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Mit Kurs auf Thule

Mit Kurs auf Thule

Titel: Mit Kurs auf Thule
Autoren: Kirsten A. Seaver
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Zusammenfassung, die den potenziellen Leserkreis enorm erweiterte. Kapitel Eins wie auch das »Postskriptum« werden allerdings zeigen, dass das unkritische Vertrauen in dieses Buch zu einigen hartnäckigen Problemen bei der Erforschung der nordischen Grönländer geführt hat.
    Die professionelle Archäologie steckte noch in den Kinderschuhen, als Rafn und Magnusen die Schriftquellen zutage förderten, die in Kopenhagen verfügbar waren. Sie schufen nicht nur die
Antiquitates
, sondern auch das dreibändige Werk
Grønlands Historiske Mindesmærker
(
Historische Monumente Grönlands
), eine beeindruckende Arbeit, die in den Jahren 1838 bis 1845 erschien. Obwohl viele Kommentare zwangsläufig heute durch die neuere Forschung überholt sind, ist und bleibt sie immer noch nützlich.
    Bis heute hält sich bei Einigen hartnäckig die Meinung, die Archive des Vatikan seien eine Fundgrube wichtiger und genauer Informationen über die mittelalterlichen Nordmänner im Allgemeinen und über die Grönländer im Besonderen – so war es auch beim norwegischen Abenteurer und Autor Thor Heyerdahl (1914–2002). All diese Dokumente seien einfach nur noch nicht entdeckt worden, so die Argumentation. Tatsächlich aber haben im 19. und frühen 20. Jahrhundert Historiker, die sich auf die Spuren der nordischen Grönländer begaben, mit großem Eifer auch die im Vatikan verwahrten Schriftstücke gesichtet und sofort veröffentlicht, was sie fanden. Es stellte sich heraus, dass der Papst und die Kurie im Mittelalter eine ebenso verworrene Vorstellung vom Norden hatten wie alle anderen Südeuropäer auch. Den Erforschern der nordischen Geschichte, die als erste Schlüsseldokumente in Archiven von Island bis Rom entzifferten und sie gedruckt allen zur Verfügung stellten, manchmal mit Kommentaren und manchmal ohne, gebührt unser aller Dank.

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    |22| 1 Unbekannt verzogen
    Kurze landeskundliche Beschreibung Grönlands
    Grönland, die größte Insel der Erde, lässt sich durch ihre geografischen Koordinaten genau bestimmen und lokalisieren. Allerdings ist sie für die meisten Menschen noch heute sehr weit entfernt und war dies natürlich umso mehr vor dem Zeitalter der Luftfahrt. Zwischen 59° 46’ nördlicher Breite bei Kap Farvel im Süden und 83° 39’ im Norden bedeckt Grönland fast 2,2 Millionen Quadratkilometer, umgeben von einigen der gefährlichsten Meere der Welt. Deshalb war auch lange nicht bekannt, ob es sich um eine Insel handelt, bis sie im frühen 20. Jahrhundert schließlich Stück für Stück umrundet wurde. Ähnlich furchteinflößend wie die die Insel umgebenden Gewässer ist auch die Landschaft mit ihren gewaltigen Proportionen, ihren riesigen Entfernungen und ihrem massiven Rückgrat aus Granit, das sich in Nord-Süd-Richtung bis zu 3000 Meter hoch über die Insel zieht und von einem gigantischen Eisschild niedergedrückt wird, der ebenfalls zwischen zwei und drei Kilometer dick ist. In Verbindung mit dem arktischen Klima, das auf der ganzen Insel herrscht, ist vor allem dieser hoch aufragende, von Eis gekrönte Bergrücken für die plötzlichen und extremen Wetterumschwünge verantwortlich, die Grönland prägen. 1 Trotz dieser furchterregenden Besonderheiten wachsen in Grönland schöne, widerstandsfähige Blumen. Die Insel ist mit ihren etwa fünfhundert wilden Arten höherer Pflanzen, darunter fünf Arten sehr seltener kleiner Orchideen, ein Paradies für Botaniker.
    Grönland ist geologisch gesehen eigentlich ein Teil Nordamerikas und im Norden nur durch den schmalen Smith Sound von diesem Kontinent getrennt. |23| Im Osten ist das vulkanische Island sein nächster Nachbar, das die mittelalterlichen Nordmänner seit 870 innerhalb von etwa sechzig Jahren besiedelten. Danach war es für Neuankömmlinge dort schwierig, fruchtbares Land in Besitz zu nehmen, und so begleiteten einige isländische Familien auf der Suche nach neuen Lebensgrundlagen den streitsüchtigen, noch in Norwegen geborenen Isländer Eirik »der Rote« Thorvaldsson, als der sich um 986 n. Chr. aufmachte, eine Kolonie in Grönland zu gründen.

Die Nordmänner in Grönland – eine schwierige Spurensuche
    Es zeugt von gewaltiger Energie und Dynamik, dass Island und Grönland vergleichsweise schnell besiedelt wurden, noch während die Nordmänner ihren Zugriff auf Irland, England und Schottland verstärkten. Schon unter den frühesten Siedlern Islands waren Nordmänner von diesen Inseln; andere kamen direkt aus Skandinavien, vor allem aus
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