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Mithgar 13 - Zwergenzorn

Mithgar 13 - Zwergenzorn

Titel: Mithgar 13 - Zwergenzorn
Autoren: Dennis L. McKiernan
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er vom Straßenrand zurücktrat.
    Mit einem Schnalzen des Zügels trieb der Fahrer die Pferde an. Als sie langsam losrollten, winkte er den Kleinen Leuten auf dem Feld zu. Sie winkten zurück, während die winzigen Jungen unter perlendem Gelächter durch die Furchen rannten und einen Moment das Tempo des Karrens hielten, bis sie von den Älteren zurückgepfiffen wurden.
    »Hmph! Das sind also Waerans«, brummte einer der Passagiere, der nach hinten schaute. »Es fällt mir schwer, mir so kleine Leute als legendäre Helden vorzustellen.«
    »Und doch sind sie sehr mutig«, sagte der Fahrer, »und freundlich noch dazu. Ich hoffe nur, wir werden das Gesuchte in dem Tagebuch finden, das zu lesen wir so weit gereist sind.«
    »Aye, das Tagebuch von Tuck Sunderbank, Held des Königreichs«, grunzte der andere Passagier. »Meine Leute ehren sein Andenken wohl, obschon seine Taten über zwei Jahrhunderte zurückliegen. Aber was mein Bruder sagt, stimmt: Die Tapferkeit scheint sich dieses Volk auszusuchen. Obwohl auch ich sie für zu klein für so eine Veranlagung gehalten hätte.«
    Der Fahrer wandte sich an seinen Sitznachbarn. »Aber es heißt, dass diese Kleinen Leute – diese Waerlinga – mehr als eine Schlüsselrolle in der Geschichte Mithgars gespielt haben. Die Statur allein sagt noch nichts über die Größe des Herzens.«
    Stille kehrte bei den Reisenden ein, als ihnen uralte Legenden durch den Kopf gingen, während sie im Auftrag des Königs weiter westwärts fuhren.

1
     
    Unerwartete Gäste
     
    »Heda, Herr Perry! Heda! Heda! Ihr bekommt Besuch! Aus dem Rathaus!«
    Peregrin saß in der Oktobersonne auf der Veranda seines Heims, der Wurzel von Waldsenken. Er schaute von dem silbernen Horn auf, dass er angelegentlich polierte. Was, in allen Sieben Tälern, soll der Krach?, fragte er sich. Was er sah, war ein Jungbokker – also ein männlicher Wurrling in der Blüte seiner Jahre zwischen zwanzig und dreißig –, der den gewundenen Weg zur Wurzel empor lief. Das Gesicht des rennenden Bokkers war vor Anstrengung rot angelaufen. Zwei Wurrlingsjunge tollten hinter ihm her.
    »Nur die Ruhe, Zwirn! Immer langsam, sonst platzt du noch«, rief Perry lachend. »Und ihr zwei Windräder hört auf, euch zu drehen.«
    Der Jungbokker blieb am Aufgang zur Veranda stehen, und die beiden Jungen in seinem Gefolge ließen sich erschöpft und keuchend ins Gras bei der Hecke fallen, voller gespannter Erwartung zu erfahren, warum Zwirn eigentlich so gerannt war. Nachdem er einen Augenblick gewartet hatte, um dem Jungbokker etwas Zeit zum Verschnaufen zu geben, fragte Perry schließlich: »Also schön, Zwirn, was soll die Eile? Wer will etwas von mir? Wer kommt aus dem Rathaus?«
    »Du meine Güte, Herr, sie wollen etwas von Euch«, begann Zwirn immer noch schnaufend. »Heda! Augenblick mal. Ihr zwei Junge« – er starrte die beiden kleinen Wurrlinge missbilligend an –, »das ist nicht für eure Ohren bestimmt. Schert euch weg, damit ich meinem Herrn sagen kann, was los ist. Macht schnell! Auf, auf!« Die beiden Jungen waren wohlerzogen und hatten Manieren nach Art der Sieben Täler, wie alle jungen Wurrlinge in Waldsenken. Überdies sahen sie ein, dass er nichts verraten würde, solange sie zugegen waren. Also rannten sie den von Steinen gesäumten Weg hinunter und verschwanden hinter der Hecke.
    Zufrieden begann Zwirn von neuem: »Herr Perry, ich hätte nie gedacht, dass ich so etwas noch mal erlebe. Leute wie diese hat man seit Tucks Zeiten nicht mehr in den Tälern gesehen! Sie kamen einfach ins Rathaus marschiert. Ja, Herr Perry, und da war ich und habe den Boden gefegt, wie ich es jeden Mittmonat tue, und plötzlich waren sie da und haben mich – mich! – nach dem Vorsteher gefragt.
    Ich habe meinen Augen nicht getraut und muss ausgesehen haben wie ein schwachköpfiger Trottel, wie ich vor Erstaunen Maulaffen feil hielt. Ich nehme an, ich würde immer noch dastehen und gaffen, wenn Vorsteher Kleinriegel nicht ausgerechnet in diesem Augenblick aufgetaucht wäre.
    ›Ach, Zwirn‹, hat er gesagt, ›wo ist denn der…‹ Dann hat er die Besucher auch gesehen und war ebenso vom Donner gerührt wie ich, aber nicht so lange. Über Kleinriegel mit seinen weitschweifigen Reden und seiner Vorliebe für Zeremonien, bei denen Bänder durchgeschnitten werden, kann man sagen, was man will, aber eins muss ich ihm lassen: Nach dem ersten Schock hat er sich schnell gefasst und sie gefragt, ob er etwas für sie tun könne.
    ›Wir wollen
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