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Mit Fünfen ist man kinderreich

Mit Fünfen ist man kinderreich

Titel: Mit Fünfen ist man kinderreich
Autoren: Evelyn Sanders
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plante im Gemeindesaal einen Lichtbildervortrag über Nepal. Eintritt zwei D-Mark.
    Die Zivilisation hatte uns wieder!
15
    Jetzt stand mir allerdings noch eine schwierige Aufgabe bevor: Ich mußte Wenzel-Berta auf den Exodus vorbereiten. Bisher hatten wir ihr unsere Pläne verheimlicht und den Vertrauensbruch vor uns selbst damit entschuldigt, daß die ganze Angelegenheit noch nicht spruchreif war. Aber nun mußte ich Farbe bekennen.
    Wenzel-Bertas Reaktion war ebenso überraschend wie folgerichtig.
    »Kriegen Sie wieder 'n Kind?«
    Sie war inzwischen so in unsere Gemeinschaft integriert, daß ihr die wesentlichen Punkte der Familienchronik geläufig waren. Tatsächlich hatte ja der jeweilige Nachwuchs bisher regelmäßig einen Umzug zur Folge gehabt.
    Ich klärte sie über die Hintergründe des notwendigen Wohnungswechsels auf.
    »Da bin ich aber beruhigt«, erwiderte sie, »weil die Jüngste sind Sie ja nu auch nich mehr. – Für zum Kinderkriegen, meine ich man bloß!« fügte sie erschrocken hinzu. Dann wienerte sie verbissen auf dem Couchtisch herum. »So, nach Bad Randersau wollen Sie? Kenne ich, weil meine Schwägerin hat da mal mit was Orthopedischen gelegen, aber gefallen hat's mir nich, und die Oberschwester war ein Drachen, weil die hat dem Eugen doch richtig seine Zigarre weggenommen. Dabei waren da doch bloß Kranke, die was an Arme und Füße hatten und keine mit Diät und so.«
    Mein Hinweis, daß wir unsere Zelte ja nicht im Klinikbereich aufzuschlagen gedächten, schien WenzelBertas Empörung nur etwas zu mildern. »Und wenn schon, ich würde nie nich in einen Ort ziehen, wo so viele Krankenhäuser sind. Da weiß man nie, mit was man sich ansteckt.«
    »Sanatorien sind keine Krankenhäuser, und Kurgäste sind auch keine Patienten.«
    Wenzel-Berta ließ sich nicht beirren. »Und denn lassen Sie man die Kinder möglichst nich aus'm Garten raus, weil Sie wissen ja nich, mit wem die so zusammenkommen.«
    Herrn Weigand hatten wir inzwischen davon unterrichtet, daß wir seinen Vorschlag annehmen würden und uns bereits nach einem neuen Domizil umgesehen hätten. Offenbar sei es aber nicht möglich, ohne Einschaltung eines Maklers etwas Geeignetes zu finden. Herr Weigand bewilligte auch den, schickte uns dafür aber im Laufe der nächsten zwei Wochen ständig Kaufinteressenten ins Haus, die in der Regel während des Mittagessens auftauchten. Während ich – mit heißer Kartoffel im Mund und gerechtem Zorn im Bauch – die typisch weiblichen Fragen nach Einkaufsmöglichkeiten und (nicht vorhandenen) Kindergärten beantwortete, erläuterte Rolf den männlichen Besuchern seine Erfahrungen mit Installation, Heizölverbrauch und Handwerkern. Je nachdem, ob uns die Kauflustigen sympathisch waren oder nicht, rückten wir entweder mit der Wahrheit heraus oder verschwiegen die nicht unerheblichen Mängel des Hauses.
    Den Zuschlag erhielt schließlich ein Ehepaar gesetzteren Alters, dessen weiblicher Teil sogar im Juni einen Nerzmantel trug und das Fehlen eines offenen Kamins in der ›doch sonst recht ansprechenden Wohnhalle‹ beanstandete.
    »Natürlich könnten wir auch selbst bauen«, erklärte
    mir die Dame in herablassendem Ton, »aber dieser ständige Ärger mit den Handwerkern reibt einen ja viel zu sehr auf. Dabei habe ich ohnehin schon eine sehr labile Gesundheit und bin ständig in ärztlicher Behandlung.«
    Vermutlich würde sie in Zukunft einen Psychiater brauchen!
    In greifbare Nähe rückte unser Umzug allerdings erst dann, als ein Beauftragter der Spedition erschien, um das Mobiliar in Augenschein zu nehmen und die benötigte Anzahl der Kubikmeter zu errechnen, die zum Abtransport unserer Habseligkeiten erforderlich seien. Er kam auf elf Meter.
    »Bei unserem letzten Umzug haben wir aber zwölf gebraucht, und inzwischen ist noch einiges dazugekommen«, dämpfte ich den Optimismus des bebrillten Sachverständigen.
    »Bei uns sind nur Fachleute beschäftigt«, erklärte mir dieser, »und die wissen, wie man raumsparend verladen muß.«
    Später stellte sich heraus, daß unsere Möbel annähernd 15 cbm beanspruchten, und selbst dann mußten wir den Rasenmäher und zwei Kisten mit leeren Einweckgläsern noch in unserem Kofferraum transportieren. Auf die offensichtliche Diskrepanz hingewiesen, grinsten die Möbelpacker nur. »Heini versteht vom Speditionsgeschäft so viel wie wir vom Brötchenbakken. Aber er ist der Schwager vom Chef!«
    Mitten in die Umzugsvorbereitungen platzte die
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