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Mit Herz und Skalpell

Mit Herz und Skalpell

Titel: Mit Herz und Skalpell
Autoren: Julia Schoening
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wurde der Fall noch einmal aufgerollt, und ich habe Melanie ebenfalls zur Rede gestellt und sie mit ihrem Fehler konfrontiert. Sie hatte wohl gedacht, dass ich mich schützend vor sie stellen und dafür sorgen würde, dass ihr nichts passiert.«
    »Aber du hast natürlich strikt Berufliches und Privates getrennt.« Ein Lächeln huschte durch Lindas Gesicht. Das wiederum passte perfekt zu Alexandra.
    Die nickte mit Nachdruck und fuhr fort: »Melanie war völlig verständnislos und sauer. Wahrscheinlich hatte sie geglaubt, dass ihr an meiner Seite nichts passieren konnte. Sie hat sich von mir getrennt. Und in diesem Moment war ich endgültig sicher, von ihr nur ausgenutzt worden zu sein.«
    Kein Wunder, dass Alexandra Linda gegenüber am Anfang so zurückhaltend gewesen war. Einem Impuls folgend, legte Linda ihr eine Hand auf den Unterarm. Ihre Finger streichelten sanft über Alexandras Haut, während sie sagte: »Das sieht Melanie ganz ähnlich.«
    »Und das war noch nicht alles«, sagte Alexandra und warf Linda einen kurzen Blick zu, in dem sich Erleichterung und Dankbarkeit mischten. »Sie hat gedroht, unsere Beziehung im ganzen Krankenhaus bekannt zu machen, wenn ich nicht dafür sorgen würde, dass ihr Fehler ohne Folgen bliebe.«
    »Das hätte ihr doch niemand geglaubt«, wandte Linda ein.
    »Na ja, es gab einige eindeutige Fotos.« Alexandras Finger umschlangen ihren Kettenanhänger.
    Auch wenn Linda dank ihrer eigenen Erfahrungen mit Melanie nicht wirklich überrascht war – so viel Boshaftigkeit ließ ihr doch für eine Sekunde den Atem stocken. »Diese hinterhältige . . .« Sie ballte ihre Hände zu Fäusten. »Dazu fällt mir gar nicht das passende Wort ein.«
    Alexandra seufzte tief. »Ich habe mich natürlich nicht darauf eingelassen. Oder zumindest nicht ganz. Ich habe dafür gesorgt, dass Melanie eine neue Stelle in der Unfallchirurgie erhalten hat. Und damit hat sie sich zunächst zufriedengegeben. Aber jetzt . . .« Noch immer spielten Alexandras Finger mit ihrer Kette. Als sie Linda erneut ansah, lag eine Traurigkeit in ihrem Blick, die Linda noch nie an ihr gesehen hatten. »Jetzt hat sie eine neue Chance gesehen, es mir heimzuzahlen.«
    »Wie?«, flüsterte Linda. Ihr war ganz kalt geworden.
    »Sie versucht, mich zu erpressen. Entweder verschaffe ich ihr eine Stelle in unserer Klinik, oder sie sabotiert mich und sorgt dafür, dass ich die Stelle als Leitende Oberärztin nicht bekomme.« Für einen kurzen Moment legte Alexandra den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. »Natürlich habe ich mich nicht erpressen lassen. Aber jetzt hat sich Melanie mit Jochen Gärtner verbündet. Ich fürchte, die beiden werden mich mit allen Mitteln aus dem Weg räumen.«
    Fassungslos schüttelte Linda den Kopf. »Das kann ich kaum glauben. Dass jemand so mies sein kann . . .«
    »Es ist leider die Wahrheit«, entgegnete Alexandra tonlos. »Wenn ich nicht freiwillig auf die Stelle verzichte, will sie die alten Fotos in Umlauf bringen und unsere damalige Beziehung publik machen. Und sie will, dass ich mich von dir trenne.« Ihre Lippen zitterten, doch auf einmal wich ein wenig von der Traurigkeit aus ihren Augen. »Aber das kann ich nicht. Mir ist klar geworden, was du mir bedeutest. Dass ich dich liebe.« Sie streichelte Linda über die Wange.
    Linda war so fassungslos von Alexandras Eröffnungen, dass sie die sanfte Berührung kaum zur Kenntnis nahm. »Das ist . . .«, murmelte sie benommen und schüttelte den Kopf. »Kein Wunder, dass Melanie ständig in deinem Büro herumgeschlichen ist und du so schlechte Laune hattest, wenn ich dir anschließend begegnet bin.« Ja, plötzlich ergab alles Sinn. Richtigen Sinn.
    Wie hatte Linda Melanie nur jemals glauben können?
    Alexandra machte ein verächtliches Geräusch. »Genau so war es. Es tut mir leid, wenn du etwas anderes geglaubt hast, aber Melanie ist Meisterin der Manipulation. Irgendwie kann sie jeden um den Finger wickeln. Aber damit ist jetzt Schluss. Ich werde mich nie wieder von ihr unter Druck setzen lassen.«
    In diesem Moment wurde Linda klar, was das bedeutete. »Alexandra«, sagte sie erschrocken. »Du darfst doch für mich nicht deinen Traum aufgeben.«
    Doch Alexandra sah sie fest an. Sie lächelte ganz leicht, aber in ihrem Blick lag ein tiefer Ernst, als sie erklärte: »Ich habe mir das reiflich überlegt. Ich werde Jochen freiwillig den Vortritt lassen und mich offiziell zu dir bekennen. Das heißt – wenn du das auch
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