Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit dir in meinem Herzen: Roman (German Edition)

Mit dir in meinem Herzen: Roman (German Edition)

Titel: Mit dir in meinem Herzen: Roman (German Edition)
Autoren: Nicola Moriarty
Vom Netzwerk:
Töchtern, die augenblicklich kehrtmachten und zur Verkäuferin zurückgingen – wo sie unter deren prüfendem Blick mit breitem, leicht genervtem Lächeln ihre Taschen weit öffneten.
    Evelyn ging weiter bis zum Coffeeshop am anderen Ende des Einkaufszentrums und setzte sich an einen Tisch in der Ecke. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen. Sie war beschwingt und kam sich gleichzeitig absolut lächerlich vor. Warum um Himmels willen hatte sie das getan? Keiner im Laden hatte sie eines zweiten Blickes gewürdigt, als sie mit hoch erhobenem Kopf rausmarschiert war. Rückblickend wurde ihr klar, welches Glück sie gehabt hatte, unbemerkt in einem völlig anderen Aufzug als in dem, in dem sie den Laden betreten hatte, zu entwischen. Bis zu diesem Augenblick hatte sie keinen Gedanken an die Sicherheitsetiketten verschwendet. Das Adrenalin, das sie während dieser Verrücktheit in Hochstimmung versetzt hatte, verflog allmählich, während sie einen Latte macchiato bestellte. Die Gedanken fuhren Karussell.
    Ich sollte mir beim Rausgehen noch Brot besorgen. Hätte heute eine Menge Wäsche erledigen können. Die Sonne scheint so herrlich. Ich sollte bald mit Vi sprechen, wir haben uns seit Wochen nicht gesehen. Und ich muss endlich meinen Sohn anrufen und ihm sagen, dass sein Zwillingsbruder gestorben ist.
    Evelyn griff in ihre Tasche nach dem Portemonnaie. Sie musste an die frische Luft, bevor noch mehr irritierende Gedanken auf sie einstürmten. Sie runzelte die Stirn, als sie ins Leere tastete, das Portemonnaie nicht zu fassen bekam. Sie hob die Handtasche auf den Tisch, begann darin zu wühlen und erstarrte. Das Portemonnaie steckte in der Tasche der anderen Hose. In der Hose, die sie auf dem Fußboden der Umkleidekabine von Noni B zurückgelassen hatte.
    *
    »Jungs, was zum Teufel habt ihr euch nur gedacht? Habt ihr überhaupt einen vernünftigen Gedanken daran verschwendet? Ich meine, ich dachte immer, dass ihr zusammen zumindest eine halbe Gehirnhälfte besitzt. Vielleicht war das ein Irrtum. War’s das? He, Jungs?«
    »Er hat mich gezwungen.«
    »Oh James! So eine faule Ausrede nehme ich von meinem kreativen Sohn nicht hin. Komm schon! Du kannst es besser!«
    »Mum, bitte! Es stimmt. Es war alles mein Fehler … Ich wollte unbedingt ein Skateboard. Und ich habe ihn überredet, mir beim Klauen zu helfen.«
    »Siehst du! Hab ich doch gesagt. Er hat mich gezwungen!«
    »Ihr beide habt wohl nur Sägespäne in euren Köpfen! Andrew, du hast einen weiten Bogen um Skateboards gemacht, seit du vom Board dieses ›Soundso am Ende der Straße‹ gekippt bist. Fällt mir verdammt schwer zu glauben, dass du unbedingt ein eigenes haben wolltest. Bei dir, James, ist das was anderes. Aber wie auch immer. Ihr beide steckt jetzt tief in der Tinte.«
    *
    Sie stand auf und ging zur Kaffeetheke, bereit, ihre Situation zu erklären – jedenfalls bis zu einem bestimmten Punkt. Der Manager hinterm Tresen war viel zu sehr damit beschäftigt, eine Bedienung im Teenageralter zurechtzuweisen, um Evelyn überhaupt wahrzunehmen. Sie sah sich um, entdeckte, dass das einzige andere Mitglied der Belegschaft, ein Kellner im Alter ihres Sohnes, auf einen Stuhl gestützt mit einem hübschen Mädchen flirtete, während dessen schüchterner Freund gegenüber vor Verlegenheit rot anlief.
    Also wirklich! Warum Erklärungen abgeben? Ist reine Zeitverschwendung.
    Einmal ein Dieb …
    Evelyn marschierte aus dem Coffeeshop, geradewegs zurück zu Noni B. Sie hatte schon den Ladeneingang erreicht, als hinter ihr eine bekannte Stimme ertönte.
    »Hallöchen! Hallo! Hier sieht man sich also!«
    Du meine Güte, sind wir wirklich schon so alt, dass wir uns mit »Hallöchen« begrüßen müssen?
    »Hallo, Marge. Wie geht’s?«, erkundigte sie sich emotionslos, als sie sich umdrehte und ihre rundliche, gutmütige Nachbarin erkannte, die hastig auf sie zukam. Marge schob einen Buggy mit einem ebenso rundlichen kleinen Jungen vor sich her. Der Kleine betrachtete die Geschäfte mit einem Gesichtsausdruck, als chauffiere man ihn durch sein eigenes Königreich. Sie stellte sich plötzlich seine Zukunft vor, sah ihn als feisten Geschäftsmann Mitte dreißig, wie er einer Sekretärin schnarrend Befehle erteilte, und registrierte erst jetzt, dass die Nachbarin ihr ausschweifend erzählte, welche erstaunliche Orientierungsfähigkeit ihr Enkel im Einkaufszentrum besaß.
    »… und der kleine Zwerg findet doch immer den Weg zum Darrell-Lea-Schokoladengeschäft im dritten Stock.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher