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Mithgar 11 - Die kalten Schatten

Mithgar 11 - Die kalten Schatten

Titel: Mithgar 11 - Die kalten Schatten
Autoren: Dennis L. McKIernan
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oben drehten und schütteten, bis sie würgte und das widerliche Gebräu weit von sich spuckte.
    » Ush!« Laurelin wurde erneut auf die Füße gezerrt, und sie blieb kraftlos, zitternd und schwankend auf den Beinen. »Rul durg!« Die kalten Hände des Leichenvolks rissen ihr die Kleider vom Leib, bis sie nackt vor dem Naudron stand. Er saß auf dem Helross, und seine bösartigen Augen weideten sich an dem Anblick. Laurelin empfand große Angst und Abscheu, und die Kälte ließ ihre Glieder taub werden, doch sie blieb trotzig stehen. Man warf ihr gesteppte Rukken-Kleidung und pelzgefütterte Stiefel vor die Füße. Ghola zwangen sie, die Sachen anzuziehen; sie waren schmutzig, voll Ungeziefer und zu groß für sie, aber warm. Während des Ankleidens gab sie nur einmal einen Laut von sich, einen unterdrückten Schmerzensschrei, als man ihren geschienten Arm unsanft durch den Jackenärmel zwängte.
    Der Naudron spie und zischte Befehle in der widerlichen Slük-Sprache, und er tat es so schnell, dass Laurelin in dem kehligen Sabbern keine einzelnen Worte unterscheiden konnte. Als man ihr den Arm mit einem Ruck in eine Schlinge zurrte, wandte er ihr den Blick zu. Ein Helross wurde gebracht, und sie setzten Laurelin auf das grässliche Tier, dessen fauliger Gestank sie beinahe würgen ließ. »Man wird dich zu meiner Festung bringen«, zischte die Stimme, »wo du mir zu einem bestimmten Zweck dienen wirst.«
    »Niemals«, stieß Laurelin hervor. »Niemals werde ich dir dienen. Du wähnst dich auf einem zu hohen Thron.«
    »Ich werde dich an deine Worte erinnern, wenn die Zeit gekommen ist, da der Thron Mithgars mir gehört.« Feindseligkeit breitete sich auf den höhnischen Zügen des Naudrons aus.
    »Es gibt einen, nein, viele in der Feste Challerain, die dieses Streben durchkreuzen werden, Elender!«, fauchte Laurelin.
    »Pah! Challerain!«, höhnte der Naudron. »Diese Ansammlung armseliger Schuppen lodert in diesem Augenblick bereits, in Brand gesetzt von meinen Zerstörungsmaschinen. Noch ehe dieser Dunkeltag endet, wird Challerain bis auf die Grundmauern niedergebrannt sein, und Aurion Rotaug mit seiner kümmerlichen Armee wird nichts dagegen tun können - gar nichts! Und das Feuer wird seinen Willen schwächen, die Kraft seiner Männer wird in die Asche der zerstörten Stadt sinken. Dann werde ich zuschlagen: Meine Horde wird die Tore einrennen und die Wälle erklimmen, um die Narren zu töten, die drinnen in der Falle sitzen.« Laurelin gefror das Blut in den Adern, als sie diese Worte hörte, doch sie zeigte keine Angst und sagte nichts.
    »Wir verschwenden nur Zeit«, zischte er und rief einen Befehl zu der Truppe der Ghola, die nun hinter ihm Aufstellung genommen hatten. »Urb schla! Drek!« Dann wandte er sich noch einmal an Laurelin. »Wir sprechen uns wieder, Prinzessin. «
    Und vor Laurelins Augen verzerrten sich die Züge des Naudrons und erschlafften schließlich; das bösartige Starren war vollständig verschwunden, ersetzt durch einen geistlosen, leeren Ausdruck.
    Ein Ghol ritt heran und ergriff die Zügel des Helrosses, um das Tier zu führen, während ein zweiter Laurelins Ross übernahm, und auf einen kurzen, bellenden Laut hin ritt die Kolonne der Ghole nach Osten davon.
    Zurück blieben zwischen brennenden Wagen und abgeschlachteten Pferden die Ermordeten: Mütter und Säuglinge, die Lahmen und Alten, Frauen, Soldaten und Kinder, hingestreckt auf dem blutgetränkten Schnee; einige starrten mit ihren blinden Augen der Kolonne der Ghola nach, die in den Dusterschlund verschwand; und es fiel kein einziges Wort, denn die Toten sprechen nicht.
    Dreißig quälende Meilen ritten die Ghola durch das Schattenlicht, durch die Winternacht, in deren eisigem Griff die nördlichen Schlachtenhügel lagen; die Stöße des Helrosses ließen unerträglichen Schmerz durch Laurelins Arm schießen. Bisweilen wurde sie beinahe ohnmächtig, doch das Stoßen hörte nicht auf. Der Schmerz zeichnete harte Linien in ihre Züge, sie sah abgehärmt aus und konnte sich kaum mehr aufrecht halten. Dass sie nicht zusammenbrach, war möglicherweise der brennenden Flüssigkeit zu verdanken, die man ihr eingeflößt hatte; sie fiel jedenfalls nicht, auch wenn sie nicht sagen konnte, warum. Und der grausame Ritt nahm kein Ende. Zuletzt hielt die Kolonne aber, um ein Lager aufzuschlagen. Man zerrte Laurelin von ihrem Reittier, und sie war unfähig zu stehen. Sie setzte sich in den Schnee und beobachtete dumpf, wie die Ghola den Naudron
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