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Mitten in Amerika

Mitten in Amerika

Titel: Mitten in Amerika
Autoren: Annie Proulx
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deren Sprößlinge gerne Geld sehen möchten, damit sie nach Kansas City oder Key West oder anderen Fleischtöpfen ihrer Wahl zurückgehen können.
    Und noch etwas. Sie werden eine Lebensgeschichte brauchen, denn Sie können schließlich nicht dort auftauchen und sagen, daß Sie für Global Pork Rind Grundstücke suchen. Manche Leute würden das glatt als Affront auffassen. Sie werden mehrere Monate am Stück dort sein und dann wieder weg sein, und Sie müssen sich eine Geschichte ausdenken, die das erklärt. Der Knabe, den wir vor Ihnen hatten, hat den Leuten erzählt, er wäre Reporter bei einer Zeitschrift mit dem Auftrag, eine Geschichte über die Panhandle-Gebiete zu schreiben – damit wollte er sich überall Zugang verschaffen und relevante Fragen stellen können. Sie wissen, was ›relevant‹ heißt, oder?«
    »Ja, Sir. Auf ein Thema bezogen beziehungsweise von Bedeutung für dieses Thema.«
    »Sehr gut, ich sehe, Sie waren ein guter Schüler. Der Knabe, der Ihr Vorgänger war, dachte, es hätte etwas mit Haarimplantaten zu tun. Jedenfalls hielt er das für eine gute Geschichte, die ihm wie geschmiert alle Türen öffnen sollte.«
    »Welche Zeitschrift hat er angegeben, Sir? Für die er den Artikel schreiben wollte?«
    »Na ja, Texas Monthly war es nicht, weil er dachte, die Einheimischen könnten das Blättchen kennen. Und natürlich wäre es glatter Wahnsinn gewesen, Cockfight Weekly oder Ranch News anzugeben. Ich glaube, er hat sich für Vogue entschieden. Er dachte, damit wäre er im Panhandle-Gebiet aus dem Schneider.«
    »Und hat es funktioniert?«
    »Nein, hat es nicht.« Ribeye Clukes kleiner Finger schnipste eine Spur Rasierschaum von seinem Ohrläppchen. »Sie werden sich etwas Neues ausdenken müssen. Ich persönlich würde die Zeitschriftenmasche vergessen. Aber Ihnen wird schon was einfallen. Und noch etwas, Bob: Es spricht natürlich nichts dagegen, die ersten Nächte in einem Motel zu schlafen, bis Sie sich besser auskennen, aber am besten mieten Sie sich bei irgendwelchen Leuten ein. Suchen Sie sich eine alte Dame oder ein älteres Paar mit jeder Menge Verwandtschaft. Dann sind Sie immer über alles auf dem laufenden. Haarklein. Also, in erster Linie kümmern Sie sich um die Grundstücke nördlich« – er zog die Wandkarte zu Rate – »des Canadian River. Schauen Sie sich gründlich um! Sobald Sie geeignetes Land finden und der Besitzer einen willigen Eindruck macht, sagen Sie mir Bescheid, und ich schicke unseren Geldboten los. Wir haben eine Unterfirma gegründet, die das Land kauft und es dann an Global weitergibt. Die Anwohner wissen nicht, daß eine Schweinefarm entsteht, bis die Bulldozer den Auffangteich anlegen. Später, wenn Sie Erfahrung gesammelt haben, wenn Sie sich bei Global Pork Rind bewährt haben, dann können Sie die Ankäufe selber tätigen, obwohl wir im allgemeinen lieber eine Frau einsetzen, die den alten Leuten gleich einen Betrag nennt. Das hat seine Vorteile. Und noch etwas: Bleiben Sie nicht zu lange an einem Fleck, ziehen Sie nach einem Monat oder so in einen anderen Ort um. Und so weiter. Der Knabe, von dem ich sprach? Er hatte sich Mobeetie ausgesucht. An Ihrer Stelle würde ich um diesen Ort einen großen Bogen machen. Er hat die Leute mißtrauisch gemacht. Er hat sich Ärger eingebrockt.
    Unsere Lucille hat Ihnen Karten und Broschüren zusammengepackt,damit Sie sich über die Gegend informieren können, und hier ist Ihre Firmenkreditkarte – und Sie können Gift darauf nehmen, daß es sich dabei nicht um die Richter-Skala handelt. Sie müssen sie nur noch unterschreiben. Ab mit Ihnen, und viel Glück. Berichten Sie mir einmal in der Woche, postalisch. Auf keinen Fall per E-mail. Das kann ich nicht ausstehen. Besorgen Sie sich ein Schließfach. Schreiben Sie mir nach Hause, und ich antworte Ihnen von dort, damit Ihr Postfritze nicht Global Pork Rind auf dem Absender liest und zwei und zwei zusammenzählt. Ich werde dafür sorgen, daß die Firmenpost Ihnen in neutralen braunen Umschlägen zugeschickt wird. Man kann gar nicht vorsichtig genug sein. In Notfällen rufen Sie von einem öffentlichen Telefon aus an. «
    »Ja, Sir.«
    »Und vergessen Sie nicht, das, worauf es wirklich ankommt, ist, daß – daß wir – daß wir das, was wir tun, auch tun. «
    Als Bob ging, hatte er das Gefühl, daß Ribeye Cluke ihm nicht alles gesagt hatte.
     
    Abends führte er Onkel Tam zur Feier des Tages in ein berühmtes Inuit-japanisch-irisches Steakhouse aus, wo flüssige
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