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Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Titel: Mode ist ein glitzernder Goldfisch
Autoren: Holly Smale
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mit dir zu tun.«
    Inzwischen krame ich fieberhaft in meinem Hirn nach einer passenden Bemerkung: etwas Beißendes, Scharfes, Brennendes, zutiefst Verletzendes. Etwas, womit ich Alexa eine milde Ahnung von dem Schmerz verschaffen könnte, den sie mir Tag für Tag zufügt.
    Â»Du bist doof«, sage ich mit der leisesten Stimme, die ich je gehört habe.
    Ja, denke ich, das sitzt.
    Sie hat mich nicht mal gehört.
    Und dann recke ich das Kinn so hoch, wie ich es kriege, gehe den Rest des Gangs runter, ohne hinzufallen, und sinke auf den Sitz neben Nat, bevor die Knie unter mir nachgeben.
    Ich sitze ungefähr drei Sekunden auf meinem Platz, als der Morgen prompt beschließt, noch mehr den Bach runterzugehen. Ich habe nicht mal Zeit, vorher mein Kreuzworträtsel aufzuschlagen. So schnell geht alles.
    Â»Harriet!«, sagt eine Stimme und über der Kopfstütze des Vordersitzes taucht ein kleines strahlendes blasses Gesicht auf. »Du bist hier! Du bist wirklich, tatsächlich, tatsächlich hier!«
    Als wäre ich der Weihnachtsmann und er wäre sechs und ich wäre gerade den Schornstein runtergeklettert.
    Â»Ja,Toby«, sage ich zögernd. »Ich bin hier.« Und dann wende ich mich zu Nat um und blicke sie finster an.
    Denn es ist Toby Pilgrim.
    Toby »Meine Knie geben nach, wenn ich laufe«-Pilgrim. Toby »Ich bringe meinen eigenen Bunsenbrenner mit in die Schule«-Pilgrim. Toby »Ich trage Hosenspangen an den Hosenbeinen und hab nicht mal ein Fahrrad«-Pilgrim.
    Nat hätte mir sagen müssen, dass er hier sein würde.
    Ich reise jetzt mit meinem eigenen Stalker nach Birmingham.

7
    A lso. Ich habe eine Theorie.
    Stellt euch vor, ihr seid ein Eisbär und findet euch plötzlich mitten im Regenwald wieder. Da gibt es fliegende Eichhörnchen, Affen und schrillgrüne Frösche, und ihr habt keine Ahnung, wie ihr hergekommen seid und was ihr als Nächstes tun sollt. Ihr seid einsam, ihr seid verloren, ihr habt Angst, und alles, was ihr – mit absoluter Gewissheit – sagen könnt, ist, dass ihr hier nicht hingehört.
    Und jetzt stellt euch vor, ihr stoßt auf einen anderen Eisbären. Und ihr seid so froh, einen anderen Eisbären zu sehen – irgendeinen Eisbären –, dass es vollkommen egal ist, was dieser Eisbär für einer ist. Ihr lauft diesem Eisbären hinterher, nur weil er kein Affe ist. Oder ein fliegendes Eichhörnchen. Er ist der einzige Grund, warum es okay ist, ein Eisbär mitten im Regenwald zu sein.
    Also, so ist das mit Toby. Ein Langweiler, über alle Maßen glücklich, dass er inmitten einer Welt voller normaler Menschen einen anderen Langweiler gefunden hat. Ganz aus dem Häuschen bei dem Gedanken, dass es noch jemanden gibt wie ihn.
    Es geht ihm nicht um mich. Es geht ihm nur um meine gesellschaftliche Stellung.
    Beziehungsweise darum, dass ich keine habe.
    Lasst mich eines hier und jetzt klarstellen: Ich werde mich nicht in jemanden verlieben, nur weil er aus demselben Holz geschnitzt ist wie ich. Ausgeschlossen.
    Da bin ich lieber allein.
    Oder verfalle einer unerwiderten Liebe zu einem Papagei. Oder zu einem dieser kleinen Affen mit gestreiften Schwänzen.
    Â»Harriet!«, sagt Toby noch einmal, und ein ganz klein bisschen Popel hängt ihm aus der Nase. Er wischt ihn prompt mit dem Ärmel seines Pullovers ab und strahlt mich an. »Ich kann’s nicht glauben, dass du mitkommst!«
    Ich bedenke Nat mit einem wütenden Blick, und sie grinst, blinzelt und wendet sich wieder ihrer Zeitschrift zu. Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich im Augenblick nicht gerade das Gefühl,besonders mit ihr zu harmonieren. Ja, irgendwie ist mir danach, ihr mit meinem Kreuzworträtsel eins überzuziehen.
    Â»Ja«, sage ich und versuche, ein wenig abzurücken. »Wie es aussieht, musste ich.«
    Â»Aber ist das nicht toll?«, keucht er und klettert in seiner ungezügelten Begeisterung auf die Knie, um mich zu beeindrucken. Ich sehe, dass auf seinem T-Shirt ein Spruch steht: Am schönsten ist es auf 127.0.0.1. »Von allen Bussen der Welt steigst du ausgerechnet in meinen. Hast du gemerkt, was ich gemacht habe? Das ist ein Zitat aus Casablanca, allerdings hab ich das Wort Kaschemmen durch Bussen ersetzt.«
    Â»Hast du, ja.«
    Nat stößt ein kleines amüsiertes Prusten aus, und ich kneife sie unauffällig ins Bein.
    Â»Weißt du, was ich heute Morgen gelernt habe,
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