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Mit dem Feuer gespielt

Mit dem Feuer gespielt

Titel: Mit dem Feuer gespielt
Autoren: Patricia Ryan
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"Ich habe gelogen und ihm gesagt, daß ich ihn nicht mehr liebe, er den Ring behalten könnte und Menschen sich nicht über Nacht ändern. Einmal ein Schürzenjäger, immer einer."
    "Aha." Darum ging es Teddy also.
    "Irgendwann gab er es auf, mir hinterherzulaufen. Zwei Jahre später heiratete er jemand anders. Nach allem, was ich hörte, war er ihr bis zum Tage ihres Todes treu."
    "Oh."
    "Am Ende war ich die Dumme." Zu Izzys Erstaunen schimmerten Teddys Augen feucht. "Es zeigte sich, daß er sich doch ändern konnte."
    Und darum ging es Teddy bei ihrer Erzählung natürlich: Wenn Rory sich ändern konnte, konnte Clay es auch. Männer konnten sich tatsächlich ändern, aber die Frauen mußten ihnen die Chance dazu geben. Teddys Faible für Liebesromane ergab plötzlich einen Sinn.
    "Vielleicht solltest du doch mit Rory und Pater Frank an ihrem Projekt zur Versorgung aidskranker Patienten zu Hause mitarbeiten."
    Teddy wischte sich mit einer Serviette die Augen. "Wozu?"
    "Um Menschen zu helfen."
    Teddy runzelte die Stirn.
    "Und", fügte Izzy hinzu, "um festzus tellen, ob der alte Zauber zwischen dir und Rory noch besteht."
    "So lange hält so etwas nicht an. Außerdem schäme ich mich jedesmal, wenn ich Rory ansehe, weil ich damals so kurzsichtig war und ihm keine Chance gab."
    "Es ist nie zu spät, einen Fehler wiedergutzumachen."
    "Doch - es ist vierzig Jahre zu spät." Teddy warf Izzy über den Rand ihrer Kaffeetasse einen bedeutungsvollen Blick zu.
    "Aber für dich ist es noch nicht zu spät. Vergiß deine Vergangenheit, und denk an die Zukunft. Laß deine
    Schutzmauern fallen und sag Clay das nächste Mal, wenn ihr euch seht, worauf er wartet."
    "Das ist also die Moral der Geschichte? Ich soll Clay sagen, daß ich ihn liebe?"
    "Genau."
    Clay glitt auf seinen Skiern über die Schneewächte zum Anfangspunkt der Piste und schaute hinunter. Unterhalb des steilen Absprungs schlängelte sich die schmale Piste zwischen Felswänden, mächtigen Felsbrocken und Bäumen hindurch etwa zweihundert Meter abwärts.
    Weiß Izzy, was du vorhast? hatten Harrys letzte Worte gelautet, bevor Clay auf Skiern das Camp auf dem Gipfel des Berges verlassen hatte, von dem aus die Reporter und
    Organisatoren die Abfahrt beobachten wollten. Nun waren sämtliche Kameras und Augen auf ihn gerichtet, während er die Selbstmordpiste zum hundertstenmal in Gedanken durchfuhr.
    Die Situation entbehrte nicht einer gewissen tragischen Komik. Der begehrteste Junggeselle der Welt war aufgrund einer unerwiderten Liebe so unglücklich, daß ihm sein Leben egal war. Nun, das würde der Sache eine melodramatische Note geben. Aber er wollte nicht sterben, und er würde alles tun, um lebend unten anzukommen. Trotzdem mußte er zugeben, daß er heute morgen den ersten Flug zurück genommen hätte, statt diesen waghalsigen Stunt zu unternehmen, wenn Izzy seine Liebeserklärung erwidert hätte. Was bewies, daß Teddy recht hatte: Er war nicht annähernd so schlau, wie er aussah.
    Er balancierte am Rand der Schneewächte und erkannte, daß der gestrige Sturm die Piste mit einer frischen Schicht Pulverschnee bedeckt hatte - glatt und frisch und tödlich. Clay hielt vorsichtig nach möglichen rutschenden Schneemassen Ausschau. Da er nichts entdecken konnte, setzte er seine Skibrille auf, holte mehrmals tief Luft und glitt langsam über den Rand.
    Der kontrollierte freie Fall. Früher hatte er dieses Gefühl geliebt. Doch inzwischen erinnerte es ihn zu sehr an sein eigenes Leben. In seiner Vorstellung sah er Izzy, die gestern morgen noch fest geschlafen hatte, als er ihr das Herz auf das Kissen gelegt und geflüstert hatte: "Ich liebe dich."
    Denk jetzt nicht an Izzy, ermahnte er sich. Konzentrier dich auf die Abfahrt.
    Als die Piste sich zwischen zwei Felswänden verengte, mußte er einen kühnen Schwenk vollführen, so daß er erst etwas weiter unten auf dem Abhang wieder aufsetzte. In der schrecklichen Stille zwischen Landung und erneutem Abheben hörte er ein leises Donnern und spürte, wie der Schnee unter seinen Skiern nachgab. Weit entfernt schrien Stimmen: "Nein! Nein!"
    Die Schneemassen trafen ihn von hinten, rissen ihm die Skier von den Füßen, warfen ihn um und schoben ihn die Piste hinunter.
    Bleib an der Oberfläche, ermahnte er sich und begann mit Schwimmbewegungen. Der Schnee stieg höher und höher und drang ihm in den Mund, bedeckte seinen Kopf. Er versuchte, sich zu befreien, doch es gelang ihm nicht.
    Izzy, verzeih mir!
    Plötzlich wurde er nicht
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