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Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Titel: Modesty Blaise 05: Die Goldfalle
Autoren: Peter O'Donnell
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Giles und streichelte sanft dessen Kinn mit dem Schlagring, den er an der rechten Hand trug. Ein untersetzter, stämmiger Mann, Stiernacken, rundes Gesicht, kurzgeschnittenes, glattes schwarzes Haar. Sehr stark. Einer von diesen flinken schweren Männern.
    Selten. Gefährlich. Ein einziges Muskelpaket. In der linken Hand, die herabhing, hielt er einen Revolver.
    Ein Colt Python, registrierte sie, Lauf verkürzt, Vorderteil des Abzugbügels entfernt, Hahngriff abgesägt. Der Revolver eines Profis, für schnelles Ziehen und schnelles Schießen umgebaut. Er trug eine helle Jacke, unter der sich, das wußte sie, ein Schulterhalfter verbergen mußte. Der andere Mann war größer. Er trug ein maßgeschneidertes schwarzes Hemd mit kurzen Ärmeln und eine enganliegende Hose, rostfarben. Sein Haar war silbrig und sorgfältig gekämmt. Darunter ein gutgeschnittenes Gesicht, ein wenig hochmütig, beinahe ausdruckslos. Ein junges Gesicht. Was stimmte, das graue Haar oder das junge Gesicht? Sie musterte Hände und Hals. Er war dreißig bis fünfunddreißig. Hals und Hände trogen nie. Möglich, daß er weniger gefährlich war als der Stämmige, aber sie hätte nicht darauf wetten wollen. Er hatte keinen Revolver. Ein Schulterhalfter wäre unter dem Hemd sichtbar gewesen, und auch an seinem schmalen Gürtel hing nichts. Doch auf der Vorderseite seiner Hose war eine schräg angesetzte Tasche, aus der etwas Langes, Abgerundetes hervorschaute, Walnußholz, feinkörnig. Ein Schnappmesser.
    Sie brauchte weniger als eine Sekunde, um all das zu registrieren. Keiner der beiden Männer hatte scharf reagiert, als sie auftauchte. Sie schauten sie lediglich an, und als sie ihren unterdrückten Schrei ausstieß, sagte der silberhaarige Mann beiläufig: «Stopf ihr den Mund, Jacko.»
    Der stämmige Mann schoß los wie ein abprallender Ball. Sie stieß einen leisen Angstschrei aus und rannte davon, nicht vom Bungalow weg, sondern dicht an der Bretterwand entlang. Er war schon durch die Tür und nur vier Meter hinter ihr, als sie um die Ecke des Bungalows bog. Kaum außer Sicht bremste sie ab und rannte mit stampfenden Füßen drei Schritte auf der Stelle. Er kam ziemlich schnell um die Ecke, und sie empfing ihn mit dem Knie, das sich ihm in die Leistengegend bohrte; ihre rechte Hand war bereit, ihm den Revolver wegzuschlagen – unnötigerweise, denn er hatte den Arm weit von sich gestreckt, um das Gleichgewicht zu behalten –, und ihre Linke schoß nach oben, getrieben von einer Kraft, die aus ihren Zehen kam und aus Schenkel, Körper und Schulter zusätzlichen Schub erhielt, um in dem Moment in ihrer Faust zu explodieren, als diese ihn unter dem Kinn traf.
    Die Wucht des Zusammenpralls warf sie einen Schritt zurück, doch sie war darauf gefaßt. Die Beine in unwillkürlichem Reflex angezogen, hing der stämmige Mann eine Sekunde in der Luft, mit zurückgeworfenem Kopf und Blut von der zerbissenen Zunge auf dem Kinn. Als er aufschlug und reglos liegenblieb, stieß Modesty mit den Schultern hart gegen die dünne Holzwand, scharrte mit den Beinen, stieß einen schrillen Entsetzensschrei aus und verstummte abrupt.
    Dabei folgte sie mit den Augen dem fallenden Colt, sah mit ärgerlicher Vorahnung, wie er der ausgestreckten Hand entglitt und einen Bogen beschrieb, sah zu, wie er mit perverser Präzision in die fünf Zoll weite Öffnung eines kaputten Rohrs fiel, das aus der Erde hervorschaute, ein Rohr, das vor langer Zeit einmal in eine Sickergrube geführt hatte, die inzwischen längst zugeschüttet und außer Gebrauch war. Der Colt klapperte leise, während er das Rohr hinabglitt. Jacko hatte mit dem ersten Schlag ins Loch gespielt, und das hatte ausgerechnet jetzt passieren müssen!
    Sie zuckte innerlich mit den Achseln, ging schnell zur Tür des Bungalows zurück und beschleunigte ihre Schritte noch, als sie eintrat. Wenn sie an den anderen Mann herankäme, bevor er das Messer ziehen konnte …
    In dem Augenblick, als er sie sah, hatte er das Messer in der Hand, und die Klinge schnappte heraus. Sie bremste ab, machte eine Wendung und griff sich ein rundes Zinntablett vom Tisch, um es als Schild zu verwenden, falls er das Messer umdrehte, um es nach ihr zu werfen. Er duckte sich ein wenig und kam langsam auf sie zu. Wenn er überrascht gewesen war, so nur für einen Sekundenbruchteil, denn Modesty hatte nichts bemerkt. Sein Gesichtsausdruck war forschend und gespannt. Sie achtete darauf, wie er das Messer hielt, wie er sich bewegte, und
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