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Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen

Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen

Titel: Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen
Autoren: Peter O'Donnell
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nicht der Zeitpunkt war, Nachsicht zu üben. Das Messer drang in den Nacken des Mannes ein, und in der nächsten Sekunde war er tot. Er stürzte seitwärts auf eine Ruderbank, und das Gewehr fiel ins Wasser. Modesty tauchte auf und glitt über den gegenüberliegenden Dollbord, drehte sich dann um und winkte Willie heran. Willie tauchte unter und begann zu schwimmen.
    Augenblicke später, als er sich in das Boot schwang und niederkauerte, war die Leiche des Mannes verschwunden. Modesty trug die blaue Schirmmütze, unter der sie geschickt ihr Haar verborgen hatte. Mit ihrem schwarzen Hemd sah sie aus einiger Entfernung nicht viel anders aus als der Mann. Sie gab Willie sein Messer mit blankgewischter Schneide zurück und sagte mild: »Wir haben das verdammte Gewehr verloren. Das ist heute das dritte Mißgeschick, und vielleicht ist es das letzte. Gib mir die .45, Willie.«
    Er gab ihr die Pistole und meinte: »Wer zum Teufel kann der Kerl auf dem Dach sein, Prinzessin? Erzähl mir nicht, daß Dixon oder einer von ihnen von plötzlicher Reue erfaßt wurde und die Seiten gewechselt hat. Und was ist mit dieser verdammt großen Jacht, die gerade einläuft? Wenn Pilgrim schlagkräftige Verstärkung angefordert hat, sollten wir uns vielleicht besser aus dem Staub machen.«
    Sie hielt das Fernglas vor die Augen und erwiderte:
    »Nicht bevor wir wissen, wer –« Abrupt hielt sie inne, als die Gestalt auf dem Dach wieder auftauchte und auf einen Mann feuerte, der aus der Deckung herauslief und offensichtlich versuchte, das schwere Maschinengewehr zu erreichen. Der Mann ging zu Boden, aber beinahe im selben Augenblick wurde die Gestalt in der Tarnjacke wie durch eine unsichtbare Hand zurückgeschleudert, als ein Schuß von unten sie traf. Unter der Mütze, die heruntergefallen war, leuchtete blondes Haar. Dann war die Gestalt hinter der Brüstung verschwunden.
    Modesty rief: »Oh mein Gott, es ist Maude! Maude Tiller! Und sie ist getroffen! Leine los, Willie!« Noch während sie sprach, berührte ihre Hand den Starter, und der Motor des Sportbootes begann zu arbeiten.
    Willie schnitt die Leine durch. Sie warf das Steuer herum, und das kleine Schiff neigte sich stark zur Seite, als es aus dem Hafen hinausschoß. Über das Motorengeräusch hinweg schrie sie: »Sie hat uns gefunden, Willie! Und das auf der Jacht muß Krolli sein, der mit ein paar Freunden kommt. Großartige Aktion, abgesehen davon, daß sie nicht wissen, daß wir die ganze verdammte Insel in Aufruhr versetzt haben. Wir müssen unbedingt verhindern, daß dieses Maschinengewehr loslegt!«
    Das Sportboot beschrieb eine weite Kurve, fuhr zurück in den Hafen und wurde mit jeder Sekunde schneller. Willie lag zusammengekauert da, spähte über den Bug und riß den Bolzen von einer der Handgranaten.
    Maude? dachte er voller Schmerz. Getroffen? Süße kleine patriotische Maude, die mit mir in Limbo gekämpft hat. Oh, nein …
    Modesty rief scharf: »Mach dich bereit, Willie. Und nach dem Knall treten wir unser Himmelfahrtskommando an.«
    Er verbannte Maude Tiller aus seinem Gedächtnis und kniete sich nieder. Das Sportboot schoß auf die Helling zu. Er konnte jetzt zwei Männer neben dem Maschinengewehr sehen, die gerade Anstalten machten loszuballern. Wir werden zu spät kommen, dachte er traurig, bevor er mit plötzlicher Erleichterung bemerkte, daß Modesty geradewegs auf die Helling zusteuerte und immer mehr Gas gab. Herr im Himmel! dacht er. Der alte Tarrant hatte recht mit ihrem einfachen Denken.
    Mit einer Hand hielt er sich am Dollbord fest und setzte einen Augenblick, bevor das Sportboot die Helling hinaufzufahren begann, zu einem langen, hohen Wurf an. Er rechnete damit, daß das Bootshaus kurz zwischen ihnen und den Männern beim Maschinengewehr sein und ihm und Modesty Schutz bieten würde, wenn die Handgranate explodierte. Die kleine schwarze Ananas stieg hoch über das Bootshaus auf, und das knallende Geräusch der Explosion ertönte, als das Sportboot keinen Wasserwiderstand mehr hatte und mit kreischendem Propellergeheul zu fliegen schien.
    Ein oder zwei Sekunden lang wurden sie über dem Landungssteg durch die Luft getragen, dann fiel das Boot mit einem ohrenbetäubenden Krach auf den Boden, schleuderte, begann sich zu drehen, und als es am Bootshaus vorüber war, rief Modesty: »Spring!«
    Sie sprangen gemeinsam, während das Boot nun auf sechzehn Stundenkilometer gedrosselt weiterfuhr, und landeten auf dem Boden, wo sie sich seitlich abrollen ließen,
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