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Mondmilchgubel Kriminalroman

Titel: Mondmilchgubel Kriminalroman
Autoren: Mona Bodenmann
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Fasziniert beobachtet sie die dunklen Schatten, die über Möllers Gesicht huschen und ihm ein geheimnisvolles Aussehen verleihen.
    »Selbst wenn ich herausfinde, wer es getan hat, wird es dafür keine endgültige Antwort geben.«
    Sie sinnt seinen Worten nach, spürt in ihnen einen Hauch Melancholie. »Wir haben am Morgen noch miteinander telefoniert. Iris schien so glücklich.«
    »Dem Tod ist das Glück egal.«
    Sie schlägt auf den Tisch. »Ich hasse den Tod!«
    Möller schweigt.
    Sie beugt sich vor. »Haben Sie mich gehört?«
    Er weicht ihrem Blick aus.
    »Nein, Sie verstehen das nicht. Sie wären arbeitslos, wenn es den Tod nicht gäbe.« Sie ist wütend auf diesen Polizisten, für den Iris’ Tod bloß ein weiterer Fall ist, den es zu lösen gilt. »Warum starren Sie mich so an? Glauben Sie mir, der Tod verdirbt alles. Die Hoffnung, die Wünsche, das Vertrauen.«
    »War Iris Brunner ein glücklicher Mensch?«
    »Glücklich. Was heißt das schon. Manchmal war sie zuversichtlich, manchmal verzweifelt. Finden Sie heraus, wer es getan hat.« Sie weiß um den bitteren Ton in ihrer Stimme.
    Er schweigt.
    Sie folgt seinem Blick Richtung Horizont, wo sich im Mondlicht die schwarzen Silhouetten der Voralpen abheben.
    »Schön, die Sterne. Wohnen Sie schon lange hier?«
    »Fast sieben Jahre. Zuvor habe ich in Zürich gewohnt.«
    »Darf ich fragen, weshalb Sie hierher gezogen sind?«
    »Gehören solche Fragen auch zu Ihrer Ermittlung?«
    »Manchmal.«
    »Nach dem Tod meines Mannes brauchte ich Distanz. Ich habe die eigenen vier Wände nicht mehr ausgehalten. Alles hat mich an Lucien erinnert.«
    »Ich verstehe. Wohnen Sie hier draußen allein?«
    »Meistens.« Sein Schmunzeln irritiert sie. »Können wir jetzt zur Sache kommen? Ich bin müde, und ich fühle mich total beschissen.«
    »Was möchten Sie wissen?«, fragt er geduldig.
    »Mir wurde mitgeteilt, dass man Iris im Mondmilchgubel gefunden hat, wurde sie auch dort getötet?«
    »Das wird sich zeigen. Wie gut kannten Sie Iris Brunner?«
    »Diese Frage habe ich heute Nachmittag schon ausführlich Ihrem Kollegen Kunz beantwortet.«
    »Es ist mir bewusst, dass meine Fragen für Sie unangenehm sind. Doch Sie scheinen, mal abgesehen vom Ehemann, die Tote am besten gekannt zu haben. Mit Ihren Antworten helfen Sie mir, dieses Verbrechen aufzuklären.«
    »Kann das nicht bis morgen warten?«
    »Nein.«
    »Also gut. Wir haben uns regelmäßig getroffen. Iris hat mir vieles anvertraut, aber längst nicht alles.« Sie fährt sich mit den Händen durchs Haar. »Ich glaube, dass es unmöglich ist, einen Menschen gut zu kennen.«
    »Was könnte Frau Brunner Ihrer Meinung nach dort oben gesucht haben?«
    »Sie hat nichts gesucht. Die Natur war ihr Zuhause.«
    »War sie oft allein unterwegs?«
    »Ja, oft.«
    »Gab es Menschen, die sie nicht mochten?«
    »Nicht, dass ich wüsste.« Sie versucht, ihre aufkommende Gereiztheit zu unterdrücken.
    »War sie eine gesellige Person?«
    »Diese Frage kann ich guten Gewissens mit einem Nein beantworten. Die Naturwesen waren ihr lieber als die Menschen. Ihre Wahrnehmung schwang in Dimensionen, zu denen wenige Menschen Zugang haben.«
    »Hat sie sich mit ihrem Mann gut verstanden?«
    Sie überlegt. »In welcher Beziehung?«
    »In jeder Beziehung.«
    »So genau weiß ich das nicht. Ich habe Kuno kaum gekannt. Ich wage jedoch zu bezweifeln, dass sich die beiden viel zu sagen hatten. In meiner Anwesenheit hat Iris nie erwähnt, dass sie ihren Mann liebt. Aber vielleicht hat sich die Beziehung über die Jahre ganz einfach abgenutzt.«
    »Glauben Sie, dass Brunner seine Frau geliebt hat?«
    »Meiner Meinung nach hat er sie geliebt, wie man ein teures Auto liebt. Iris hat sich seinen Besitzansprüchen nicht widersetzt. Teils vermutlich aus Bequemlichkeit, teils, weil sie Konflikte verabscheute.«
    »Verstehe.«
    »Vielleicht könnte man es so ausdrücken: Iris war zwar meine Freundin, aber ihr Wesen blieb auch für mich rätselhaft. Ich stelle immer wieder fest, dass solche Frauen auf Männer anziehend wirken.«
    »Inwiefern?«
    »Eine Frau, die nicht ganz zu haben ist, entfacht den männlichen Eroberungstrieb. Oder etwa nicht?«
    Er lässt die Frage offen, was sie ärgert.
    »Könnte es sein, dass ihre Verschlossenheit in ihrer Ehe zu Konflikten geführt hat?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht genügte es Kuno, eine hübsche Frau zu haben, die für ihn den Haushalt besorgte, und die er nach Lust und Laune begatten konnte.«
    »Sie scheinen kein
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