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Mit Pflanzen verbunden

Mit Pflanzen verbunden

Titel: Mit Pflanzen verbunden
Autoren: Wolf-Dieter Storl
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heute fast vergessene Gemüse galt als Delikatesse. Eine Züchtung aus Deutschland gelangte 1863 wieder in das Ursprungsland zurück und machte unter dem Namen „deutsche Rapunzel“ (German Rampion) als Modegemüse Karriere.
    Bei den Indianern war die Nachtkerze auch ein Heilkraut. Die blühenden Sprossspitzen wurden wegen ihrer entzündungshemmenden und krampflösenden Wirkung bei Husten, Bronchialspasmen, Magen- und Darmkrämpfen eingesetzt. Auch die weißen Amerikaner nahmen es in ihre Volksmedizin auf und kochten das Kraut mit Honig zu einem Hustenelixier. Die Ojibwa machten aus den Blättern Breiumschläge bei Prellungen und Quetschungen; die Cherokee applizierten die erhitzte Wurzel auf Hämorrhoiden.
    In den achtziger Jahren offenbarte die Pflanze eine weitere Seite ihres heilenden Wesens. Mediziner nahmen das Öl ihrer Samen ins Visier. Sie entdeckten, dass das Öl größtenteils aus ungesättigten essenziellen Fettsäuren besteht, davon zehn Prozent Gammalinolensäure (GLS). GLS ist eine Vorstufe des Gewebshormons Prostaglandin, das im Körper vor allem im Sperma und in der Muttermilch vorkommt. Wenn der Körper zu wenig Prostaglandin erzeugt, kann es zu vielfältigen Störungen kommen, wie endogenen Ekzemen, trockenen Augen und brüchigen Nägel oder verstärktem prämenstruellem Syndrom. Besonders bei Kindern, die ihre ersten Lebenstage in Brutkästen verbringen oder die keine Muttermilch bekommen, besteht die Gefahr, dass der Organismus zu wenig Prostaglandin erzeugt. Auch chronischer Alkoholismus, ständiger Junk-Food-Konsum, fortgeschrittenes Alter oder radioaktive Bestrahlung können Prostaglandinmangel zur Folge haben.

    Nachtkerze (Oenothera biennis, O. lamarkia)
    Weiter Benennungen: Düsterkerze, Nachthimmelschlüssel, Schlafende Mädchen, Faule Mädchen, bezieht sich auf das Aufblühen nach Sonnenuntergang;
    Esswurzel, Schinkenwurz, Spanische Rapunzel, Rapontika, wegen der Verwendung als Gemüse;
    Eisenbahnblume, Schweizer Autobahnblume , aufgrund des Standorts.
    Familie: Nachtkerzengewächse (Onagraceae) , verwandt mit Weidenröschen (Epilobium) und Hexenkraut (Circea) .
    Botanische Merkmale: Die Nachtkerze ist eine zweijährige Ruderalpflanze, die volles Sonnenlicht braucht, um zu gedeihen. Ihre Samen keimen nur im Licht. Sie blüht nach Sonnenuntergang auf, und die nach Vanille duftenden Blüten werden von Nachtfaltern bestäubt. Jede Blüte blüht nur eine einzige Nacht; die Samenkapseln enthalten rund 200 Samen pro Kapsel.
    Planetarische Zugehörigkeit: Jupiter , wegen der gelben Blüten, den ölhaltigen Samen und der Assoziation mit den Schweinen.
    Signatur: Da die Blüten nach einem Tag verwelken, ist es eine Pflanze, die sich für Zustände eignet, bei denen es um Erschöpfung der inneren Ressourcen geht.
    Inhaltsstoffe: Phytosterole, Schleime, Gerbstoffe, Linolsäure.
    Heilindikationen: Blätter und Sprossspitzen als Tee bei Magen-Darm-Krämpfen und Husten. Samenöl bei prämenstruellem Syndrom (PMS), endogenen Ekzemen (allergische Hautausschläge), Alkoholvergiftung (hilft bei der Regeneration der geschädigten Leber), Sjögrens Syndrom, Skleroderma (Austrocknen der Haut), Multipler Sklerose, Polyarthritis. Es sind keine Nebenwirkungen bekannt (Mabey 1993: 89). Die Blüten, die man auch essen kann, eignen sich zur Herstellung eines Blütenelixiers (nach der Methode des Dr. Edward Bach). Die Blütenessenz wird Menschen empfohlen, die sich abgelehnt fühlen oder für unerwünscht halten, etwa Kindern, deren Mütter sie abtreiben wollten.
    Zubereitung: Öl einreiben und teelöffelweise einnehmen.
    Sammelzeit: Blätter werden im Sommer gesammelt; die ölhaltigen Samen im Spätherbst.
    Fußnoten
    1 Das Ritual wird in meinem Buch „Pflanzendevas“ näher beschrieben (AT-Verlag, Aarau, Schweiz 2001).
    2 Der begeisterte Botaniker und Pflanzenforscher Goethe bemühte sich in seinen alten Tagen als einer der Ersten um die Samen dieser Pflanze. Er säte sie in seinem Gartenhaus bei Weimar aus und ist wahrscheinlich mit verantwortlich dafür, dass sie nun im Tal der Ilmenau weite Flächen überwuchert.
    3 Sogar das unschuldige Gänseblümchen geriet im 18. Jahrhundert offiziell unter Acht und Bann. Warum? Weil man glaubte, dass diese Kinderblume zum Abtreiben unerwünschter Leibesfrucht missbraucht wurde (Storl 2004a: 143).
    4 Dass eventuell Homöopathen etwas mehr über die amerikanischen Neophythen wissen, rührt daher, dass in der Mitte des 19. Jahrhunderts die Homöopathie die führende
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