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Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer

Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer

Titel: Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer
Autoren: Sophia Bennett
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abgestimmtem Oberteil und vielleicht so was Verrücktem wie einem um die Schultern gehängten Pullover. Igitt, igitt. Selbst unsere lebenslange Freundschaft konnte nicht auf sie abfärben. Wenn ihr mich je mit einem um die Schultern gehängten Pullover seht, könnt ihr mich gleich erschießen.
    Ich lächle ihr zu und sehe sie fragend an. Die Geräuschkulisse shoppender Menschen ist ziemlich ohrenbetäubend (»Habt ihr das noch in Größe 44?«, »Kann ich noch eine Tüte haben?«, »Das war MEINS!«, und das Piep-piep-piep der Kassen), deshalb versuche ich gar nicht erst den Mund aufzumachen.
    Sie kommt rüber und fällt mir um den Hals.
    »Oh, Nonie!«
    Und dann strömen ihr Tränen über das Gesicht.
    »Die sagen, ich wäre eine Betrügerin und Heuchlerin. Auf jeder Site. Und sie sagen, Krähes Kollektion ist zu menschenunwürdigen Bedingungen produziert worden, und keiner soll sie kaufen, und ich würde nur so tun, als würde ich gute Zwecke unterstützen, aber in Wirklichkeit bin ich nichts als ein … ein … ein …«
    Und dann schluchzt sie noch lauter in meine Schulter.
    »Ein was?«
    »Ein Sklaventreiber !«
    Ich glaube, ich hab mich verhört. Sklaventreiber? Edie ist die Art Mädchen, die den Müll von anderen Leuten aufhebt UND IN DIE RECYCLINGTONNE wirft. (Falls es reingehört. Sie nimmt es genau.) Das Ganze ist ziemlich merkwürdig.
    »Wer sind sie ?«
    »Eine Gruppe, die sich ›No Kidding‹ nennt«, schluchzt sie. »Aus Kalifornien. Sie organisieren Menschenrechtskampagnen. Sie haben Kommentare und Bilder auf meine Seiten gesetzt, die wie Graffiti aussehen. Und sie behaupten, die Kollektion wäre in Indien von Kindern genäht worden. Und sie haben auch was gegen mich persönlich. Sie sagen, ich will nur berühmt werden und würde Krähe ausnutzen.«
    Scheinen ja reizende Menschen zu sein. Das einzig Positive ist wohl, dass sie in Kalifornien sitzen. Sonst würden sie wahrscheinlich hier vor der Tür stehen, Parolen rufen und Plakate hochhalten.
    Ich drücke Edie fest. Sie schafft es, mit dem Weinen aufzuhören, und bringt ein tapferes Lächeln zu Stande.
    »Tut mir leid, dass ich so spät bin. Ich musste ewig mit meinem Webhoster telefonieren, damit die Site offline bleibt, bis ich mich um das Problem gekümmert habe«, sagt sie.
    Selbst wenn sie fix und fertig und verheult ist, klingt Edie wie ein Internet-Crack.

»Okay, Mädchen. Sam Reed erwartet euch. Seid ihr bereit?«
    Andy Elats Tochter Amanda, die Miss Teen für ihn leitet, stellt sich zu uns. Sie zeigt zur Treppe. Ich nicke. Edie wird bleich.
    »Das Interview?«, flüstert sie.
    »Mhm«, ich nicke wieder.
    »Meinst du, dass …? Sie wird es doch nicht gesehen haben …?«
    »Sam hatte bestimmt keine Zeit, sich deine Website anzusehen«, versichere ich ihr. »Sie hat anderes im Kopf. Keine Sorge. Alles wird gut.«
    Was nicht gelogen ist, weil ich mich zwinge es selbst zu glauben. Wir sammeln Jenny ein, die seit mindestens fünf Minuten von gierigen Kunden auf der Treppe eingekesselt ist, und Krähe und Henry, die immer noch in der Schuhabteilung sitzen wie der örtliche Lesezirkel. Dann scheucht uns Amanda in den Aufzug und wir fahren hinauf in die Büroetagen von Miss Teen, wo die eigentliche Arbeit stattfindet.
    Bevor die Fahrstuhltür zugeht, werfe ich einen letzten Blick auf die Flut von Gesichtern, deren Ausdruck von ekstatisch (volle Einkaufstüten) zu hysterisch (keine Einkaufstüten) reicht. Die Regale sind leer. Vollkommen abgegrast. Bis auf einen traurig aussehenden Pullover. Warum wollte ihn keiner?, frage ich mich. Aber das werde ich nie erfahren, denn es ist Zeit für das Interview mit einer berühmten Journalistin, der wir erzählen sollen, wie toll und lustig das Ganze war.
    In einem Büro hoch über der Oxford Street erwartet uns eine große Frau mit rotem Haar, Lederkleid und Motorradstiefeln. Sam Reed hat Interviews mit Rockstars und Filmproduzenten, Schriftstellern und Schauspielern geführt. Neulich hat sie Britney Spears auf ihrer Tournee begleitet, was sicher interessant war. Jetzt schreibt sie einen Artikel über Krähe für die Sunday Times . Mit Krähe und mir hat sie schon ein paarmal gesprochen, aber bei diesem Interview wollte sie auch Edie und Jenny dabeihaben.
    »Schließlich seid ihr vier ein Team«, hat sie gesagt, als wir den Termin ausgemacht haben. »Edie kümmert sich um die Website. Jenny trägt die Kleider. Und Nonie, du erwähnst die anderen in jedem zweiten Satz, egal worum es geht. Ich will euch
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