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Mithgar 11 - Die kalten Schatten

Mithgar 11 - Die kalten Schatten

Titel: Mithgar 11 - Die kalten Schatten
Autoren: Dennis L. McKIernan
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Himmel auf und kletterte zu ihrem Zenit empor, doch hinderten ihre goldenen Strahlen nicht das Vorrücken der Dunkelheit, als sich die Mittagszeit näherte; denn es näherte sich auch die böse dunkle Flut, die inzwischen vielleicht eine Meile oder höher als schwarze Wand drohend in den Himmel ragte. Vor ihr wirbelte der Schnee in einer aufquellenden Wolke, und man hörte das Tosen des Windes am Fuß des schwarzen Walls.
    Pferde begannen zu scheuen und unruhig zu tänzeln, und aus den Wagen erhoben sich Kindergeschrei, das Weinen von Frauen und das Stöhnen alter Männer. Mit grimmiger Miene sah Laurelin die Dunkelheit kom men, blass im Gesicht und die Lippen nur ein schmaler Strich. Ihr Blick aber war fest, und sie zuckte nicht einmal, als die Wand über sie hereinbrach. Hinter ihr kauerte Saril zusammengesunken im Wagen und hatte das Gesicht in den Händen vergraben; sie stöhnte und schaukelte in entsetzlicher Angst hin und her, ein Häufchen Furcht im Angesicht des Dusterschlunds.
    Nun war der Zug von einem Schneesturm eingeschlossen, der jegliche Sicht nahm, und starke Hände waren vonnöten, um die Pferde im Zaum zu halten, während das kreischende Weiß um sie herum tobte.
    Das Licht der Sonne begann zu schwinden, es wurde rasch schwächer und verblasste zum gespenstischen Schimmern des schwarzen Schattenlichts. Dann war die Woge vorübergezogen, und das Heulen des Windes verstummte allmählich; der aufgewirbelte Schnee sank langsam wieder auf die Erde herab. Die Karawane stand nun gänzlich im Dusterschlund, und bitterkalte Winternacht ergriff das Land. Eine entsetzliche Stille legte sich auf die Ebenen und zwischen die Schlachtenhügel, unterbrochen nur von den einzelnen Klagelauten jener, deren Furcht die Grenzen ihres Muts sprengte.
    Zwanzig Meilen fuhr der Wagenzug an diesem Tag, zehn im Sonnenlicht, zehn im Dusterschlund. Ein Lager wurde aufgeschlagen und Essen zubereitet, aber die Leute hatten keinen Appetit und nahmen nur wenig zu sich. Laurelin zwang sich zu einer vollen Mahlzeit, Saril hingegen stocherte nur in ihrem Essen, die Augen rot vom Weinen. Im Gegensatz dazu schien das Schattenlicht auf Haddons Appetit keinen Einfluss zu haben, allerdings hatte er als Angehöriger von Galens Hundertschaft auch schon viele Dunkeltage in ihm verbracht; er aß bereitwillig, sein Blick aber war grimmig und wachsam, denn er wusste, wohin der Dusterschlund sich senkte, dorthin gingen auch die Geschöpfe des Bösen. Igon und Jarriel kamen ebenfalls ans Feuer, um ihr Mahl einzunehmen. Der Hauptmann wirkte nachdenklich, während er aß, und bald brachte er sein Anliegen in aller Höflichkeit vor: »Prinzessin, ich möchte vorschlagen, Euren Wagen morgen in die Mitte des Zuges zu verlegen, wo Ihr sicherer seid.«
    »Wieso das, Hauptmann?«, fragte Laurelin.
    »Hier am Ende des Zugs ist Euer Wagen in hohem Maße ungeschützt«, entgegnete Jarriel und setzte seinen Becher ab, »erkennbar einem feindlichen Angriff offen ausgesetzt. Ich würde Euch lieber an eine Position rücken, wo es schwieriger ist, Euch von den anderen zu trennen, und wo Ihr leichter zu verteidigen seid.«
    »In diesem Fall«, erwiderte die Prinzessin, »wäre aber jemand anderer an letzter Stelle und damit ungeschützt. Ich kann doch niemanden bitten, meinen Platz einzunehmen.«
    »O doch, das müsst Ihr«, stöhnte Saril. Sie rang die Hände und ihre Augen waren weit vor Furcht. »Bitte, lasst uns in die Mitte des Zuges rücken. Dort sind wir sicher.« Laurelin blickte voll Mitleid auf ihre verängstigte Hofdame. »Saril, kein Ort ist sicher vor dem Bösen: nicht das Ende des Zugs, nicht die Mitte und nicht die Spitze. Ich habe diese Position gewählt, um meinem geliebten Prinzen Galen näher zu sein, und dieser Grund trifft immer noch zu.«
    Eine Weile sprach niemand, und man hörte nur das Knistern des Feuers und Sarils leises Weinen. Dann meldete sich der grobschlächtige Haddon zu Wort: »Prinzessin, Saril hat Recht, wenn auch aus den falschen Gründen, und das Gleiche gilt für Hauptmann Jarriel. Ihr müsst in die Mitte des Zuges rücken, auch wenn diese nicht mehr Sicherheit vor dem Feind in Gron bieten mag als jede andere Stelle und auch nicht leichter zu verteidigen sein wird. Nein, was diese beiden Gründe angeht, bin ich auf Eurer Seite, doch meine ich trotzdem, Ihr müsst verlegt werden, denn eine andere Sache scheint mir zwingend: Habt Ihr die Leute beobachtet, als Ihr heute Abend die Karawane abgeschritten seid? Ich tat es, und was
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