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Mörderischer Auftritt

Mörderischer Auftritt

Titel: Mörderischer Auftritt
Autoren: Anne George
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als sei er von einem wilden Tier angegriffen worden.«
    Ein Schauer überfuhr mich. »Ich weiß. Vielleicht war es so, dass Dusk sich an dem Bären festgekrallt hat, während man versucht hat, sie aus dem Haus zu schleppen. Vielleicht hat sie auch versucht, ihn auf die Person zu schleudern, die sie da im Griff hatte.«
    »O mein Gott, Maus. Ich ruf an, aber sie werden uns für verrückt halten.« Sie griff in ihre Handtasche, um ihr Mobiltelefonherauszuholen. »Bleib du mir aber weg mit diesem Pestbeulenflecken!«
    »Legen Sie das Telefon weg, Mrs Crane!«
    Schwesterherz und ich fuhren beide hoch. Mr Taylor kam durch den Flur auf uns zu.
    »Aber es kann sein, dass Dusk Armstrong hier irgendwo ist. Wir müssen die Polizei anrufen«, sagte ich.
    »Hören Sie, Sie Idiotin. Niemand wird die Polizei anrufen.« Er griff mit seiner Linken nach meiner wie nach Schwesterherzens Tasche. In seiner Rechten hielt er eine Pistole, die ich nicht bemerkt hatte, als er auf uns zugekommen war. Schwesterherz fragte später, wie um alles in der Welt mir dieses Detail hatte entgehen können, und die einzige Begründung, die mir einfiel, war, dass er Lehrer war, und Lehrer tragen keine Waffen. Ha, hatte sie gesagt, das hätte sie schon mal gehört.
    Mr Taylor warf die Taschen auf den Boden und reichte mir einen Schlüssel. »Schließen Sie diese Tür auf«, was ich machte. Ich war noch immer nicht sehr verängstigt. Die Dinge hatten noch nicht begonnen, sich zusammenzufügen.
    »Beeilung, verdammt. Ich muss zurück und den Auszug auf der Orgel begleiten.«
    Verstehen Sie, was ich meine? Niemand bringt jemanden um und rennt dann die Treppe hoch zurück, um den Auszug einer Hochzeitsgesellschaft zu begleiten. Manche Dinge passen einfach nicht zusammen.
    Ich bekam die Tür auf. Eine weitere Besenkammer, diesmal mit grünem Teppichboden ausgelegt.
    »Nehmen Sie jetzt den grünen Eimer da in der Ecke. Aber flott!«
    Ich beeilte mich. Eine Sekunde lang überlegte ich, ob ich mich umdrehen und ihm den Eimer an den Kopf schleudern sollte, aber nur eine Sekunde lang.
    »Schlagen Sie diesen Teppich zurück. Darunter ist ein Griff. Ziehen Sie ihn hoch.«
    Ich tat, wie er geheißen. Nichts passierte.
    »Treten Sie zurück, Sie Närrin. Sie stehen auf der Falltür.«
    »Es war keine Zeit, mit ihm darüber zu streiten, dass ich keine Närrin war. Ich trat zurück, hob die Klappe hoch und sah etwas in der Tiefe, was wie ein erleuchteter Raum aussah.
    »Klettern Sie nach unten«, lautete der nächste Befehl. Und wieder: »Beeilung!«
    Ich klappte die Tür auf, sprach ein kurzes Gebet und ließ mich an einer baumelnden Metallleiter hinab. Es war die Art von Leiter, die Leute mit Schlafzimmern in oberen Stockwerken unter ihrem Bett liegen haben und im Falle eines Feuers an die Fensterbrüstung hängen. Ich schwankte, während ich hinunterstieg.
    »Jetzt Sie«, hörte ich ihn zu Mary Alice sagen.
    Es war absolut undenkbar, dass Schwesterherz durch diese Falltür passen würde. Und falls es ihr wie durch ein Wunder gelingen würde, sich hindurchzuquetschen, dann waren da noch die Zerbrechlichkeit der Leiter und die achtundsechzig Kilo, die Schwesterherz mehr mitbrachte als ich. Just in diesem Moment berührten meine Füße den mit Teppich ausgelegten Boden. Das war schon mal gut. Wenn die Leiter zerbrechen oder sich lösen würde, würde ich Schwesterherzens Fall abfedern können, ohne zerquetscht zu werden? Ich stellte mich an die Seite, bereit, zu tun, was ich tun konnte. Aber Schwesterherz gelangte ohne Probleme durch die Falltür und die Leiter herab. Mr Taylor kam eilig hinter ihr her. Mit der einen Hand hielt er sich fest, die Pistole in der anderen nach wie vor auf uns gerichtet.
    Als ich später darüber nachdachte, kam ich zu der Erkenntnis,dass wir uns, wären wir nicht so erstaunt gewesen über das, was wir hier sahen, auf ihn hätten werfen und ihm die Pistole aus der Hand schlagen können, während er die Leiter herunterkam. Er war weder groß noch jung, und wir waren zu zweit.
    Wir standen in einem Matisse-Bild. Ein tief burgunderfarbener Teppich bedeckte den Boden. Darüber lag ein orientalischer Läufer in roten und orangefarbenen Schattierungen. Weitere Läufer hingen an der Wand, und in der Mitte des Raums stand ein runder Tisch mit Büchern, die sich neben einem großen Arrangement aus roten Lilien stapelten. In der Ecke war ein verschnörkeltes Messingbett mit geblümtem Überwurf, und auf diesem Bett lag ein dunkelhaariges,
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