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Mit Kuessen und Nebenwirkungen

Mit Kuessen und Nebenwirkungen

Titel: Mit Kuessen und Nebenwirkungen
Autoren: Susan Mallery
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damit gelegen hatte.
    „Du wirst wieder losziehen“, sagte Simon leise.
    „Ich denke an Sara.“
    „Hast du Schuldgefühle?“
    Alistair blickte seinen Freund überrascht an. „Woher weißt du das?“
    „Ich kenne dich. Du machst dir Vorwürfe, nicht da gewesen zu sein. Was du dabei vergisst, ist, dass du sie auch nicht davon hättest abhalten können, die Straße zu überqueren.“
    „Vielleicht doch.“
    „Ich bezweifle das. Es war für sie an der Zeit, Alistair.“
    „Ihr vorherbestimmtes Schicksal?“
    Simon zuckte mit den Schultern. „Vielleicht.“ Er hob seinen von Narben überzogenen Arm, das sichtbare Zeichen einer gewalttätigen und zerstörerischen Mutter, die ihr Kind mit Absicht ins Feuer geschubst hatte. „Ich glaube, dass nichts auf der Welt umsonst passiert. Wäre ich nicht verletzt worden, hätte ich nie Medizin studiert und wäre nicht Chirurg geworden. Kurzum, ich hätte meine Berufung nie gefunden.“ Er lächelte. „Das klingt dramatischer, als ich es meine.“
    „Es klingt ehrlich“, sagte Alistair. „Ich wusste auch schon sehr früh, was ich mit meinem Leben anfangen wollte. Sara hat nie verstanden, wie wichtig mir meine Arbeit war. Sie war zufrieden mit dem kleinen Fleckchen Welt, auf dem sie lebte.“
    „Aber du warst das nie.“
    „Nein.“ Er nippte an seinem Brandy. „Die Schuld liegt bei mir. Ich hätte nicht den leichten Weg wählen und sie heiraten dürfen.“
    „Sie war in dich verliebt.“
    „Ja, und das habe ich ausgenutzt.“
    „Du hast ihr gegeben, was sie wollte. Sie war glücklich.“
    Dessen war sich Alistair nicht so sicher. „Ich hätte es besser machen, öfter für sie da sein können.“
    „Dann wärst du nicht der Mann gewesen, den sie geliebt hat. Deine Abwesenheit war ein Teil deiner Anziehung.“
    Alistair schaute seinen Freund fragend an. „Du hast wohl in letzter Zeit zu viele Frauenzeitschriften gelesen, mein Freund. Deine Einsichten sind wahrlich verstörend.“
    Simon lachte. „Ich bin gesegnet mit der Liebe einer Frau, die mich in allem übertrifft. Sie überrascht und erfreut mich.“ Er hob sein Glas. „Ich könnte sie nie verlassen.“
    Das überraschte Alistair nicht. Simon war schon immer ein Mensch gewesen, der sich um andere kümmerte, doch hatte er diese Seite seines Wesens gut verborgen gehalten. Nur wenige hatten einen Blick auf die sanfte Seele werfen können, die hinter der rauen und manchmal groben Fassade steckte. Er hatte sich von seinen Kollegen und Mitmenschen immer ferngehalten – ihm war eine einsame Existenz lieber gewesen, als dazuzugehören.
    Irgendwie war es Montana gelungen, das zu ändern. Sie hatte ihn mitgerissen und ihm erlaubt, sein wahres Ich zu zeigen. Er war jetzt ein anderer Mann. Ähnlich wie der berüchtigte Ebenezer Scrooge hatte auch Simon die Lust am Leben erst lernen müssen.
    „Du hast Sara nicht genügend geliebt“, sagte Simon geradeheraus. „Das ist das Verbrechen, für das du deiner Meinung nach Strafe verdient hast. Wenn du sie ausreichend geliebt hättest, hättest du sie nicht alleine zurückgelassen. Wärst nicht ständig in die Welt hinausgezogen. Und deshalb glaubst du, dein Mangel an Liebe ist der Grund für ihren Tod.“
    Alistair starrte in sein Glas. „Ich mochte dich lieber, als du deine Gedanken noch nicht in Worte fassen konntest.“
    „Das ändert nichts an der Wahrheit.“
    „Nein, das tut es wohl nicht.“
    Simon beugte sich zu ihm vor. „Du hast nicht so viel Macht, wie du glaubst. Sie wäre trotzdem gestorben. Da es keinen Weg gibt, die Vergangenheit rückgängig zu machen, läuft alles auf die Frage hinaus: Was stellst du mit dem Wissen an, über das du jetzt verfügst? Wirst du daraus lernen oder fortfahren, dich zu geißeln?“
    „Vermutlich Letzteres.“
    „Dann bist du ein Dummkopf.“
    „Darin sind wir uns wohl einig“, erwiderte Alistair.
    Etwas zu wissen und es zu akzeptieren, war nicht das Gleiche. Er wollte weitermachen, doch er glaubte nicht, das Recht dazu zu besitzen.
    „Wie wusstest du, dass Montana die Richtige für dich ist?“, fragte er leise.
    Simon lächelte. Die vernarbte Seite seines Gesichts bewegte sich kaum, doch der Rest verzog sich zu einem glücklichen, wissenden Lächeln.
    „Sie hat mir erlaubt, wieder zu fühlen“, erklärte er. „Sie hat so im Überfluss von sich gegeben, dass ich nicht anders konnte, als es ihr gleichzutun. Ich wollte sie von der ersten Sekunde an, als ich sie sah, doch was ich nicht erkannte, war, dass ich in
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