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Moderne Piraten

Titel: Moderne Piraten
Autoren: Hans Dominik
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einem letzten Aufflackern des Selbsterhaltungstriebes zur Oberfläche des Wassers empor. Dann schwanden ihm die Sinne.
    Um acht Uhr morgens meldete Rasati dem Ersten Offizier der »Usakama«, daß der Steward Rudi Wagner vermißt werde.

2 Zurück nach Hamburg
    In Port Said suchte Gransfeld den deutschen Konsul auf und besprach mit ihm die Vorfälle in Syut: das Fehlen der wertvollen Statuette, die Besuche des rätselhaften Griechen, die Todesursache seines Oheims, die Möglichkeit einer Vergiftung.
    Der Konsul schüttelte den Kopf. »Das Gesindel der ganzen Welt ebenso wie die beste Gesellschaft der ganzen Welt kommen hierher. Sie wundern sich darüber, daß Ihr Oheim derartige Mengen von Rauschgift in seinem Besitz haben konnte? Verehrtester Herr Doktor, wenn Sie wüßten, wie dieser verbotene Handel hier blüht! In Alexandria und Kairo können Sie das Zeug beinahe offen auf der Straße kaufen. Läuft in Port Said oder Alexandria ein Dampfer von Europa ein, dann gibt es jedesmal einen Höhepunkt in diesem unsauberen Geschäft. Trotz allen Anstrengungen ist die ägyptische Polizei machtlos dagegen. Ich halte es auch für unmöglich, Herr Doktor, in Ihren Angelegenheiten mit Hilfe der Polizei etwas zu ermitteln. Wenn Sie irgendwelche Schritte unternehmen wollen, stehe ich Ihnen natürlich pflichtgemäß zur Verfügung. Doch, wie gesagt, nach meinen Erfahrungen im Orient wird dies zwecklos sein.«
    Nach längerem Überlegen antwortete Gransfeld: »Ich muß mich Ihrer größeren Erfahrung fügen, Herr Konsul, obwohl mir der Entschluß nicht leicht fällt. Wenn Sie der bestimmten Meinung sind, daß ich hier nichts mehr für die Aufklärung dieser Vorfälle unternehmen kann, will ich lieber mit dem nächsten Dampfer wieder nach Deutschland zurückkehren.«
    Der Konsul warf einen Blick auf die Schiffsliste an der Wand. »In drei Tagen geht die ›Warana‹ von Port Said ab, ein Achttausendtonner, der gut besetzt werden dürfte. Ich empfehle Ihnen, sich bei der Agentur sofort Ihre Überfahrt zu sichern.«
    Gransfeld verabschiedete sich. Er stand im Begriff, über einen breiten Gang zur Treppe zu gehen, als sein Blick durch eine geöffnete Tür in einen Wirtschaftsraum fiel. Da drinnen machte sich jemand an Töpfen und Schüsseln zu schaffen. Viel zu weit war der weißleinene Anzug, der um die Glieder der Gestalt schlotterte. Aber das Gesicht, das hatte Gransfeld schon irgendwo gesehen, das kannte er doch! Wie aber war das möglich? Die »Usakama« mußte doch jetzt schon in Genua sein. Gransfeld trat näher. »Hallo, Rudi! Sind Sie’s oder nicht?«
    Der Angerufene zuckte zusammen und wandte das Gesicht voll der Tür zu.
    Kein Zweifel mehr, es war Rudi. »Menschenskind, was haben Sie hier unter den Töpfen unseres Konsuls zu schaffen, während Ihr Schiff schon wer weiß wo steckt?«
    Erst jetzt erkannte der Junge den Doktor, und ein heller Freudenschein flog über sein Gesicht. »Ja, Herr Doktor, ich bin’s. Ich bin bei der Ausfahrt über Bord gefallen und wurde, als ich am Wegsacken war, von einem Lotsenkutter aufgefischt und hierher zu unserm Konsul gebracht. Der scheint mir das freilich nicht recht glauben zu wollen. Er denkt wohl, ich hätte dumme Streiche gemacht und sei absichtlich über Bord gesprungen, um von der ›Usakama‹ wegzukommen. Als ob ein Mensch, der seine fünf Sinne zusammen hat, freiwillig in das Haifischwasser springen würde!«
    Mit wachsendem Interesse hörte Gransfeld die Erzählung des Jungen an, der dabei immer mehr aus sich herausging. Unklar blieb die Ursache des Sturzes. Einen Schlag gegen die Schläfen, der ihn betäubte und über Bord warf, wollte Rudi bekommen haben, ganz plötzlich und unvermutet, obwohl doch außer ihm niemand auf dem Achterdeck war. Gransfeld krauste die Stirn. Er dachte an all das, was er an Bord der »Usakama« und im Splendidhotel gesehen, was er in Syut erlebt hatte. Und jetzt dieser Fall hier! Alter Verdacht wurde von neuem in ihm rege.
    Rudis Stimme drang an sein Ohr. »Unser Konsul will mich auf dem nächsten Dampfer nach Deutschland anmustern lassen. Wer weiß, ob ich da wieder als Steward ankomme! Vielleicht bloß als Kohlentrimmer; die können sie an Bord immer brauchen. Das wäre scheußlich.«
    Gransfeld war zu einem Entschluß gekommen. »Warte hier auf mich, Rudi! Ich werde bald zurück sein.«
    Der Konsul wunderte sich, als Gransfeld sich wieder bei ihm melden ließ. »Ah, Sie, Herr Doktor! Was verschafft mir die Ehre Ihres nochmaligen Besuches? Wollen
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