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Mondscheinzauber - Jones, C: Mondscheinzauber - Moonshine

Mondscheinzauber - Jones, C: Mondscheinzauber - Moonshine

Titel: Mondscheinzauber - Jones, C: Mondscheinzauber - Moonshine
Autoren: Christina Jones
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befriedigen – sondern damit, dass ich auf diese Weise zu verschiedenen Zeiten in immer wieder andere Städte komme und dadurch die perfekte Gelegenheit habe, überall im Land meine Straßenarbeit zu betreiben.«
    Cleo starrte ihn an und spürte ein scheußlich schlechtes Gewissen. »Soll das heißen, all die Male, wenn du so spät von deinen Auslieferungsfahrten zurückgekommen bist, hast du gar nicht …«
    »Mit Georgiana und Aphrodite herumgevögelt? Nein, ich habe in Notunterkünften ausgeholfen, bin mit Obdachlosen durch die Straßen gezogen und habe, wo immer ich gebraucht wurde, getan, was gerade nötig war.«
    »Und hast mir nichts davon erzählt?«
    »Zunächst nicht. Weil ich dich noch nicht gut genug kannte, um es dir anzuvertrauen. Ich habe es so lange vor jedermann geheim gehalten, dass es mir eigentlich gar nicht in den Sinn gekommen ist, dir davon zu erzählen. Und später dann konnte ich es dir nicht erzählen, weil ich dachte, du würdest glauben, ich gebe nur an oder will dir beweisen, dass ich mehr als nur ein verwöhnter Bengel bin. Aber jetzt bist du, abgesehen von Olive, der einzige Mensch, dem ich es erzählt habe.«
    »Nun, außer deiner Mutter natürlich. Da es ja Mimis Wohltätigkeitsprojekte sind …«
    »Wie genau liest du die Korrespondenz meiner Mutter, wenn du ihre Briefe tippst?«
    Cleo runzelte die Stirn. »Genau genug. Ich kann gut tippen, meine Rechtschreibung ist in Ordnung …«
    »Aber weißt du, an welche Wohlfahrtsorganisationen du zu welchem Zweck schreibst?«
    »Nein. Die Namen sind alles Abkürzungen, aber jetzt weiß ich es ja, nach heute Abend …«
    Dylan lehnte sich einen Moment in seinem Stuhl zurück, dann lächelte er. »Die Wohltätigkeitsprojekte meiner Mutter sind alle sehr ehrenwert. Von der Sorte, die ihr am meisten Ansehen verschafft. Meine Mutter ist eine freundliche und großzügige Frau, aber mit Obdachlosigkeit würde sie bei den noblen hohen Tieren keine Bonuspunkte ernten. Meine Mutter weiß gar nichts von dem, was ich tue.«
    Cleo schluckte. »Du meinst, dass ich seit Olive im Ernst der einzige Mensch bin, der davon weiß?«
    »Nun, abgesehen von all den anderen Streetworkern, ja. Aber die wiederum wissen nichts über mein Leben in Lovers Knot. Also ja, du, Cleo Moon, bist der einzige Mensch, der von beidem weiß. So viel bedeutest du mir. Ich musste es dir erzählen – nicht nur weil ich weiß, dass du mich für einen nutzlosen Taugenichts hältst, der seine Zeit und sein Geld auf einem endlosen Egotrip mit heißen Schlitten und heißen Bräuten vergeudet – was natürlich den Reiz an der Sache erhöhte –, sondern weil ich wollte, dass du die Wahrheit weißt. Weil ich gern wüsste, ob du dieses Engagement mit mir teilen könntest?«
    Cleo schloss die Augen. Alles war auf einmal viel zu viel für sie.
    Sie machte die Augen wieder auf und sah ihn an. »Dylan, ich schulde dir die dickste Entschuldigung der Welt … Es tut mir schrecklich leid, dass ich lauter falsche Schlussfolgerungen gezogen habe, aber …«
    »Es war sogar der Grund, warum ich aus Oxford rausgeworfen wurde. Nicht weil ich zu viel Zeit damit vertan hätte, mich als reicher Tunichtgut aufzuspielen, sondern weil ich nie zu Vorlesungen und Tutorien erschienen bin. Nie meine Seminararbeiten abgegeben habe. Nie irgendwas gelernt habe. Da hat das alles angefangen.«
    »Und das hast du deiner Mutter nie erzählt? Du hast sie in dem Glauben gelassen, du wärst, ähm, wegen irgendeinem Fehlverhalten rausgeflogen?«
    Dylan lachte. »Ja. Und das hat sie offenbar akzeptiert, weil sie weiß, dass ich in vielem ganz ihr Sohn bin. Immerhin ist sie von ihrer letzten Schule einfach ausgerissen – da konnte sie mir ja kaum Vorwürfe machen, als ich dasselbe getan habe.«
    »Und als du damals in Oxford warst, hast du einfach beschlossen, Obdachlosen zu helfen?«
    »Tja nun, angefangen habe ich damit, den armen Kerlen auf der Straße im Vorbeigehen Geld hinzuwerfen, dann bin ich stehen geblieben und habe mit ihnen geredet und sie näher kennengelernt und etwas über ihre Hintergründe erfahren. Dann habe ich in Suppenküchen mitgeholfen und dann in Notunterkünften, und all das schien so viel wichtiger zu sein als mein Studienabschluss. Es war real, Cleo. Und ich hatte nie ein reales Leben. Alles war immer so behütet und perfekt. Und die Leute, die ich auf der Straße kennengelernt habe, hatten auch einmal eine Existenz, aber sie haben sie verloren – und ich kam mir so verdammt hilflos vor.«
    Cleo
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