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Mithgar 11 - Die kalten Schatten

Mithgar 11 - Die kalten Schatten

Titel: Mithgar 11 - Die kalten Schatten
Autoren: Dennis L. McKIernan
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vereinten sich; sie sprachen mit tonlosen Stimmen, die jeglichen Lebens beraubt schienen, außer wenn einer oder mehrere plötzlich ein markerschütterndes Geheul ausstießen. Einige kamen, um Laurelin in Augenschein zu nehmen; sie richteten ihren toten, schwarzen Blick auf sie, und Laurelin starrte trotzig zurück.
    Die neue Gholen-Truppe zählte annähernd hundert Reiter, und Laurelin sah, dass sich auch unter ihnen ein Mensch befand: schwarz war er, als stammte er aus dem Land Chabba im Süden, jenseits der Avagon-See. Und dann bemerkte Laurelin, dass seine Augen tot waren und dass ihm Speichel übers Kinn lief, gerade wie bei dem Naudron.
    Und wie der Naudron wurde auch der Chabbaner von einem Ghol geführt. Es war, als besäße keiner der beiden Männer eine Spur von Geist oder Willen. Doch vor ihren Augen füllte sich das schwarze Gesicht auf einmal mit Gehässigkeit, und das Böse starrte ihr entgegen. »Die dritte Mauer der Feste Challerain ist gefallen, und fallen werden auch die letzten beiden«, zischte der Chabbaner, und Laurelin schlug die Hand vor den Mund und stieß einen ängstlichen Schrei aus, denn es war dieselbe Vipernstimme, die sie aus dem Mund des Naudrons gehört hatte! Doch dann erschlaffte das ebenholzschwarze Gesicht, der Blick wurde leer, und das Böse war verschwunden. Laurelin fuhr schnell zu dem Naudron herum und sah das nämliche tote Starren. Und sie schauderte, denn nun wusste sie, mit wem sie es zu tun hatte. Weiter zog die Kolonne mit Laurelin, nun wieder in Richtung Osten. Und im Reiten schaute die Prinzessin zu dem wartenden Haufen der Ghola zurück, die am Rande des Weitimholz verharrten. Ein letztes Mal wanderte ihr Blick zu dem Mann aus Chabba, dessen dunkle Haut sich gegen die teigige Blässe der Ghola abhob wie eine Schnecke unter Maden. Schaudernd richtete sie den Blick wieder nach vorn und sah nicht mehr zurück.
    Nach weiteren zwölf Meilen Ritt hatten sie die Schlachtenhügel schließlich durchquert, und sechs Meilen dahinter schlugen sie im offenen Flachland ein Lager auf. Während sich Laurelin mit der Linken dünnen Haferschleim in den Mund löffelte, pochte ihr gebrochener Arm in der Schlinge; und im Takt dieses Schmerzes hallten in ihrem Kopf die gezischelten Worte wider: Die dritte Mauer der Feste Challerain ist gefallen, und fallen werden auch die letzten beiden.
    Am folgenden Dunkeltag, dem fünften seit Laurelins Gefangennahme, durchquerte die Gholen-Kolonne die Ebene und lagerte in Sichtweite eines nördlichen Ausläufers des Weitimholz. Noch immer führte ihr Weg nach Osten, und sie hatten an jedem dieser fünf Tage rund dreißig Meilen zurückgelegt. Doch die Helrösser waren noch nicht erschöpft, denn sie waren zwar nicht so geschwind wie ein gutes Pferd, aber dafür ausdauernder.
    Nein, nicht die Ermüdung der Helrösser bestimmte, wo die Kolonne lagern würde, und erst recht nicht das Maß an Schmerz, das Laurelin auszuhalten vermochte. Es waren vielmehr die Grenzen des Naudrons, die der Gholen-Kolonne die Geschwindigkeit vorgaben, wenngleich Laurelin nicht wusste, woran das Leichenvolk erkannte, wann der Mann mit den toten Augen eine Ruhepause brauchte. Doch das kümmerte sie nicht, denn als man das Lager aufschlug, war sie bereits über alle Maßen müde. Sie war gerade erst in einen erschöpften Schlummer gefallen, als ein Ghol sie mit einem Tritt weckte. Von der gegenüberliegenden Seite des Lagerfeuers starrte das Böse sie an. »Die Feste ist gefallen und gehört nun mir«, zischte die Grubennatternstimme. »Euer tapferer Aurion Rotaug ist geflo hen. Aber auch wenn ich keine Augen habe, zu sehen, glaube ich, keiner wird entkommen.«
    Laurelins helle Augen blickten fest in die dunklen des Naudrons: »Züo Helan widar iu! (Zur Hei mit dir!)«, stieß sie in der alten Hochsprache Riamons hervor, bevor sie sich umgeben von bösartig zischendem Gelächter wieder zum Schlafen legte. Doch wenngleich sie mit geschlossenen Augen da lag, ließ ihr Geist nicht los: Die Feste ist gefallen… Rotaug ist geflohen… Keiner wird entkommen.
    Der nächste Abschnitt der Reise führte Laurelin durch die Ausläufer des Weitimholz und ins niedrige, zerklüftete Hügelland der Signalberge. Und kurz bevor sie am Lagerplatz hielten, funkelte plötzlich das Böse aus den leeren Augen des Naudrons. »Sie trachten, sich mir zu widersetzen!«, schrie die Stimme schrill, kein Zischen diesmal. Laurelin fuhr herum und sah Wut auf den Zügen des Mannes aus Naud. »Meine Heireiter,
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