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Mithgar 11 - Die kalten Schatten

Mithgar 11 - Die kalten Schatten

Titel: Mithgar 11 - Die kalten Schatten
Autoren: Dennis L. McKIernan
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Heck des Wagens und spähte durch die Leinwandklappe nach draußen, auf die vorüberziehende Landschaft; sanft gewellte Hügel begannen sich aus dem Grasland zu erheben, da sich die Karawane den nördlichen Ausläufern der Schlachtenhügel näherte. Viele angenehme Meilen hatten sie zurückgelegt, als Laurelins Blick plötzlich Bewegung wahrnahm; dazu hörte sie den Klang eines Horns:
    Es war der rückwärtige Kundschafter, der auf seinem Pferd heranjagte, um den Zug zu überholen. Bald schon donnerte er vorüber, das Horn schmetterte drängend, und der Schnee stob von den wirbelnden Hufen, während er in südwestlicher Richtung zu den vorderen Wagen preschte. Laurelin schlug das Herz heftig in der Brust, und sie fragte sich, was der Grund für seine Eile sein mochte.
    Einige Zeit verging, dann hörte die Prinzessin erneut das Hämmern von Hufen, und Pferde donnerten in der Gegenrichtung vorbei: Igon, Hauptmann Jarriel und der Kundschafter jagten mit wehenden Umhängen nach Norden. Sie verließen die Poststraße und galoppierten auf einen kleinen Hügel hinauf, wo sie die Pferde anhielten. Lange verharrten sie reglos und blickten nach Norden, zurück in die Richtung, wo die Feste Challerain nun weit hinter dem Horizont lag. Laurelin betrachtete ihre dunklen Silhouetten vor dem Nachmittagshimmel, und wieder raste ihr Herz, und sie empfand eine starke Vorahnung. Da war etwas an der Art und Weise, wie das Trio dort oben verharrte, und schließlich fiel es ihr ein: Sie sehen genauso aus wie diese alte Holzschnitzerei, Die drei Vorboten von Gelvins Verderben. Und eine große Bedrückung senkte sich auf ihre Brust, denn dies war eine äußerst düstere Geschichte.
    Endlich machten Igon und Jarriel kehrt und ließen nur den Kundschafter auf dem Hügel zurück, während sie selbst die verschneiten Hänge hinabsprengten. Rasch hatten die Pferde den langsamen Zug eingeholt. Jarriel ritt an die Spitze vor, während Igon Rost ans Ende von Laurelins Wagen lenkte. Die Prinzessin schlug die Klappe weit auf und hob ihre Stimme über das Rumpeln der Achsen und Räder: »Was gibt es? Was habt Ihr im Norden gesehen?«
    »Es ist die Schwarze Wand, Prinzessin«, sagte Igon grimmig. »Sie bewegt sich unablässig nach Süden. Ich vermute, die Feste Challerain müsste gestern um die Mittagszeit vom Dusterschlund umschlossen worden sein; höchstwahrscheinlich liegt sie inzwischen im harten Griff der bitteren Winternacht. Doch die Wand ist schnell weitergezogen, und wenn nichts ihren Kurs ändert, wird sie morgen diesen Zug überholen.
    Wir beide, Ihr und ich, müssen heute Abend zu den Leuten gehen und sie auf diesen schwarzen Fluch vorbereiten, denn er wird ihre Seelen peinigen und das Feuer in ihren Herzen erschöpfen.« Igon lenkte Rost vom Wagen weg und rief: »Ich muss fort, um die Begleitmannschaft neu einzuteilen.« Und der große Rotschimmel stürmte von Igon angetrieben nach vorn.
    Die Nachricht erfüllte Laurelins Herz mit Furcht, und sie dachte verzweifelt an jene, die in der Feste zurückgeblieben waren: Aurion, Vidron, Gildor und die Wurrlinge, besonders Tuck, an alle Krieger, und an Galen, wo immer er sein mochte. Und die Prinzessin fragte sich, wer sie selbst trösten und ihr Mut geben würde, wenn die Dunkelheit kam. Sie wandte den Blick zu Saril und sah, dass die Magd weinte und vor Angst bebte, denn sie hatte Igons Worte gehört. Laurelin zog Saril an sich und beruhigte sie wie ein verirrtes Kind, und sie wusste in diesem Augenblick, dass niemand eine Prinzessin trösten würde, denn es ist allgemeine Ansicht, dass Menschen fürstlichen Geblüts die Ängste und Nöte des gemeinen Volkes nicht empfinden.
    In dieser Nacht war Laurelins unruhiger Schlaf erfüllt von verzweifelten Träumen, in denen sie stets in einer Falle saß.
    Im Morgengrauen des folgenden Tages war die Schwarze Wand für alle deutlich zu sehen. Sie ragte am Horizont auf und schien höher zu werden, da sie näher kam. Kinder weinten und klammerten sich an ihre Mütter, und allenthalben sah man beklommene Gesichter.
    Rasch wurde das Lager abgebrochen, die Karawane machte sich erneut auf die lange Reise und zog langsam über die Poststraße, die nun entlang der Schlachtenhügel nach Westen bog. Saril weinte, weil die Straße damit nicht mehr nach Süden und von der anrückenden Wand wegführte. Und von Norden rollte wie eine große schwarze Welle die Finsternis des Bösen heran und kam näher mit jedem Augenblick, der verstrich. Langsam tauchte die Sonne am
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