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Mond-Elfe

Titel: Mond-Elfe
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verheimlichen, denn Stolz (einige sagten Arroganz) gehörte zum Wesen der Zentauren.
    Sie setzten die Überprüfung der verschiedenen Gruppen fort. Sie alle suchten gewissenhaft, aber ohne irgendeinen Erfolg. Um zu verhindern, daß sich ihre Schwermut weiter steigerte, dachte Chex über ihr Verhältnis zu Che nach.
    Alles hatte genau genommen mit ihrer Hochzeit angefangen. Sie war Cheiron begegnet, dem einzigen anderen geflügelten Zentaur in Xanth, und hätte sich wahrscheinlich auch dann in ihn verliebt, wenn er nicht stattlich, stark, gescheit und erfahren gewesen wäre. Sie beschlossen, sich zu paaren – die Menschen nannten es Hochzeit –, und der Simurgh kam selbst herbeigeflogen, um die Trauung zu vollziehen. Der Simurgh war der größte und älteste der Vögel. Er hatte bereits drei Perioden des Universums mit Zerstörung und Wiederaufbau gesehen und würde wahrscheinlich noch ein oder zwei weitere Perioden erleben. Natürlich hatte er alles sehr kompetent gehandhabt und dabei eine Bemerkung fallen lassen, die Chex und Cheiron überraschte. AUS DIESER VERBINDUNG, sagte er im Klang seiner kraftvollen, geistigen Stimme, WIRD EINER HERVORGEHEN, DESSEN LEBEN DEN VERLAUF DER GESCHICHTE VON XANTH ÄNDERN WIRD. Dann hatte er von allen anwesenden geflügelten Ungeheuern gefordert, und selbst von Prinz Dolph, dem es gelungen war, sich in der Gestalt einer Wasserjungfer einzuschleichen, einen Eid zu schwören, dieses Wesen vor jedem Leid zu schützen. Es war klar geworden, warum der Simurgh gekommen war: Er wollte die Sicherheit des zukünftigen Fohlens gewährleistet wissen.
    Nach angemessener Zeit kam Che zur Welt. Der Storch hatte ihn nicht gebracht, und er war auch nicht unter einem Feigenblatt gefunden worden. Die Zentauren waren ganz Realisten, was alle natürlichen Vorgänge betraf. Sie hatten direktere, wenn auch unbequemere Wege, ihren Nachwuchs zu empfangen. Schließlich waren Störche notorisch kurzsichtig und lieferten deswegen die Babys teilweise falsch aus. Das war vielleicht für die Menschen in Ordnung, aber ein Zentaur würde sich hüten, dieses Risiko einzugehen.
    Che war von Anfang an herrlich anzusehen gewesen, mit seinem dunkelbraunen Fell und den weichen, kleinen Schwingen. Die Flügelungeheuer hatten auf ihn achtgegeben, so daß kein Greif, Drache, Rokh oder irgend etwas anderes, was fliegen konnte, von den Harpyien bis hinunter zu den kleinen Wasserjungfern, ihm gefährlich werden konnte. Einige junge fliegende Drachen waren sogar gekommen, um mit ihm zu spielen, obwohl er selbst noch nicht fliegen konnte, und sie hatten den Landdrachen über alles berichtet. Die Landdrachen waren nicht durch den Eid gebunden, aber viele von ihnen hatten ansehnliche Schwingen und identifizierten sich mit ihren fliegenden Verwandten. Deshalb sorgten auch sie sich um Che.
    Ihre Familie hatte hier auf der Lichtung ein geradezu idyllisches Leben geführt. Wenn sie und Cheiron allein irgendwo hingehen oder einigen ihrer Freunde helfen wollten, hatten sie niemals Mangel an Fohlensittern. Sogar der Drache Drago, der Schrecken des nördlichen Xanth, hatte einmal vorbeigeschaut – und nicht nur wegen des Eides. Er fühlte sich immer noch gegenüber dem Skelett Mark Knochen verpflichtet, das sein ganzes Nest voller schöner Steine gerettet hatte. Und Mark Knochen war Chex’ Freund. Drachen waren gegenüber denen, die sie respektierten, äußerst loyal, trotzdem gibt es zum Glück nur wenige von ihnen. So hatte es Che niemals an Gesellschaft gefehlt, und er war ein glücklicher kleiner Zentaur.
    Was war es, daß der Simurgh in Ches Zukunft gesehen hatte? Wie konnte er die Geschichte von Xanth verändern? Obwohl Chex ihn über alle Maßen liebte, wußte sie irgendwo in einem Bereich ihres Verstandes, der nicht von ihrer Elternliebe beeinflußt wurde, daß Che nur ein kleiner geflügelter Zentaur wie seine Eltern war. Die normalen Zentauren erkannten ihn überhaupt nicht an, und für die Menschen war er eine bloße Kuriosität. Es gab keinerlei Anzeichen, daß er zu Größerem bestimmt sei – oder auch nur, wie es im Moment aussah, daß er überleben würde. Dennoch konnte sich der Simurgh nicht einfach geirrt haben. Er war der Hüter der Saat, und es gab wenig, wenn überhaupt etwas, was er nicht von den Gezeiten des Lebens verstand.
    Dann kam Chex ein schrecklicher Gedanke. Einmal angenommen, Che war gar nicht derjenige, den der Simurgh gemeint hatte. Sicherlich war er das Ergebnis der Vereinigung von Chex und
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