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Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Mode ist ein glitzernder Goldfisch

Titel: Mode ist ein glitzernder Goldfisch
Autoren: Holly Smale
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Kleider trägt, die ihm nicht gehören, und sich fotografieren lässt.«
    Ich schaute Nat an und sah schon, wie ihre Augen anfingen zu glänzen: Die Saat des Traums war gesät.
    Â»Bleibt nur zu hoffen, dass du groß und dünn wirst«, fügte die Mutter bitter hinzu. »Denn wenn du mich fragst, sehen die alle aus wie Aliens.«
    An diesem Punkt nahm Nat die Schokoladenkuchen wieder aus ihren Taschen und hockte den Rest des Abends auf dem Fußboden, während ich an ihren Füßen zog, damit ihre Beine länger wurden.
    Und ich redete den Rest des Abends unermüdlich über Raumfahrt.
    Endlich ist der Tag gekommen.
    Acht Jahre Vogue kaufen und keinen Nachtisch essen (Nat, ich nicht, ich esse ihren) und endlich haben wir es geschafft: Wir sind am Ziel von Nats Bestimmung. Ich fühle mich ein bisschen wie Sam in Herr der Ringe, kurz bevor Frodo den Ring in die Flammen des Schicksalsbergs wirft. Allerdings positiver, ja, geradezu magisch gestimmt. Mit nicht ganz so haarigen Füßen.
    Doch Nat wirkt gar nicht so enthusiastisch, wie ich erwartet hätte. Sie wirkt eher eingeschüchtert und steif wie ein Brett: In meinen Mantel gehüllt steht sie reglos mitten im Eingang zum Messezentrum und starrt auf die Menschenmenge, als sei diese ein Teich voller Fische und Nat eine sehr hungrige Katze. Ehrlich, ich bin mir nicht mal sicher, ob sie noch atmet. Nach ein paar Minuten bin ich versucht, das Ohr an ihre Brust zu legen, um mal nachzuhören.
    Allerdings geht sie es auch ganz falsch an.
    Ich weiß – dank der Lektüre vieler Bücher und der Mitgliedschaft in einem Internetforum – sehr viel über Geschichten und Magie, und die grundlegendendste Regel lautet: Es muss überraschend kommen. Niemand ist in einen Schrank gesprungen, um Narnia zu finden. Sie sind nicht den Wunderweltenbaum hochgeklettert, weil sie wussten, dass es ein Wunderweltenbaum war, sie dachten, es wäre bloß ein sehr großer Baum. Harry Potter hat sich für einen ganz normalen Jungen gehalten, Mary Poppins war eigentlich ein ganz normales Kindermädchen.
    Es ist die erste und einzige Regel: Magie geschieht dann, wenn niemand damit rechnet.
    Doch Nat sucht danach, und je angestrengter sie sucht, desto weniger wahrscheinlich ist es, dass sie geschieht. Mit ihrem wissenden, lauernden Schwingungen verscheucht sie die Modemagie förmlich.
    Â»Komm«, sage ich und versuche sie abzulenken, indem ich an ihrem (genauer gesagt, meinem) Mantelärmel ziehe. Ich muss ihre Gedanken nur auf etwas anderes bringen, damit die Magie ihre Wirkung entfalten kann. »Lass uns reingehen und shoppen, ja?«
    Â»Mhm.«
    Ich glaube, sie hört mich gar nicht mehr. »Sieh mal!«, sage ich begeistert und zerre sie an den erstbesten Stand. »Nat, schau! Handtaschen! Schuhe! Haargummis!«
    Nat bedenkt mich mit einem abwesenden Blick. »Du schleifst meinen Mantel über den Boden.«
    Â»Oh.« Ich ziehe ihn wieder über meinen Arm und zerre Nat – mit dem anderen, freien Arm – zum nächsten Stand.
    Â»Was meinst du?«, sage ich, wähle einen zierlichen, mit blauen Pailletten besetzten Hut und setze ihn auf. Als wir klein waren, haben wir endlose Stunden in Kaufhäusern verbracht und Hüte anprobiert und so getan, als wären wir in My Fair Lady.
    Â»Mhm.« Nat wird noch starrer und blickt über die Schulter.
    Â»Komm. Was hältst du von dem hier?« Ich nehme einen großen schlabbrigen Hut, der mit großen rosafarbenen Blumen verziert ist, und setze ihn auf. »Schau.« Ich wackle mit dem Hintern.
    Nat schießt abrupt herum. »O Gott«, flüstert sie, und es dauert ein paar Sekunden, bis mir aufgeht, dass ihre Bemerkung nicht das Geringste mit meinem Hintern zu tun hat.
    Â»Hast du einen gesehen?«
    Â»Ich glaube schon!« Sie schaut noch mal hin. »Ja, ich glaube, ich kann definitiv einen Agenten sehen!«
    Ich spähe in die Menschenmenge, aber ich kann keinen entdecken. Die sind sicher wie Feen: Man kann sie nur sehen, wenn sie es wollen.
    Â»Rühr dich nicht vom Fleck, Harriet«, flüstert Nat hektisch und bewegt sich in die Menschenmenge hinein. »Bleib, wo du bist. Ich bin in einer Sekunde wieder da.«
    Ich kapiere gar nichts mehr.
    Â»Aber …« Dies ist widersinnig. »Brauchst du mich denn nicht?«, rufe ich hinter ihr her. »Bin ich nicht deswegen hier? Um dich zu unterstützen?«
    Â»Im Geiste
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