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Mithgar 14 - Zwergenmacht

Mithgar 14 - Zwergenmacht

Titel: Mithgar 14 - Zwergenmacht
Autoren: Dennis L. McKiernan
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Treppe in die Höhe und trieb dann mit gedämpften Hammerschlägen einen Nagel in einen dünnen Riss. Dann begann er mit der gefährlichen Kletterpartie.
    Rasch trieb Borin Nagel um Nagel in das Gestein und befestigte dabei einen entsprechenden Verankerungsriemen an jedem neuen Karabinerhaken, wobei der hinterste Riemen und der frei gewordene Karabinerhaken wieder gelöst wurden, während die Nägel im Gestein blieben. Er kletterte tatsächlich wie eine Fliege an der Wand empor. Hier und da gab es Vertiefungen, um sich daran festzuhalten, und dann brauchte er keine Nägel. An anderen Stellen musste das Gestein jedoch lange begutachtet werden, bevor er endlich einen Nagel einschlug oder einen Keil einzwängte und weiterkletterte. Schließlich erreichte er die Decke und kletterte nun waagerecht. Jetzt hing der Zwerg ausschließlich an seinen Ledergurten und Nägeln. Perry war froh, dass nicht er es war, der so hoch empor klettern und wie eine Julfestverzierung an der Decke baumeln musste, und Borins Geschick darin verblüffte und erstaunte ihn. »Wie sicher er sich bewegt«, hauchte der Wurrling mit Blick nach oben in dem Wissen, dass er an Borins Stelle vor Angst wie gelähmt gewesen wäre.
    »Aye«, antwortete Delk. »Borin gilt als Meister des Bergsteigens – sogar bei den Châkka.«
    »Das klingt so, als würden alle Zwerge so klettern«, sagte Perry.
    »Aye«, erwiderte Delk, »denn in einem Berg muss man viel mehr klettern als auf einem Berg. Und die Châkka klettern schon in und auf Gebirgen herum, seit es uns und sie gibt – aber wir klettern mehr drinnen als draußen. Dennoch ist Borin vielleicht der Beste von uns allen.«
    Wiederum richtete Perry den Blick auf den Zwerg über ihnen. Doch Borin kam nun erheblich langsamer voran, denn er befand sich nun auf der schwierigsten und gefährlichsten Etappe seines Weges.
    Stück für Stück schob der Zwerg sich über die Decke, während kostbare Zeit unwiederbringlich verstrich. Perry befürchtete, dass die Kletterpartie bereits zu lange gedauert hatte. Denn der Bokker wusste, dass jeden Augenblick ein Trupp Rukhs in die Kriegshalle kommen konnte. Auch Fürst Kian schien solche Überlegungen anzustellen, denn der junge Mensch sagte zu Shannon. »Jetzt ist Borin am anfälligsten für Yrm-Pfeile. Wenn Yrm kommen, müssen wir alle Bogenschützen zuerst töten.« Perrys Mut sank bei diesen bestürzenden Worten und sein Blick richtete sich wieder auf den verwundbaren Kletterer.
    Oben an der Decke schob sich der Zwerg weiter, während der Sand der Zeit rasch verrann.
     
    Stunden später – so erschien es zumindest Perry – rief Borin, der jetzt mitten über dem Abgrund hing, seinen Kameraden etwas zu, und zwar so, dass seine Stimme nicht in die Kavernen tragen und von feindlichen Ohren gehört werden konnte: »Ziggurt!«
    »Was hat er gesagt?«, fragte Perry.
    »Ziggurt«, erwiderte Delk. »Das ist eins von vielen Châk-Worten, die den Zustand von Gestein beschreiben. Borin sagt, dass die Decke dort, wo er sich gerade befindet, nicht vollkommen fest ist. Vielleicht ist das Gestein stark belastet worden, als sich der Berg von unten gespalten hat, und so die Große Tiefe erschaffen wurde.«
    »Heißt das, er wird abstürzen?«, fragte der Wurrling besorgt.
    »Nein«, versicherte ihm Delk. »Ziggurt ist kein brüchiges, mürbes Gestein. Es könnte zwar nachgeben, aber nur, wenn es noch stärker belastet wird. Ziggurt bedeutet, dass der Fels viele kleine und auch große Risse hat und von Sprüngen durchzogen ist. Man kann ihm kein großes Gewicht mehr anvertrauen. Kleine Stücke können herabfallen, wenn man daran zieht. Große Brocken können herausbrechen, wenn er stark belastet wird. Nein, ziggurt bedeutet nicht schwaches Gestein. Es kann sehr stark sein und noch ewig Bestand haben. Aber man muss es lange und eingehend studieren, bevor es bearbeitet wird, um ein Unglück zu verhindern. Aber ziggurt bedeutet auch noch mehr, als ich Euch gerade gesagt habe. Pah! Die Umgangssprache eignet sich nicht für eine bessere Beschreibung. Sie ist nicht in der Lage, die Zustände des Gesteins so fein abzustufen wie die Sprache der Châkka.«
    »Wie lange wird es dauern, Delk?«, fragte Kian. »Denn das ist der springende Punkt: Ihr habt gesagt, dass Zeit nötig ist, um solches Gestein zu bearbeiten und ein Missgeschick zu verhindern. Aber ich schätze, dass unsere Zeit beinah abgelaufen ist. Andere Streifen der Yrm werden kommen und bis dahin müssen wir verschwunden sein, ohne
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