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MM-City Wien: Das Reisehandbuch zur Donaumetropole - kompakt, übersichtlich, informativ (German Edition)

MM-City Wien: Das Reisehandbuch zur Donaumetropole - kompakt, übersichtlich, informativ (German Edition)

Titel: MM-City Wien: Das Reisehandbuch zur Donaumetropole - kompakt, übersichtlich, informativ (German Edition)
Autoren: Annette Krus-Bonazza
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weniger als baugeschichtliche Epoche denn als (alltags-)kulturelle Reaktion auf den restaurativen Metternichschen Überwachungsstaat zu begreifen ist, aber gleichwohl stilbildende Wirkung entfaltete. Dass sich die Bürger in ihren eigenen vier Wänden mit raffinierten Möbeln, Tapeten, Teppichen, Textilien, Geschirr und Glas über ihre politische Einflusslosigkeit hinwegtrösteten, stimulierte nämlich die Kreativität von Kunsthandwerkern und die Konjunktur der örtlichen Möbel-, Porzellan- und Textilindustrie. Zu den damaligen Topdesignern zählte z. B. der aus dem Rheinland zugewanderte KunsttischlerMichael Thonet, dessen gebogene Bugholzstühle mit Korbgeflechtsitzfläche später Weltruhm erlangten.
    Als 1857 die Anlage und Bebauung derRingstraße auf dem Stadtentwicklungsplan stand, versammelten sich die zeitgenössischen europäischen Stararchitekten in der Hauptstadt der Donaumonarchie. Zu denen gehörten neben den Wienern Carl von Hasenauer, Eduard van der Nüll und Heinrich Ferstel auch der Däne Theophil Hansen, der Württemberger Friedrich von Schmidt, der Hamburger Gottfried Semper und der Budapester August Sicard von Sicardsburg. Sie alle bevorzugten die prachtvolle Nachahmung und Vermischung historischer Baustile, sodass die opulenten Ringstraßenbauten architekturgeschichtlich dem Historismus (ca. 1820–1920) zuzuordnen sind.
    Jugendstilblüten
     
    Während sich Hof, Hochadel und Großbürgertum prunkvolle Paläste an der Ringstraße leisteten, wuchsen in den Vororten schmucklose Industriekathedralen und tristeZinskasernen (Mietskasernen) in den Himmel. In diesem ästhetischen Spannungsfeld erarbeiteteOtto Wagner seinen Beitrag zu einer damals europaweit virulenten neuen Architekturauffassung namens Jugendstil, deren Wiener Variante in Anlehnung an einen 1897 gegründeten gleichnamigen Künstlerzirkel unter Secession bekannt geworden ist. Machte Wagner bei seinen Erstlingswerken noch keinen Hehl aus seiner stilistischen Sozialisation im Historismus, so brach er mit dem Entwurf der glattwandigen, mit farbigen Ornamenten bemalten Mietshäuser an der Linken Wienzeile (1898–1899) zu neuen Ufern auf. Er erreichte sie mit dem Bau der Postsparkasse am Georg-Coch-Platz (1906–1912), deren schlicht-funktionale Machart gleichsam sein neues berufliches Credo materialisierte. Das lautete „Nichts, was nicht brauchbar ist, kann schön sein“ und wurde auch von seinen Schülern Joseph Maria Olbrich, Josef Hoffmann und Adolf Loos beherzigt.Josef Hoffmann war quasi der Chefdesigner der Bewegung. Er gründete 1903 zusammen mit Koloman Moser und Fritz Waerndorfer die Wiener Werkstätten, die ein Pendant zum deutschen Bauhaus waren und zeitgemäße Gebrauchsgegenstände, Schmuck- und Dekorationsartikel von eigenwilliger Gestalt entwarfen und produzierten.
    Adolf Loos radikalisierte schließlich Wagners formal-funktionale Architekturauffassung und markierte mit seinem 1910 für den Schneiderbetrieb Goldmann & Salatsch entworfenen zweckmäßigen Wohngeschäftshaus am Michaelerplatz den stilistischen Epochenwechsel zur Moderne.
    Nach Wagner und Loos machte der kommunale Wohnungsbau des Roten Wien europaweit Furore. Sein Vorzeigeobjekt war derKarl-Marx-Hof im 19. Bezirk (1931), der nach Plänen von Wagner-SchülerKarl Ehn gestaltet wurde und das vorerst letzte herausragende Projekt der Wiener Architekturszene bleiben sollte.
    Bis zum Ende der 1950er Jahre beschränkte sich das Baugeschehen der 1944 stark zerbombten Stadt auf Reparatur- und Wiederaufbauarbeiten, sodass die vonRoland Rainer entworfene Stadthalle (1958) im 15. Bezirk quasi als einziger Schlüsselbau der Wiener Nachkriegsarchitektur gelten kann.
    Architektonisch auffällig wurde Wien erst wieder seit Mitte der 1970er, architekturgeschichtlich relevant seit Beginn der 1980er Jahre. Nachdem am nördlichen Donauufer die von Johann Staber geplanten Bürotürme derUNO-City in den Himmel gewachsen waren, brüteten die nächsten Architektengenerationen wie weiland Wagner oder Loos über innovativen Entwürfen für die kommende Jahrhundertwende. Die mittlerweile realisierten Projekte, darunter Haas-Haus, Museumsquartier und Gasometer-City, die Postmodernisierung von Museumsbauten, Bars und Restaurants oder die zeitgemäße Über- und Umbauung der Wagnerschen Stadtbahnbögen stammen u. a. von den Zeichentischen von Wilhelm Holzbauer, Hans Hollein, Gustav Peichl, Hermann Czech, COOP Himmelb(l)au alias D. Prix und Helmut Swiczinsky, (Laurids) Ortner und
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