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Mit Herz und High Heels - Clark, B: Mit Herz und High Heels - The Overnight Socialite

Titel: Mit Herz und High Heels - Clark, B: Mit Herz und High Heels - The Overnight Socialite
Autoren: Bridie Clark
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hatte sich unverhofft an diesem Nachmittag ergeben, als eine von Nolas Assistentinnen – Clarissa, die Rothaarige, die man nie ohne einen doppelten Starbucks-Espresso sah, den sie mit weißen Knöcheln und eisernem Griff umklammert hielt – in die Schneiderei gestürmt war und mit einer Einladung herumgefuchtelt hatte. Lucy hatte sich darauf gestürzt wie eine Tigerin, ehe irgendjemand
die Gelegenheit dazu hatte, ihr zuvorzukommen. »Gemach, gemach«, hatte Clarissa gebrummt. »Sieh bloß zu, dass du pünktlich bist, okay?«
    Nola Sinclair – im Grunde genommen ihre Chefin, aber Lucy Jo war so eine unwichtige kleine Arbeitsbiene, dass die Designerin einfach durch die hindurchsah – war auf die Idee gekommen, eine große Show zu inszenieren, um eine Kollektion zu lancieren, die sie der Presse und den Einkäufern bereits im vergangenen Frühjahr präsentiert hatte, und dazu einige neue Stücke vorzuführen sowie die festliche Stimmung in der weihnachtlich herausgeputzten Stadt zu nutzen, um ein bisschen mediale Aufmerksamkeit zu erregen. Die Kollektion wurde gerade an die hippsten, edelsten Boutiquen des Landes ausgeliefert, und die Modeschöpferin wollte noch ein krönendes kleines Sahnehäubchen obendrauf setzen. Man hatte weder Kosten noch Mühen gescheut, um das Innere der Park Avenue Armory in das weltgrößte Indoor-Iglu zu verwandeln, mit einem durchsichtigen Laufsteg, der eigens angefertigt worden war und aussah wie aus glasklarem Eis. Nola hatte eigentlich einen Laufsteg aus echtem Eis haben wollen und wochenlang geschmollt, als ihr Vater – der größte und einzige Investor ihres Unternehmens – sein Veto eingelegt hatte, weil er das für zu gefährlich für die Models hielt. Silbrige Cocktail-Tabletts standen für die Glitzer-Gesellschaft bereit, und auf jedem dick gepolsterten weißen Ledersitz erwartete die illustren Gäste ein Nerzmuff – den sie natürlich anschließend mit nach Hause nehmen durften.
    Das alles hatte Lucy Jo aus den Branchen-Blättchen, den Klatschkolumnen und am Wasserspender der Schneiderei erfahren. Und nun sollte sie das Spektakel hautnah miterleben.
    Schade, dass sie die Einladung nicht wenigstens einen
Tag früher bekommen hatte – dann hätte sie eine wirklich einmalige Kreation aus dem Ärmel zaubern können, die ihr Design-Talent ins richtige Licht gerückt hätte. So hatte sie kaum Zeit gehabt, im Eiltempo ein flamingorosa Chiffon-Hängerchen in ein frisches, freches Minikleid umzuschneidern, wobei sie mit dem abgeschnittenen Stoff eine kleine verspielte Rüsche an den Saum genäht hatte. Die Farbe war zwar etwas greller, als sie sie aus dem Laden in Erinnerung hatte – aber schließlich wollte sie ja einen bleibenden Eindruck hinterlassen und nicht im Meer der Kleinen Schwarzen untergehen.
    Entschlossen straffte sie die Schultern und marschierte auf das massige Backsteingebäude des Zeughauses auf der Sixty-Seventh zu. Lucy Jo war groß gewachsen und neigte dazu, vornübergebeugt zu gehen, weshalb sie nicht selten als grobknochig oder auch vollschlank bezeichnet wurde. Hübsch oder gar eine Schönheit wurde sie eher selten genannt, was allerdings mehr mit den Menschen in ihrem Bekanntenkreis zu tun hatte als mit ihrem Äußeren.
    Du schaffst das, versuchte sie, sich selbst Mut zu machen. Dann holte sie tief Luft, bis sie spürte, wie der Chiffon über ihrem Brustkorb spannte.
    Aber wie sollte sie auch nicht nervös werden? Madonna wurde eigens für diesen Abend eingeflogen. Margaux Irving, die schon fast zwanghaft modische Herausgeberin, berüchtigt für ihren vernichtenden Blick und ihren Einfluss bis in die höchsten Etagen des Modebiz, hatte ihr Kommen und Roger Federer als ihre Begleitung angekündigt. Die ganze Hochglanz-Truppe, bestehend aus den stylischsten Mädels der stylischsten Zeitschriften, würde da sein und alle Blicke auf sich ziehen, ebenso wie jeder, der in Hollywood Rang und Namen hatte, von Uma bis zu den Olsens. Und jetzt sollte Lucy Jo
Ellis – die siebenundzwanzigjährige Tochter einer Maniküre aus Dayville, Minnesota, Hilfsmodellschneiderin in einer kleinen, engen Werkstatt im New Yorker Garment District, in der es rund um die Uhr nach Schweiß und Zwiebelringen roch; und aufstrebende Designerin – auch dabei sein. Und mit der Crème de la Crème abfeiern. Und mit ein wenig Glück würde sie endlich den lang ersehnten Job im Kreativbereich ergattern … den Job, den die sture, engstirnige Nola Sinclair ihr nie im Leben geben würde.
    Wie
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