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Mit den Augen der Fremden

Mit den Augen der Fremden

Titel: Mit den Augen der Fremden
Autoren: Gordon R. Dickson
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auch“, sagte er. „Das müssen Sie begreifen, wenn Sie verstehen wollen, wie man mit den Ruml umgehen muß. Wie ich Mele schon sagte …“
    „Was Sie in dem Krankenzimmer sagten, ehe wir Sie hierherbrachten?“ fragte Swenson. „Das haben wir mitgehört.“
    Jason sah ihn an.
    „Wir haben Ihr Gespräch auf Band aufgenommen. Als wir anriefen, um zu veranlassen, daß man Sie hierherbrachte, hat der Mann, der das Gespräch überwacht hat, mir alles per Telefon durchgegeben.“ Er blickte zu dem Rumlschiff hinaus. „Nur zu. Verschwenden Sie keine Zeit. Fahren Sie von da ab fort, wo Sie aufgehört haben …“
    „Grundlagenforschung“, sagte Jason. „Wenn wir die letzten hundert Jahre ein vernünftiges Grundlagenforschungsprogramm gehabt hätten, dann wären wir auf die Unterschiede im Charakter der Ruml vorbereitet gewesen, auf die Unterschiede, die es zwischen ihnen und uns gibt. Und wir hätten gewußt, wie wir reagieren mußten, wenn wir sie trafen.“
    „Wie hätten wir denn irgend etwas wissen können, ehe wir sie trafen?“ fragte Swenson. „Ehe wir wußten, wie sie waren?“
    „Sie begreifen nicht, wie Grundlagenforschung vor sich geht“, sagte Jason. „Es ist eine Suche nach Wissen um des Wissens willen. Es sind hier auf der Erde Arbeiten durchgeführt worden, die uns vor einer Psychologie nach Art der Ruml hätte warnen können. Diese Warnung hat es gegeben; ich habe sie gefunden. Ich suchte eine Brücke, irgend etwas, das ihrer Rasse und der unseren gemeinsam war. Und ich fand diese Brücke in einem Artikel, den ein finnischer Zoologe im Jahre 1960 geschrieben hat.“
    „1960?“ Swensons Stimme klang ungläubig.
    „In einem Magazin, das sich Natural History nannte“, sagte Jason. „Ich glaube, in der Januarausgabe. Der Artikel nannte sich Ein Schlüssel zu der Wildheit der Bären, und er war von einem Mann namens Peter Krott verfaßt. Der Artikel berichtete, wie er, seine Frau und seine Kinder ein Jahr lang zwei junge Bären in Freiheit in den italienischen Alpen aufzogen. Und dann berichtete er die Schlüsse, die er nach einer einjährigen Beobachtung der beiden Tiere zog.“
    „Die Ruml sind wie Bären?“
    „Nein …“ begann Jason und schüttelte den Kopf. Aber da unterbrach ihn einer der Uniformierten.
    „Ein paar von den Fremden gehen wieder ins Schiff zurück!“
    „Schon gut“, sagte Jason. „Die holen jetzt bloß den Schlüsselträger. In einer Situation wie dieser kommt er nicht ohne Begleitung heraus – wo war ich?“
    „Ruml sind nicht wie Bären, sagten Sie“, antwortete Swenson.
    „Richtig. Nur in einem winzigen Punkt sind sie einander ähnlich. Aber der Unterschied zwischen den Bären und den Menschen deutet auf den Unterschied zwischen den Ruml und uns.“
    Er hielt inne, spürte seine Erschöpfung.
    „Nur zu“, sagte Swenson.
    „Was Krott entdeckte“, sagte Jason, „war, daß die Jungen nach einer gewissen Wachstumsperiode eine bestimmte Verhaltensweise bei der Nahrungsaufnahme entwickeln …“ Jason sah sich in dem Ring der Gesichter um. „Weiß jemand von Ihnen etwas über Verhaltensweisen bei der Nahrungsaufnahme – wie bei den Haien zum Beispiel? Wissen Sie, was ein sogenanntes Ernährungsmuster ist?
    Wenn ein Hai“, fuhr er dann fort, ohne auf Antwort zu warten, „im Wasser Blut schmeckt, treibt der Instinkt ihn in eine Art Berserkerwut. Und in diesem Zustand läßt ihn das Reflexverhalten nach allem schnappen, nach einer Schiffschraube oder seinen eigenen heraushängenden Eingeweiden, wenn ein anderer Hai ihn gebissen hat, selbst im Sterben noch wird er weiter versuchen zu fressen. Diese Reaktion ist Teil seines Freßmusters. Das geht tiefer als die bewußte Kontrolle über seine Körperfunktionen.“
    „Aber die Ruml …“
    „Augenblick“, sagte Jason. „Die Menschen haben ebenfalls Reflexe, auch wenn sie sie heutzutage mangels Gebrauch ziemlich tief vergraben haben. Reflexe, die unterhalb der bewußten Kontrolle liegen. Überlebensreflexe. Ein junges Kind unterhalb eines bestimmten Alters wird reflexartig angesichts der Gefahr oder eingebildeter Gefahr in die Arme des nächsten Erwachsenen kriechen. Das ist Teil des Überlebensmusters.“
    Er sah Mele an.
    „Intellektuell war Mele der Ansicht, ich sollte das nicht tun, was ich tat, als ich jene Information auf Kators Recorder aufnahm“, sagte er. „Aber das war intellektuelles Denken. Auf instinktiver Ebene gehorchte sie den Reflexen, mich zu schützen, weil sie mich liebte.“ Er sah zu
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