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Mörderspiel

Mörderspiel

Titel: Mörderspiel
Autoren: Heather Graham
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Zittern kroch ihr den Rücken hinauf.
    Mein Gott, das Tableau war hervorragend gemacht und ging ihr unter die Haut. Es gab noch andere Besucher der Ausstellung im Kellergewölbe von Lochlyre Castle, darunter Freunde. Doch im Augenblick fühlte sie sich hier im Halbdunkel stehend gehörig verunsichert. Man stelle sich vor, die Lichter gingen aus…
    Dann wäre sie allein im Finstern mit ihm… dem dunkelhaarigen Folterknecht mit seinem schmalen Oberlippenbart und den sadistischen Augen, der sein Opfer so bösartig anstarrte. Die Figuren waren so realistisch gestaltet, dass man sich leicht vorstellen konnte, wie sie in der Dunkelheit zum Leben erwachten. Sie würden sich bewegen, gehen, schleichen und ihre tödlichen und zerstörerischen Waffen anwenden.
    Hände legten sich auf ihre Schultern, und sie hätte fast aufgeschrien. Sie zuckte zusammen, doch irgendwie unterdrückte sie den Schrei, der sich ihrer Kehle entringen wollte.
    „Nun, meine Liebe?“
    Sie erschauerte noch einmal, immer noch unsicher, jedoch nicht mehr so ängstlich. Brett McGraff trat neben sie und legte ihr lässig einen Arm um die Schultern. Sie schämte sich fast, dass seine bloße Anwesenheit ihr ein Gefühl von Sicherheit vermittelte, wenn sie sich dabei auch alles andere als behaglich fühlte.
    Sie war hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, sich an ihn zu klammern, und dem Drang, seinen Arm wegzustoßen. Wie üblich löste Brett erstaunlich widersprüchliche Gefühle bei ihr aus. Manchmal machte er sie regelrecht wütend. Und dann wieder war sie gegen seinen sinnlichen Charme, der sie seit ihrer ersten Begegnung anzog, durchaus nicht immun. Meistens reagierte sie jedoch nur leicht gereizt und nicht gerade nachsichtig auf ihn.
    „Es wirkt sehr realistisch“, sagte sie leise. „Es macht mir richtig Angst.“
    „Gut.“
    „Warum?“
    „Ich möchte, dass du Angst hast.“
    „Ach ja?“
    „Angst könnte dich ein bisschen anlehnungsbedürftiger machen.“ Er zog sie fester an sich und flüsterte ihr rau ins Ohr: „Man hat uns jeweils ein eigenes Zimmer im Schloss zugewiesen. Unser Gastgeber scheint zu vergessen, dass wir verheiratet waren. Aber ich würde dir in den langen, unheimlichen Nächten gern Gesellschaft leisten.“
    „Waren
ist das alles entscheidende Wort“, belehrte sie ihn. „Wir waren mal verheiratet vor über drei Jahren, für ganze zwei Wochen.“
    „Aber es dauerte länger als zwei Wochen, uns scheiden zu lassen“, widersprach er einschmeichelnd. „Und vergiss nicht, wie viel wir in unseren herrlichen Flitterwochen zusammen erlebt haben.“
    „Brett, unsere Ehe endete, während wir noch in den Flitterwochen waren“, erinnerte sie ihn.
    Er ließ sich nicht abschrecken. „Und nun werden wir wieder richtig gute Freunde“, erwiderte er voller Zuversicht.
    Unwillkürlich zuckte ein Lächeln um ihre Mundwinkel. Brett war groß und attraktiv, mit widerspenstigen braunen Haaren, passenden dunklen Schlafzimmeraugen und einem lakonischen Charme, der ihn zum Medienidol hatte werden lassen. Er schrieb Medizinkrimis, was ihm kommerziellen Erfolg und wohlwollende Kritiken einbrachte. Seine Bücher trugen ihm ein kleines Vermögen ein. Dennoch gelang es ihm, nur gelegentlich ärgerlich arrogant zu sein.
    Sabrina hatte ihn nach dem Verkauf ihres zweiten Buches kennen gelernt, noch ehe es auf den Markt gekommen war. Das war kurz nach seiner Scheidung von seiner dritten Frau gewesen. Zu behaupten, sie wäre damals naiv gewesen, wäre eine maßlose Untertreibung. Sie hatte gerade versucht, eine unglückliche Beziehung zu überwinden.
    Ihre stürmische Romanze hatte in Flitterwochen in Paris geendet. Zu der Zeit war in Frankreich gerade Bretts neuester Roman erschienen. Zunächst war sie nur amüsiert gewesen über die vielen Frauen, die auf nicht gerade dezente Weise Interesse an ihrem Mann bekundeten. Weniger amüsiert hatte sie dann allerdings die Erkenntnis, wie viele von denen er bereits gut, um nicht zu sagen, intim kannte. Als geborene Optimistin, die sich nach einer glücklichen Zukunft sehnte, hatte sie dennoch beschlossen, mit Bretts Vergangenheit zu leben.
    Es hatte sie nicht einmal so sehr gestört, wie wenig seine Verflossenen Rücksicht darauf nahmen, dass er eine neue Ehefrau hatte. Schließlich konnte sie ihm das Verhalten der anderen nicht zum Vorwurf machen. Beunruhigt hatte sie Bretts Gleichgültigkeit gegenüber dem Unbehagen, das sie in ihrer Position empfand. Er war ein guter Liebhaber, er konnte amüsant
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