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Mit dir an meiner Seite

Mit dir an meiner Seite

Titel: Mit dir an meiner Seite
Autoren: Nicholas Sparks
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soll.«
    Ronnie beschloss, diesmal nicht zu antworten. Ihr Bruder musste immer das letzte Wort haben. Das machte sie wahnsinnig.
    »Hast du ein bisschen geschlafen?«, fragte ihre Mutter.
    »Bis du durch das Schlagloch gefahren bist. Das war echt nett von dir, vielen Dank. Mein Kopf ist gegen die Windschutzscheibe gedonnert.«
    Mom nahm den Blick nicht von der Straße. »Wie schön, dass du nach deinem kleinen Mittagsschlaf besserer Laune bist.«
    Trotzig knallte Ronnie mit ihrem Kaugummi. Ihre Mutter hasste das, und genau deshalb tat Ronnie es immer wieder, seit sie die Interstate 95 entlangfuhren. Diese Straße war, nach ihrer unmaßgeblichen Meinung, so ziemlich die ödeste Strecke, die man sich denken konnte. Es sei denn, man liebte fettiges Fastfood, eklige Toiletten in blöden Raststätten und Millionen von Nadelbäumen. Jeden normalen Menschen schläferte diese Straße mit ihrer hässlichen Monotonie sofort ein.
    Genau das hatte Ronnie in Delaware, in Maryland und in Virginia ihrer Mutter unter die Nase gerieben, aber Mom hatte die Kritik einfach ignoriert und stattdessen versucht, für gute Stimmung zu sorgen, weil sie sich ja nach dieser Fahrt eine ganze Weile lang nicht sehen würden. Sonst gehörte sie eigentlich nicht zu den Leuten, die Gespräche im Auto liebten. Sie fuhr nicht besonders gern, was nicht weiter überraschte, weil man in New York sowieso entweder die U-Bahn oder ein Taxi nahm, wenn man irgendwohin musste. Aber zu Hause redete Mom sehr viel und hatte auch keine Hemmungen, richtig loszuschimpfen. In den letzten beiden Monaten war der Hausverwalter zweimal nach oben gekommen, um sie und Ronnie zu bitten, sich etwas zu mäßigen. Mom dachte wahrscheinlich, je lauter sie zeterte, desto eher würde Ronnie auf sie hören - gleichgültig, ob es um ihre Schulnoten ging oder um ihre Freundinnen, um ihre Weigerung, sich an die vereinbarten Zeiten zu halten, oder um den Zwischenfall. Ihr Lieblingsthema war natürlich der berühmte Zwischenfall.
    Okay, Mom war nicht die schlechteste aller Mütter. Wirklich nicht. Und wenn Ronnie großzügiger Laune war, dann gab sie sogar zu, dass ihre Mutter eigentlich ganz in Ordnung war - für eine Mutter. Sie war nur in dieser merkwürdigen Zeitschleife hängen geblieben, in der die Kinder niemals erwachsen wurden. Und Ronnie wünschte sich zum hundertsten Mal, sie wäre im Mai auf die Welt gekommen und nicht im August. Im August wurde sie nämlich achtzehn, und dann konnte Mom sie zu nichts mehr zwingen. Juristisch gesehen war sie dann alt genug, um ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, und die Fahrt hierher stand, ehrlich gesagt, nicht auf ihrer Liste von Dingen, die sie freiwillig tun würde.
    Aber unter den gegebenen Umständen hatte sie keine andere Wahl. Weil sie noch siebzehn war. Weil der Kalender ihr einen Streich spielte. Weil Mom drei Monate zu spät schwanger geworden war. Was ging hier ab? Wie sehr Ronnie auch wegen der Sommerpläne gebettelt und gejammert, gemeckert und gestöhnt hatte - alles vergebens. Ronnie und Jonah mussten den Sommer bei ihrem Vater verbringen, daran war nicht zu rütteln. Keine Widerrede, wie ihre Mutter so gern sagte. Ronnie hasste diesen Ausdruck.
    Gleich hinter der Brücke hatten die unzähligen Touristen das allgemeine Tempo auf ein müdes Schleichen reduziert. Zwischen den Häusern sah Ronnie immer wieder den Atlantik schimmern. Na, super. Als würde sie das interessieren.
    »Erklär's mir bitte noch mal - warum müssen wir den Sommer über hierbleiben?«, maulte Ronnie.
    »Das haben wir doch schon oft genug besprochen«, erwiderte ihre Mutter. »Ihr sollt eine Weile bei eurem Vater sein. Er vermisst euch.«
    »Aber wieso die ganzen Ferien? Würden vierzehn Tage nicht reichen?«
    »Nein, zwei Wochen bringen nichts. Du hast ihn drei Jahre lang nicht gesehen.«
    »Aber das ist nicht meine Schuld. Er ist doch derjenige, der weggegangen ist.«
    »Ja, aber du willst am Telefon nicht mit ihm reden. Und wenn er nach New York kommt, um dich und Jonah zu besuchen, dann ignorierst du ihn immer nur und ziehst mit deinen Freundinnen los.«
    Ronnie knallte wieder mit ihrem Kaugummi. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie ihre Mutter zusammenzuckte.
    »Ich will ihn aber auch jetzt nicht sehen. Und mit ihm reden will ich erst recht nicht«, verkündete Ronnie.
    »Du musst versuchen, das Beste daraus zu machen, okay?
    Dein Vater ist ein netter Mensch, und er liebt euch beide sehr.«
    »Ist er deswegen abgehauen?«
    Statt zu antworten, schaute
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