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Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Titel: Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman
Autoren: Peter O'Donnell
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seines Wagens zu kontrollieren, erzählte er. Als es vorüber war, schraubte er den Kühler zu und schloss die Wagenhaube, weil er den Wagen ins Freie fahren wollte. Das Risiko erschien gering, und auf die Schnelligkeit, mit der das zweite große Beben kam, war er nicht gefasst. Er lief eben zum Ausgang, als er Modesty samt Matratze auf den vor ihm stehenden Volkswagen fallen sah. Sie kam durch eine große Öffnung, die im Dach der Garage entstanden war. Dann stürzte das Gebäude zusammen.
    Er spürte, wie etwas in sein Bein schnitt, wich zurück und erwartete kniend, die Arme über dem Kopf verschränkt, seinen Tod. Erstaunlicherweise blieb er am Leben, aber als er halb begraben unter Staub und Schutt auf dem Boden lag, spürte er das Blut aus seinem Schenkel entweichen.
    Von dem Araber mit dem Messer wisse er nichts, sagte er. Er hatte den Mann in der Garage nicht bemerkt, als das Beben kam. Vermutlich war er ein Mechaniker oder ein Hotelangestellter, und der Schock hatte ihm so zugesetzt, dass er versuchte, sie zu töten.
    Modesty wusste, dass diese Auslegung falsch war, wusste, dass
er
das beabsichtigte Opfer und sich darüber im Klaren war, widersprach jedoch seiner Erklärung nicht.
    Später war er in einen tiefen Schlaf gefallen, doch jetzt war er wieder wach und bei vollem Bewusstsein.
    Als sie mit dem feuchten Lappen über seine Brauen strich, versuchte er ein kleines Lächeln, das erste, das sie auf seinem unbewegten Gesicht bemerkt hatte. »Ich bewundere Ihren Optimismus, Mam’selle, aber ich glaube, Sie übertreiben ein wenig, wenn Sie behaupten, unsere Rettung sei beinahe sicher.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ich meine es wirklich.«
    »Wirklich? Was ist Ihre Wirklichkeit, bitte?«
    »Nun … die Nachricht vom Erdbeben wurde bestimmt zwei Stunden nach seinem Auftreten gemeldet. Daher haben die Rettungsarbeiten bereits eingesetzt, und von überall werden Helfer und Ausrüstung herbeiströmen.«
    »Ja, aber die Bergungsarbeiten werden sich auf die Stadt El Jadida konzentrieren.«
    »Wenn sich dort das Epizentrum befand. Aber vielleicht war es hier oder weiter im Osten auf offenem Gelände, wo es wenig Schaden anrichten konnte.«
    »Ich werde des Teufels Advokaten spielen, weil ich überzeugt werden möchte. Nehmen wir an, dass das Epizentrum El Jadida zerstört hat. Wer wird dann kommen, um uns zu helfen?«
    »Jemand wird kommen.«
    »Tatsächlich?«
    Sie lächelte. »Ich versuche nicht nur, Sie zu beruhigen.«
    »Wer wird kommen?«
    »Ich habe einen Freund, der die Nachricht bestimmt über Funk erfahren hat. Er ist in Saint-Jean-de-Luz – oder besser gesagt, er war dort. Er wird sofort ein Flugzeug chartern und hier herkommen. Er wird jede Ausrüstung auftreiben, die er für nützlich hält. Er weiß, dass ich in diesem Hotel bin, und kennt sogar meine Zimmernummer, weil ich nach meiner Ankunft mit ihm telefoniert habe.«
    »Ihr Freund wird also kommen.
Ein
Mann.«
    »Ein Mann von erstaunlichen Fähigkeiten, das kann ich Ihnen versichern. Und einer, der hier Freunde hat, die ihm helfen werden.«
    »Aber Ihr Freund kann noch nicht wissen, ob das Hotel Ayachi vom Erdbeben zerstört wurde oder nicht. Was ihn betrifft, können Sie in Sicherheit sein. Oder tot.«
    »Das spielt keine Rolle. Wenn er nichts Genaueres weiß, wird er handeln, und zwar rasch und effizient.«
    »Ein außergewöhnlicher Freund, Mam’selle.«
    »Ja.«
    »Und Sie haben Vertrauen zu ihm.«
    »Absolutes Vertrauen.«
    Wieder lächelte er. »Dann bin ich überzeugt, dass unsere Rettung beinahe sicher ist.« Er schloss die Augen und schwieg. Sie dachte, er sei wieder eingeschlafen, aber nach ein paar Minuten sagte er: »Ich habe keine Übung, aber ich versuche ein Gebet zu sprechen, um Ihrem Freund bei seiner Aufgabe zu helfen. Wollen Sie mir seinen Namen sagen?«
    »Es ist ein englischer Name. Willie Garvin.«
    Er öffnete die Augen und starrte ausdruckslos zu ihr hoch. »Ach, ja. Das ist ein Name mit … mit einem überaus beruhigenden Klang, Mam’selle.«

2
    »Alâeddin«, sagte die krächzende Stimme. Dann in einem Englisch mit Akzent, aber relativ fließend: »Pfau … Schatten.« Pause. »
By June … By anything
. Bis Juni … Bis irgendetwas.« Wieder eine Pause. »Sie haben den Talisman, Mam’selle?«
    »Ja, er ist in Sicherheit. Machen Sie sich keine Sorgen.« Es schien ihr, als habe sie es schon hundertmal gesagt.
    Anfangs hatte sie gedacht, dass er wach sei, merkte aber bald, dass er fantasierte. Nachdem sie den
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