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Mit dir, fuer immer

Mit dir, fuer immer

Titel: Mit dir, fuer immer
Autoren: Cait London
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zu ihm aufzugeben - den Futtermittelladen in Jasmine.
    Paloma atmete tief die kalte Luft ein. Der Motor des Busses, den sie gemietet hatte, tuckerte im Leerlauf. Ihre Fahrgäste, alles ältere Damen, unterhielten sich aufgeregt. Die Frauen wollten für zwei Tage zum Bingospielen nach Oklahoma fahren, und sie freute sich mit ihnen auf diesen Ausflug.
    Mit der Erfahrung einer Frau, die oft genug schlecht gewartete Fahrzeuge gemietet hatte, trat Paloma prüfend gegen einen der Reifen. Luftdruck und Profil waren in Ordnung.
    Als ihr jemand auf die Schulter tippte, drehte sie sich um. „Ja?" Sie wusste natürlich, wer es war und worum es ging.
    „Ich bin Rio Blaylock und möchte mit Ihnen sprechen."
    Er sprach leise, und seine Stimme klang rau. Es ärgerte Palo ma, dass dieser Mann etwas von ihr wollte. Oder ärgerte sie sich über seinen intimen Ton, dem er den Ruf eines gewandten Verführers verdankte? Rio Blaylock gab sich als aufregender Cowboy, der wusste, wie man mit einer Lady umgeht.
    Doch sie war keine Lady. Sie war hart und schroff, weil man sie um ihre Kindheit gebracht hatte, und auch die Freuden einer Frau hatte sie nie kennen gelernt. Ihre Mutter hatte sie in die Rolle des Wunderkindes gedrängt, während sie selbst häufig ge nug ihrem Vergnügen
    nachgegangen war. Jetzt, mit vierund dreißig, wollte Paloma nichts mit Männern wie Rio zu tun haben. Dafür hatte ihre Mutter diesen dunklen, rauen Typ zu sehr bevorzugt.
    Paloma straffte sich und wandte sich dem Mann zu, den sie ablehnte.
    Rio wiederum war froh darüber, dass er Paloma Forbes end lich persönlich vor sich hatte.
    Von mir aus kann sie so viel Feuer spucken, wie sie will, dachte er. Ich gehe erst, wenn alles zu meiner Zufriedenheit geklärt ist.
    „Der Motor meines Busses läuft bereits und verbraucht sinnlos Benzin", erklärte sie ungeduldig. „Ich habe keine Zeit für Geplauder. Ein Mal im Jahr fahre ich mit diesen Damen zum Bingospielen nach Oklahoma. Heute ist es so weit. Wenn Sie mich jetzt also entschuldigen wollen." Sie drängte sich an ihm vorbei und half einer Seniorin in den Bus.
    Rio rührte sich nicht von der Stelle und beherrschte sich. Zuletzt hatte er Paloma gesehen, als sie sich an Boone lehnte, als wäre er ihr Rettungsanker. Damals war sie ein hoch aufgeschossenes ungelenkes Mädchen gewesen. Ihre niedergeschlagene Mie ne hatte Else Sorgen bereitet. Else war seine Schwester und jetzt das Oberhaupt der großen Bla ylock-Familie.
    Rios Nerven waren zum Zerreißen angespannt. Er hatte einen langen Weg hinter sich, um Paloma Forbes zu erreichen. Und überhaupt, er war es leid. Schon sein ganzes Leben lang war er hinter etwas her, stets war er auf der Suche nach etwas, das er nicht zu fassen bekam.
    Und dann war da noch der tote Junge. Der dünne Körper des Zehnjährigen verfolgte ihn in seinen Albträumen.
    Vielleicht hatte er von seinen Vorfahren aus den Bergen mehr geerbt, als er ahnte - diesen Drang zu jagen und etwas oder jemanden zu suchen. Was sollte er da machen? Gegen diese Rastlosigkeit richtete er nichts aus, aber er konnte den alten Futtermittelladen sichern. Diese Frau würde sich nicht gegen ihn durchsetzen. Paloma Forbes wich seit anderthalb Jahren seinen geschä ftlichen Angeboten aus, doch jetzt hatte er sie in die Enge getrie ben.
    Rio half einer gebrechlichen alten Dame beim Einsteigen und lächelte ihr zu, bevor er seinen Blick wieder auf Paloma richtete.
    Vielleicht entwickelte Paloma Forbes Anmut, wenn sie irgend wo auf der Welt ein Klavierkonzert gab. Im Moment merkte er nichts davon. Ungefähr einsachtzig groß, trug sie einen dicken schwarzen Sweater, schwarze Jeans und schwere Stiefel.
    Von weiblichen Formen war nichts zu sehen. Sie wirkte eher wie ein schlaksiger Jugendlicher, als sie nun schwungvoll prall gefüllte Taschen in den Laderaum des Busses hob.
    Und das sollte eine Pianistin von Weltklasse sein? Allerdings schützte sie ihre Hände mit Lederhandschuhen und hatte die Handgelenke bandagiert.
    Rio wollte wegen seines angeblichen „Geplauders" nicht beleidigt sein, war es aber doch.
    „Ich bin nicht hier, um zu plaudern, erklärte er. „Ihnen gehört die eine Hälfte des Ladens, mir die andere. Ich will Sie auszahlen. So einfach ist das."
    Er stand neben dem Reisebus und betrachtete eine grauhaarige alte Dame, die im Vorbeigehen seinen Po getätschelt hatte. Es hatte wieder zu schneien begonnen. Rio bemühte sich, den mit künstlichen Rosen geschmückten Hut, den ihm eine der Seniorinnen
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