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Mit einem Kuss find alles an ...

Mit einem Kuss find alles an ...

Titel: Mit einem Kuss find alles an ...
Autoren: JENNIE LUCAS
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Märchen.
    „Signorina?“ Eindringlich musterte er sie und berührte dabei ihre Wange. „Wenn er Ihnen etwas angetan hat …“
    Sie empfand den flüchtigen Körperkontakt wie eine Explosion der Sinne. Ihr Körper erschauerte, als wenn sie sich soeben nackt in den Schnee geworfen hätte. „Nein, es geht mir gut. Aber ich bin …“ Sie rang nach Atem. „Ich bin gefeuert!“
    Damit war es ihr unmöglich, Mrs. Plotzky weiter zu beschäftigen. Ohne Babysitter wiederum konnte sie die beiden Teilzeitjobs nicht mehr ausführen. Zudem war sie mit einer Monatsmiete in Verzug, weil sie sämtliche Arztkosten aus eigener Tasche zahlen musste und Chloe erst kürzlich wegen einer Kehlkopfentzündung in der Notaufnahme behandelt worden war. Die Vermieterin drohte bereits, sie auf die Straße zu setzen, wenn sie den Rückstand nicht bald ausglich.
    Kalte Tage standen bevor, verschärft von Chicagos stürmischem Winterwind, der unerbittlich um die Häuser zu heulen pflegte. Im Geiste malte Lucy sich voller Entsetzen aus, wie sie in eiskalten Nächten verzweifelt – bettelarm, ohne Job, ohne Geld, ohne Dach über dem Kopf – mit ihrem Baby durch die Straßen zog und die Obdachlosenheime nach einem freien Bett abklapperte.
    Ihre Lippen formten lautlos den Namen ihrer Tochter. Ihre Knie zitterten heftig, und ringsumher versank alles in Finsternis …
    Der Mann fing sie auf, bevor sie zu Boden fiel. Er hob sie hoch, als wäre sie leicht wie eine Feder, und hielt sie an seine Brust gedrückt. „Sie brauchen diese Arbeitsstelle nicht mehr“, ließ er sie knapp wissen und trug sie zur Tür.
    Benommen musterte sie ihn. Sie fühlte sich schwindelig – nicht nur, weil sie vor lauter Aufregung und Überlastung beinahe in Ohnmacht gefallen wäre. Diesem Fremden so nahe zu sein, an seiner Brust zu liegen, bewirkte seltsame Dinge mit ihrem Herzschlag. Er war so attraktiv wie ein Romanheld.
    Unwillkürlich blickte sie zu der aktuellen Lektüre, die aus ihrer Handtasche ragte: Wuthering Heights, die englische Originalausgabe von Sturmhöhe .
    Doch dieser dunkle Fremde war nicht das sagenhafte Findelkind Heathcliff und sie ganz gewiss nicht die verwöhnte verhätschelte Cathy, seine Seelenverwandte.
    Aus eigener Erfahrung wusste Lucy nur zu gut, dass romantische Dichtung nichts mit dem wahren Leben gemein hat.
    Sie riss sich aus ihren Träumereien. „Wohin bringen Sie mich?“
    „Weit fort von hier.“
    Hatte es an diesem Abend denn jeder Verrückte in ganz Chicago darauf abgesehen, ihr Leben zu ruinieren? Sie trat und schlug wild um sich. „Lassen Sie mich sofort runter!“
    Abrupt gehorchte er.
    Sie glitt an seinem harten, makellos gekleideten Körper hinab.
    Sobald sie zitternd auf ihren eigenen Füßen stand, brach ihr der kalte Schweiß aus. „Ich glaube, die Redewendung, nach der Sie suchen, lautet: ‚Danke schön‘.“
    „Danke schön? Wofür das denn?“, konterte sie zornig. „Dass ich durch Ihre Schuld gefeuert wurde? Ich wäre schon allein mit Darryl klargekommen, wenn Sie sich nicht eingemischt hätten!“
    „Naturalmente!“ Seine sinnlichen Lippen verzogen sich zu einem sarkastischen Lächeln. „Ganz offensichtlich hatten Sie die Situation hervorragend im Griff.“
    „Ich verlange von Ihnen, dass Sie ihn jetzt sofort anrufen und ihm sagen, dass es Ihnen leidtut.“
    „Mir tut nur leid, dass ich Ihren schmutzigen Fußboden nicht mit seinem Gesicht aufgewischt habe.“
    „Aber ich will diesen Job unbedingt behalten! Er ist mir extrem wichtig.“
    „Das glaube ich nicht. Ich bin sicher, dass Sie ihn nur aus purer Verzweiflung angenommen haben.“
    Die akkurate Einschätzung ihrer Lage verblüffte Lucy. Seit Chloes Vater sie eine Woche vor der Entbindung sitzen gelassen hatte, verrichtete sie nun schon schlecht bezahlte niedere Tätigkeiten, weil sie weder Ersparnisse noch vermarktungsfähige Qualifikationen besaß. Denn dummerweise hatte sie ihm zuliebe auf ein hart erarbeitetes College-Stipendium verzichtet.
    Das vergangene Jahr über war es ihr nur mit Mühe gelungen, sich über Wasser zu halten. Doch durch die heutige Entwicklung stand sie nun endgültig vor dem Ruin. Beschwörend flüsterte sie: „Sie ahnen ja nicht, was passiert, wenn ich diesen Job verliere!“
    Er streckte eine kräftige Hand aus und hob sanft ihr Kinn. „Sie haben nie wieder etwas zu befürchten, Lucia. Sie gehören jetzt mir, und ich weiß mein Eigentum zu beschützen.“
    Was redet er denn da für einen Unsinn?, fragte sie sich
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