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Mit dir in meinem Herzen: Roman (German Edition)

Mit dir in meinem Herzen: Roman (German Edition)

Titel: Mit dir in meinem Herzen: Roman (German Edition)
Autoren: Nicola Moriarty
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überquerte die Straße zu einem der gegenüberliegenden älteren Häuser. Sie vermutete auf der Rückseite einen hübschen, großen Garten und betätigte den Türklopfer. Ein ungefähr fünfzehnjähriger Junge öffnete. Sie lächelte einnehmend, drückte ihm den kleinen Hund in die Arme und kam sich sehr diszipliniert und vernünftig vor.
    »Mach’s gut«, flüsterte sie und entfernte sich hastig, ohne die Reaktion des Jungen abzuwarten und ihm Gelegenheit zu geben, das unerwartete Präsent zurückzuweisen.
    Belinda überlegte kurz, ob ihre Handlungsweise nicht allzu melodramatisch gewesen war. Einen Welpen einfach kopflos einem Fremden zu überlassen? Die Szene hätte in einen Kinofilm gepasst, wäre vermutlich von einem auf die Tränendrüsen drückenden Soundtrack untermalt worden. Vielleicht mit einem Titel von Coldplay, der die Emotionen der Zuschauer in Wallung bringen konnte. »Oh!«, würde das Publikum dann schluchzen. »Sie hat ihren Verlobten verloren und jetzt auch noch ihren Welpen weggegeben!« Aber Belinda war nicht im Film. Es war ihr Leben. Es war die Wirklichkeit.
    Andy ist tot .
    Belinda lief an ihrem Apartmentblock vorbei und die Straße hinauf. Wenn sie sich auf ihre Schritte konzentrierte, einen Fuß vor den anderen setzte, konnte sie die ärgerliche Stimme im Hintergrund in Schach halten.
    Sie lief und lief und lächelte höflich, als sie an einem älteren Paar vorbeikam, das in seinem Vorgarten werkelte. Der Mann kauerte auf ein Knie gestützt auf dem Rasen, wischte sich über die faltige Stirn, während er an einem besonders hartnäckigen Unkraut rupfte und zerrte. Seine Frau kniete im Gras, einen riesigen Sonnenhut auf dem Kopf, blinzelte in die Nachmittagssonne und erwiderte Belindas Lächeln. Die Hingabe, mit der die beiden ihren kleinen Garten pflegten, wirkte auf Belinda beruhigend.
    Schließlich landete sie in der Mitte der Sportarena der Hunters High School. Inzwischen ging die Sonne bereits unter; und über das Stadionoval hatte sich ein orangeroter Schleier gelegt. Sie hatte keine Uhr am Handgelenk, wusste nicht, wie spät es war. An diesem Morgen hatte sie die Armbanduhr zum Duschen ab- und sie bewusst nicht wieder angelegt.
    Sie kniete sich in die Mitte des Rasens, legte die Handflächen auf das Gras und presste sie tief in die Erde. Fester . Ihre Hand traf auf einen spitzen Stein. Fester . Der Stein drückte sich schmerzhaft in ihre Haut, verletzte sie jedoch nicht. Fester . Ihre Haut blieb unversehrt. Verdammt . Sie hob die Hand und schlug sie kräftig auf den Stein. Wieder und wieder. Ihre Haut hielt stand. Die Hand schmerzte, und sie kam sich idiotisch vor, war am Ende. Besiegt. Sie gestattete der Stimme, in ihr Bewusstsein vorzudringen.
    Andy ist tot .
    Belinda spielte mit den Worten, lauschte ihrer Melodie. Sie verloren dabei beinahe ihre Bedeutung, wurden zu leeren Worthülsen – doch ein Teil von ihr wusste, dass dies nicht derWahrheit entsprach. Es waren nicht nurWorte. Sie waren die eiskalte Realität, die an ihrer Haut schürfte.
    Du wirst ihn nie wieder berühren. Nie wieder seine Hand halten. Nie seine warmen, weichen Lippen unter der herrlichen, riesigen Eiche in Elkington Park küssen, wenn der Zelebrant, der die Zeremonie leitet, die Worte spricht: »Sie dürfen die Braut jetzt küssen.« Und du wirst niemals seine Kinder auf die Welt bringen.
    » AUFHÖREN !«, schrie sie schrill. Sie fiel nach vorn auf Hände und Knie, als es schwer und wellengleich aus ihrer Brust aufstieg und sie zu schluchzen begann. Sie schnappte nach Luft und weinte haltlos. Sie war gierig nach mehr. Ihr Atem ging pfeifend, als sie die Luft einsog und heulend wieder ausstieß. Sie grub ihre Fingernägel in Gras und Erde, richtete sich wieder auf und stampfte mit dem Fuß auf. Sie warf den Kopf hin und her und entließ einen sehr undamenhaften Laut aus ihrer Kehle, eine Art tiefes, primitives Bellen. Sie durchlebte den intensivsten, lautstärksten Wutausbruch, den sie sich je in ihrem Leben gestattet hatte, genau dort in der Mitte von Andys altem Highschool-Stadion.
    *
    »Wie viele Kinder möchtest du mal haben?«
    »Wie kommst du denn jetzt darauf?«
    »Ist nur eine Frage. Ist mir gerade eingefallen.«
    »Keine Ahnung. Der Gedanke ist mir noch nicht gekommen. Wie viele willst du denn?«
    »Ich habe zuerst gefragt.«
    »Sei nicht kindisch. Und wenn ich gar keine Kinder will?«
    »Wie bitte? Du willst keine Kinder?«
    »Das habe ich nicht gesagt. Ich habe nicht behauptet: ›Ich will
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