überfluteten Straßen, das Gefühl der Isolation auf einem Dach und wie sie die Tür vor dem Kind geschlossen hatte. (»Ist schon okay«, sagte jemand. »Sie konnten da nichts machen.«)
    Das Fernsehen zeigte die Nahaufnahme einer Raumfähre. Die langen, feurigen Lanzen, die aus den beiden
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