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Mondlaeufer

Mondlaeufer

Titel: Mondlaeufer
Autoren: Melanie Rawn
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dunkle Erde. Sie knetete sie mit den Händen, sog den Geruch ein und ließ sie durch die Finger rieseln. Die Tochter eines Gutsherren besann sich auf die Lektionen ihrer Kindheit; sie prüfte die Erde mit einem Wissen, das sie in der schönen, toten Wüste nicht hatte nutzen können. Im Aufstehen schenkte sie ihrem Mann ein strahlendes Lächeln.
    »Hier wächst alles, was du pflanzen möchtest. Man braucht die Erde nicht einmal anzurühren, um sie zu prüfen. Sieh dich doch nur um! Ich habe noch nie etwas so Vollkommenes gesehen!«
    Er nickte langsam, und seine Augen leuchteten auf. Dann stieg er ab und ging allein weiter. Während sein blondes Haar in der Sonne hell aufleuchtete, sahen die anderen erstaunt und schweigend zu. Alle außer Sioned. Sie wusste genau, was er dachte, und konnte kaum den Wunsch unterdrücken, es allen zu erzählen.
    Schließlich kam er zurück und überraschte sogar Sioned, indem er sie an der Taille packte und in die Luft schwang.
    »Du hast recht, du hast recht, es ist vollkommen!«, rief er. »Sioned, das ist der schönste Ort der Welt! Und er gehört uns!« Er küsste sie und setzte sie ab, dann drehte er sich zu den anderen um. »Pol! Was meinst du, wo sollen wir deinen Palast hinstellen?«
    »Meinen …« Der Junge fiel fast vom Pferd. »Vater!«
    Tobin blieb der Mund offen. »Palast? Was redet ihr da?«
    »Na, du weißt schon: Wände, Gänge, bemalte Decken und Wandbehänge und Teppiche und …«
    »Und riesige Fenster und buntes Glas und Gärten und Springbrunnen und – und einfach alles!«, fiel ihm Pol begeistert ins Wort. »Ich sehe es schon vor mir!«
    »Ich auch!« Tobin war von ihren eigenen Worten überrascht und lachte. »Ihr seid verrückt, alle miteinander! Wo wollt ihr die Steine herbekommen?«
    »Vater, es kostet uns doch überhaupt nichts. Denk an das Gut Rezeld!«
    »Woran?«, fragte Chay.
    »Ein Gut, wo wir diesen Sommer waren, weißt du noch, Maarken? Die schulden uns etwas«, erklärte er seiner Mutter. »Und sie haben einen Steinbruch.«
    Rohan nickte glücklich. »Das hätte ich fast vergessen!«
    »Jetzt aber mal langsam«, befahl Chay. »Ich nehme an, ihr werdet das alles später erklären, aber ich muss im Moment erst einmal wissen: Worüber, zum Teufel, redet ihr überhaupt?«
    »Weißt du, ich habe Ostvel die Felsenburg mit Absicht gegeben. Ich will einen neuen Palast, sowohl für die Wüste als auch für die Prinzenmark. Dieses Tal ist nicht allzu weit weg von dem Pass, der nach Stronghold führt. Und hier wird in Zukunft auch das Rialla abgehalten, nicht in Waes.« Er zog Sioned an sich und küsste sie wieder. »Dann müssen meine Lichtläufer nie mehr den Faolain überqueren!«
    Wenig später kam Lleyn mit dem Rest der Truppe. Dessen Zustimmung fand sowohl das Tal als auch der Gedanke von einem neuen Palast und einem neuen Ort für das Rialla.
    »Clutha wird es nichts ausmachen, und Gennadi wird froh sein, wenn es ihr nicht alle drei Jahre bevorsteht. Ich habe immer gedacht, dass der Hoheprinz eine Residenz haben sollte, die leicht erreichbar ist. Die Felsenburg ist wirklich ein umöglicher Ort. Das hier …« Er blickte sich um und nickte. »Das ist wahrhaftig perfekt.« Plötzlich grinste der Alte. »Habt Ihr denn auch Alasens Falken gefunden?«
    »O Göttin!«, rief Sioned. »Den habe ich völlig vergessen!«
    Sie flocht wieder Stränge des Sonnenlichts, während die Diener und Soldaten schon das Nachtlager errichteten. Doch alle ihre Versuche blieben erfolglos, und sie entschuldigte sich bei Alasen, die lächelnd den Kopf schüttelte.
    »Sie wird schon wieder auftauchen, wenn sie sich erst an dem sattgefressen hat, was sie erwischt hat.«
    »Ich habe sie Euch geschenkt, und ich will sie nicht durch meine eigene Dummheit verlieren«, gab Sioned zurück. »Komm, wir suchen sie. Pol, Rohan, Ostvel, kommt mit.«
    Maarken schloss sich ihnen an, nachdem er für Hollis in Lleyns Gesellschaft im Schatten einen bequemen Platz gefunden hatte. Sie schüttelte den Kopf, als seine Augen wortlos eine Frage stellten.
    »Es geht mir ganz gut, Liebster. Und ich habe seit gestern Morgen nichts mehr mit dem Wein zu mir genommen. Ich glaube, es ist vorüber, Maarken – oder jedenfalls beinahe.«
    Er küsste ihre Hände und lächelte.
    Lleyn stach ihm mit dem Ende seines Drachenkopfstocks ins Bein. »Ihr habt sie seit Tagen für Euch allein gehabt«, schalt er. »Gestattet einem alten Mann, außerhalb Eurer Hörweite mit Eurer hübschen Gemahlin zu flirten. Ich gelobe,
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