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Mit 11 erobert man die Welt

Mit 11 erobert man die Welt

Titel: Mit 11 erobert man die Welt
Autoren: Tina Caspari
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machen. Danach wird es dringend Zeit für die Kleinen, zu Bett zu gehn.“
    „Okay, ich helf dir.“ Katja nahm ihrer Mutter das Tablett ab und trug es in die Küche. Sie mußte ihr jetzt unter allen Umständen beweisen, daß sie es verdient hatte, die teuren Ballettstunden zu bekommen.
    In den nächsten Tagen suchte sich Katja aus dem Telefonbuch sämtliche Adressen von Tanzschulen heraus. Es gab wenige, die klassisches Ballett unterrichteten und für sie in erreichbarer Nähe waren. Doch sie wußte, das würde Mamis erste Bedingung sein. Katja belagerte den Bühneneingang der Oper, in der Hoffnung, jemandem zu begegnen, der in ihr das kommende große Talent witterte und sie zum Training einlud. Sie lungerte in Buchhandlungen herum und las in Ballettbüchern, bis die Verkäuferinnen drängten, sie solle sich endlich entscheiden, was sie kaufen wolle. Sie erkundigte sich nach Fachgeschäften, in denen man Spitzenschuhe und Ballett-Trikots bekam. Und sie besorgte sich ein halbes Dutzend Ballett-Poster, mit denen sie ihr Zimmer dekorierte. Das Titelblatt des „Schwanensee“-Programms mit Jurijs Widmung kam in einen Rahmen und wurde am Kopfende ihres Bettes aufgehängt.
    Mami wich ihrem Drängen nach einer Entscheidung aus. Für sie waren diese Ballettstunden eine unzumutbare Belastung der Haushaltskasse. In dem Augenblick, in dem sie Katja nachgab, mußte sie auch den drei anderen Kindern ein solches Hobby zugestehen; und wenn, dann wollte sie lieber jeden ein Musikinstrument lernen lassen.
    Etwas anderes beschäftigte sie weit mehr: Katja klagte darüber, daß ihre Schuhe sie unerträglich drückten, ja, sie lief im Haus nur noch in Strümpfen herum. Draußen trug sie die übergroßen Moonboots, die sie für Kanada bekommen hatte. Oder sie trug Turnschuhe, deren Stoff sich so geweitet hatte, daß er vorne und hinten mehrere Zentimeter über die Sohle hinausragte.
    Ähnlich war es mit den Jeans und Sweatshirts. Waren sie wirklich so stark in der Wäsche eingelaufen? Sie waren doch erst ein paar Monate alt? Im Herbst hatte sie Katja doch erst mit allem neu ausgestattet!
    „Komm einmal her, Liebes“, sagte sie eines Abends und zog Katja hinter sich her ins Badezimmer.
    An der Innenseite der Tür waren eine Menge kleiner Striche zu sehen, jeder mit einem Datum daneben. Rot für Katja, blau für Celia, die grünen gehörten zu Markus und die gelben zu Fips.
    Katja zog gehorsam die Turnschuhe aus und stellte sich mit dem Rücken an die Tür. Mami holte ein Lineal und legte es ihr flach auf den Kopf. Mit einem roten Filzstift markierte sie die Stelle, dann maß sie den Abstand zwischen der letzten und der heutigen Messung.
    „Das gibt’s nicht“, murmelte sie. „Ich muß einen Fehler gemacht haben!“
    Noch mal mußte sich Katja mit dem Rücken an die Tür stellen. Mami prüfte, ob sie sich nicht vielleicht auf die Zehenspitzen stellte. Nein, alles war, wie es sein sollte. Noch einmal wurde der Abstand gemessen.
    „Liebling!“ Mamis Stimme hörte sich absolut fassungslos an. „Du bist in einem halben Jahr dreizehn Zentimeter gewachsen!“
    „He, ist ja irre!“ Auch Katja war einigermaßen sprachlos. „Da bin ich aber gespannt, um wieviel meine Füße größer geworden sind!“
    „Armer Papi, wir werden seine Brieftasche kräftig plündern müssen!“ seufzte Mami mit einem so vergnügten Gesicht, daß auch ein Blinder gesehen hätte, wie gern sie einkaufen ging. „Du mußt völlig neu eingekleidet werden!“
    „Super!“ Katja strahlte. „Allerdings nur, wenn Tante Otti nicht dabei ist.“
    „Du solltest mich besser kennen. So etwas würde ich dir nie antun, das weißt du doch. Gleich morgen nach der Schule ziehen wir los, vielleicht finden wir noch was Schickes im Ausverkauf. Und heute abend checken wir deinen Kleiderschrank durch und misten mal gründlich aus, was du an Celia jetzt weitervererben kannst.“
    „Haha!“ Katja grinste. „Du glaubst doch nicht im Ernst, daß Celia auch nur ein Stück von mir anzieht!“ Mami verkniff sich eine Antwort. Katja hatte nur zu recht! Was Kleidung betraf, war Celia ein schwieriger Fall. Sie mußte eine Menge Tricks anwenden, um ihr Pullover, T-Shirts oder Sweatshirts der Schwester schmackhaft zu machen. Meistens gelang ihr das nur, indem sie die Kleidungsstücke bis zur Unkenntlichkeit umänderte, mit Stickereien oder Applikationen versah, sie mit Knöpfen oder Bändern verzierte oder sie einfach einfärbte.
    Am nächsten Tag hatte Katja schon nach der vierten
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