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Möwenspur

Möwenspur

Titel: Möwenspur
Autoren: Jean-Pierre Kermanchec
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machen.
Andererseits waren Kriminalfälle nicht nur seine Arbeit
sondern auch seine Leidenschaft. Daher sah er Kerber
geduldig an und wartete, dass dieser von dem anderen
Fall berichtete.
„Nun, vor wenigen Tagen hatten wir einen ähnlich gelagerten Fall in Kersolf, nur wenige Kilometer entfernt von
hier. Die dortige Küstenlinie ähnelt dieser, auch da gibt
es steilabfallende Böschungen mit vorgelagerten Felsen.
Der Tote von Kersolf trug ebenfalls sehr elegante Kleidung und schien nicht aus der Gegend hier zu stammen.
Wie bei diesem Toten, so fanden wir auch bei der anderen Leiche keinerlei Ausweispapiere und auch dort waren Fischabfälle über dem Leichnam verstreut. Auch er
wurde am frühen Morgen von einem Spaziergänger entdeckt, auf Grund der Möwen. Wir stehen vor einem Rätsel. Wieso macht jemand auf seine Opfer aufmerksam?
Ein Mörder würde sie doch eher verstecken, wenigstens
ist das meine Erfahrung.“
Ewen Kerber sah seinen Kollegen an und wartete auf
dessen Erwiderung.
Marc Louvin hatte aufmerksam zugehört und sah über
das Meer, das langsam ruhiger wurde. Selbst die leichte
Brise ebbte weiter ab und ließ den Sturm von der Nacht
in Vergessenheit geraten. Es dauerte einige Minuten, bis
er sich wieder zu Ewen Kerber umdrehte und ihm sagte,
dass er sich während seines Aufenthaltes sehr gerne an
der Lösung des Falles beteiligen würde.
„Ich habe etwas gezögert, Ihr Angebot einer Zusammenarbeit sofort zu akzeptieren, bin aber bereit dazu. Allerdings müssen Sie mir ab und zu eine Auszeit gönnen,
schließlich verbringe ich meinen Urlaub als Gast bei
meinem Freund. Ich werde sicherlich nicht zu jedem
Verhör mitkommen oder jeder Spur nachgehen können.“
„Einverstanden“, sagte Ewen, „ich darf Sie aber zwischendurch anrufen und um ihren Rat bitten?“
Louvin war erstaunt, er hatte noch selten einen Kommissar getroffen, der froh über die Hilfe eines auswärtigen
Kollegen war. Marc sah nach oben und erkannte dort
seinen Freund Gerard, der eine gewisse Ungeduld zeigte,
indem er immer wieder auf die Uhr verwies. Marc war
sicher, dass Gerard endlich etwas frühstücken wollte. Er
gab Ewen Kerber seine Handynummer, verabschiedete
sich von ihm und stieg wieder nach oben.

Kapitel 2
    „Schön, dass du dich loseisen konntest!“, meinte Gerard
zu seinem Freund, als dieser oben auf dem Weg angekommen war.
„Tut mir leid, aber er bat mich, mit ihm an dem Fall zu
arbeiten.“
Gerard sah seinen Freund verdutzt an.
„Was hast du gesagt? Du hast doch Urlaub und wir wollen auch noch segeln!“
„Ich weiß und wir werden das auch alles machen, ich
habe dem Kommissar Kerber schon gesagt, dass ich freie
Zeit für unsere Unternehmungen benötige. Ich werde
aber nebenher etwas recherchieren.“
„So nebenher, Marc, ich kenne dich viel zu lange und
viel zu gut. Du machst nichts einfach nebenbei. Aber wie
du willst, es ist dein Urlaub.“
Die beiden gingen zum Wagen von Marc. Zu Fuß hätte
der Weg zurück zu seinem Haus jetzt doch länger gedauert als sein Magen aushalten wollte. Seit geraumer Zeit
signalisiert dieser ihm, dass er gerne etwas zu verdauen
hätte. Mit dem Auto dauerte es jetzt nur wenige Minuten
um zurück zum Haus von Gerard Martinou zu gelangen,
das an der sogenannten Corniche, unweit der Pointe de
Trévignon lag.
‚Le Paradis‘ an der Pointe de Trévignon hatte er sich vor
vielen Jahren als Ferienort ausgesucht. Er konnte nicht
einmal sagen warum, vielleicht war es auch nur der Name, der ihn damals dazu bewog. Martinou lebte, wie sein
Freund Marc auch, in Paris. Er hatte eine gutgehende
internistische
Praxis, im
achten Arrondissement. Seit
einigen Jahren hatte er sich eine Assistentin in die Praxis
geholt und seine Anwesenheit deutlich reduziert. Er war
Single und völlig unabhängig von Schulferien oder anderen Zwängen. Immer wieder fuhr er für einige Wochen
in die Bretagne. Sein Hobby war die Malerei und so verbrachte er viele Stunden mit der Staffelei, an der Küste
zwischen Concarneau und Lamor Plage. Am liebsten
aber hielt er sich an dem Küstenstreifen zwischen der
Pointe de Trévignon und Raguénez auf. Der Küstenverlauf hier war sehr abwechslungsreich. Auf kleine Sandbuchten folgten unmittelbar steinige Abschnitte, auf flache Küstenstreifen, steilabfallende Felsenküsten. Motive
in Hülle und Fülle für einen Maler, der aber auch geruhsame Wanderwege entlang des Meeres schätzt.
Louvin steuerte den Wagen in die Einfahrt und fuhr die
knapp siebzig Meter bis zum
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