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Möwenspur

Möwenspur

Titel: Möwenspur
Autoren: Jean-Pierre Kermanchec
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dunkelgrauen Anzug
und schwarze Schuhe. Der Knoten seiner rot blau gestreiften Krawatte war nicht ganz nach oben gezogen
und der oberste Knopf des weißen Hemdes stand offen.
Man konnte ihm ansehen, dass er wusste, dass er nicht
gerade
ideal
für
diesen Fundort
gekleidet
war. Die
schwarzen Lackschuhe waren für die Straßen von Quimper geeignet aber nicht für die Felsen an diesem Küstenstreifen. Er hatte sich bereits auf dem Weg oberhalb der
Fundstelle mit Martinou unterhalten und wusste daher
schon über den Kollegen aus Paris Bescheid.
„Sie dürften der Kollege aus Paris sein! Ewen Kerber“,
stellte er sich vor, als er auf Louvin zuging und ihm seine Hand entgegenstreckte.
„Stimmt!“, antwortete
Louvin und reichte
ihm
seine
Hand. „Ich will mich nicht in Ihre Arbeit einmischen, ich
bin eigentlich nur zufällig hier, aber meine berufliche
Neugierde brachte mich an den Fundort.“
„Ich habe nichts dagegen, Hilfe aus der Hauptstadt zu
bekommen.“ Kerber dreht sich nun zur Leiche um.
„Hat die Spurensicherung schon etwas gefunden?“, fragte er den einige Schritte abseits stehenden Polizisten.
Dieser zuckte mit den Achseln und drehte sich um, auf
der Suche nach den Kollegen von der Spurensicherung.
Die Männer hatten sich bereits die nähere Umgebung
angesehen und waren daher etwas weiter entfernt von
dem Toten. Als der Mann, der zuvor den Aluminiumkoffer getragen hatte, den Kommissar bemerkte, kam er
näher und begrüßte ihn.
„Ewen, wir haben noch wenig Brauchbares gefunden.
Einige Zigarettenstummel, die könnten aber schon länger
hier liegen, einen Knopf, der von einem Anzug stammen
könnte und eine Linsenabdeckung von einem Canon
Fotoapparat. Alles was sich in der Kleidung des Toten
befindet, haben wir uns bewusst noch nicht angesehen.
Dazu haben wir im Labor noch Zeit.“ „Danke Dustin“,
sagte Kerber. Dustin Goarant war schon seit langer Zeit
bei der Spurensicherung. Er und Kerber hatten so manchen Fall gemeinsam bearbeitet.
„Was meint der Pathologe?“, fragte Kerber seinen Kollegen.
„Yannick hat sich die Leiche angesehen und macht sich
gerade hinter den Felsen einige Notizen.“
In diesem Augenblick kam der Pathologe zum Vorschein
und als er Kerber sah trat er näher.
„Der Mann ist noch nicht sehr lange tot, ich schätze ungefähr elf bis zwölf Stunden, näheres nach der Obduktion.“
„Kannst Du schon etwas zur Todesursache sagen?“
„Nun Ewen, das ist nicht so einfach. Der Mann hat keinerlei
Verletzungen,
die
auf
eine
Gewalteinwirkung
schließen lassen. Die einzige Verletzung, die ich sehen
konnte war eine Wunde an der linken Stirnseite. Die hat
er sich beim Aufprall auf die Felsen zugezogen. Ansonsten ist nichts zu erkennen. Ich würde sagen, ein Unfall.
Der Mann ist vermutlich in der letzten Nacht hier entlang
spaziert, hat den Weg falsch eingeschätzt und ist an dieser Stelle abgestürzt. Ich glaube, ihr könnt den Fall
schnell abschließen.“ Yannick Detru lächelte und winkte
mit der rechten Hand zum Abschied, als er sich auf den
Weg nach oben machte.
„Deinen Bericht bekomme ich morgen“, rief Kerber ihm
noch nach. Ein weiteres Winken mit der rechten Hand
signalisierte, dass er es gehörte hatte.
Louvin sah seinen Kollegen an und fragte ihn:
„Sind Sie auch der Meinung, dass es sich um einen Unfall handelt?“
Ewen Kerber sah Louvin mit ruhigem Blick ins Gesicht.
Dann sagte er: „Ich würde dem Doktor sofort zustimmen
wenn, wenn da nicht…“
„Die Fischabfälle wären“, meinte Louvin.
„Genau, so sehe ich das auch. Wenn er nur die Böschung
hinunter gefallen wäre und seinen Kopf auf den Felsen
aufgeschlagen hätte, dann wären keine Fischabfälle auf
dem Leichnam verstreut. Die Flut kommt nicht ganz so
hoch, aber das Wasser würde auch keine Fischabfälle mit
sich führen. Nein, der Fall liegt nicht so einfach, wie
Yannick das annimmt. Sind Sie noch länger am Ort? Ich
hätte nichts dagegen, wenn sie bei den Untersuchungen
dabei wären. Weil,…“, Kerber zögerte einen Augenblick
bevor er fortfuhr, „…da gibt es noch einen weiteren Fall,
den ich gerade untersuche.“ Ewen Kerber sah seinen
Pariser Kollegen fragend an.
„Einen weiteren Fall?“ Louvin
horchte auf, es schien
ihn zu interessieren, was Kerber zu berichten hatte. Er
hatte vierzehn Tage Urlaub genommen und er wollte
sich eigentlich erholen und abschalten, sich mit seinem
Freund unterhalten, gut essen und trinken und vielleicht
den einen oder anderen Spaziergang am Meer
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