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Mit einer Prise Glück und Liebe

Mit einer Prise Glück und Liebe

Titel: Mit einer Prise Glück und Liebe
Autoren: B O'Neal
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gekommen ist«, antwortet sie eine Spur zu laut. »Er ist die ganze Nacht bei mir geblieben. Sonst wäre ich ganz allein gewesen. Und ich werde ihn nicht im Stich lassen.«
    Dieses Mädchen hat ihre Mutter an Crystal Meth und ihren Vater an drei Auslandseinsätze verloren. Sie braucht jemanden an ihrer Seite, sage ich mir. Ich muss ja nicht begeistert davon sein. »Okay«, erwidere ich. »Wir rufen am Flughafen an und erkundigen uns, was wir tun müssen. Bestimmt können sie ihn mit der nächsten Maschine herschicken.«
    »Ehrlich?« Die Tränen kullern – ein Anblick, der sich geradewegs in mein Herz bohrt. Auch ich war einmal ein Kind wie sie, einsam und verlassen. Meine Tante Poppy war der einzige Mensch, der für mich da war, und ich könnte in diesem Sommer dasselbe für Katie werden.
    »Ich sorge auch dafür, dass er keinen Ärger macht, das verspreche ich«, beteuert Katie.
    »Aber natürlich.« Ich winke sie zu mir. »Du hast bestimmt einen Bärenhunger.«
    »Ja.«
    »Dann lass uns nach oben gehen. Ich mache dir etwas zu essen.« Ich zeige auf die Glasvitrine, in der ein paar Laibe von gestern liegen. »Wie wär’s mit einem Stück Brot?«
    »Gern. Ich hab echt Hunger«, gibt sie zu. »Im Flugzeug gab es nur Snacks, für die man bezahlen musste.«
    Und keiner hat daran gedacht, dir Bargeld mitzugeben. »Du hast Glück. Ich habe gerade ein Brot aus dem Ofen geholt. Pumpernickel. Schon mal probiert?«
    Katie zuckt zurück. »Ist das dieses schwarze Zeug?«
    »Ja. Na gut, dann überlegen wir uns etwas anderes für dich.«
    »Warte.« Sie reckt das Kinn und sieht mich finster an. »Wird mein Dad sterben? Bitte sag mir die Wahrheit. Ich halte es nicht aus, wenn die Leute mich belügen.«
    »Okay.« Ich halte nachdenklich inne. »Ehrlich gesagt, weiß ich es nicht, Katie. Ich glaube es nicht, aber seine Verbrennungen sind sehr schwer, deshalb wird es wohl noch einige Zeit dauern, bis wir sicher sein können.«
    »Wie schlimm?«
    »Auch das kann ich dir nicht sagen. Sobald Sofia anruft, wissen wir mehr. Aber sie wird wohl erst morgen im Krankenhaus sein.«
    »Ist sein Gesicht auch verbrannt?«, erkundigt sie sich mit brüchiger Stimme.
    »Wir werden sie fragen.«
    »Okay.« Sie entspannt sich etwas und legt sich eine Hand auf den Bauch. »Ich schätze, jetzt kann ich etwas essen.«
    »Ja.« Ich zeige auf die Vitrinen. »Such dir ein Brot aus, dann mache ich dir ein Sandwich mit gegrilltem Käse. Wie klingt das?«
    »Gut«, sagt Katie. »Danke.« Mit einer hastigen Bewegung wischt sie sich die Tränen ab und beäugt die Brotlaibe. »Wow? Was sind das für Brote?«
    Augenblicklich lässt meine Anspannung nach. Brot. Damit kenne ich mich aus. Ich liebe Brot. Brot wird diesem Mädchen ein wenig Trost spenden und ihr einen kurzen Moment des Friedens schenken. »Normalerweise habe ich noch viel mehr, aber es gab ein Problem mit den Rohren vor dem Haus«, erkläre ich und beginne die Laibe aufzuzählen. »Das ist Sauerteig-Weizenbrot. Dann haben wir Pumpernickel, das du nicht magst. Dann gibt es welches mit Haferflocken und Sonnenblumenkernen. Und normales Weißbrot.« Es ist ganz frisch, vielleicht sogar noch leicht warm und fluffig. Ich gebe immer ein bisschen Grieß dazu. Für den Geschmack und damit es außen schön knusprig und innen weich ist. »Magst du am liebsten Weißbrot?«
    »Ja, ich denke schon.«
    Ich nehme den Laib heraus. Er fühlt sich leicht in meiner Hand an. »Es hat durchaus seine Gründe, warum es so beliebt ist.« Ja, denke ich. Weißbrot wird ihre Sorgen und ihre Angst ein Stück weit verjagen.
    Mein Bruder kommt in seinen schweren Stiefeln die Treppe heruntergestapft. »Alles erledigt.« Er nickt in Richtung Vorgarten. »Was, um alles in der Welt, ist denn da draußen passiert?«
    »Wasserrohrbruch.«
    Er schüttelt den Kopf. »Geht es bei dir nie ohne Probleme?«
    Ich zucke die Achseln. Das ist mein wunder Punkt. Meine Familie hat mit allen Mitteln versucht, mir die Idee auszureden, in dem Haus eine Bäckerei einzurichten, aber ich war sowohl von der Lage als auch vom Konzept überzeugt – eine Boulangerie mitten in einem Wohn- und -Geschäftsviertel im urigen Westteil der Stadt. Damals dachte ich, mir sei bewusst, wie viel Arbeit ein altes Haus macht.
    Aber dann musste ich feststellen, dass ich den Aufwand um ein Vielfaches unterschätzt hatte.
    Er zeigt hinter mich. »Sieh nicht hin. Aber du bekommst Hilfe.«
    Ich drehe mich um, gerade noch rechtzeitig, um meine Mutter zu sehen. Mein erster
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