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Mistreß Branican

Mistreß Branican

Titel: Mistreß Branican
Autoren: Jules Verne
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sogleich seine Fahrt antreten.«
    Und wirklich schwellten sich die gehißten Segel, während die Matrosen sangen:
     
    Da ist eine,
    Eine Schöne!
    Eine geht, eine geht.
    Zweie kommen, zweie kommen wieder.
    Da sind zwei,
    Zwei Schöne.
    Zweie gehen, zweie gehen.
    Dreie kommen, dreie kommen wieder.
     
    Und so fort.
    Während dieser Zeit führte der Capitän John seine Frau zu der Schiffstreppe und in dem Augenblicke, wie sie dieselbe betrat, konnte er sie nur stumm noch einmal in die Arme schließen, denn er fühlte sich unfähig, ein Wort mit ihr zu sprechen; auch sie konnte ihm nicht mehr antworten.
    Und nun streckte das Kind, welches Dolly eben der Amme zurückgegeben hatte, ihm die Arme entgegen, bewegte lächelnd die kleinen Hände und plötzlich entrang sich seinen Lippen:
    »Pa… pa!… Pa… pa!«
    »Lieber John, rief Dolly, so hast Du denn noch vor der Trennung das erste Wort gehört!«
    So stark der junge Capitän auch war, so konnte er nicht die Thräne zurückhalten, welche die Wange des kleinen Wat benetzte.
    »Dolly!… sagte er leise, Adieu!… Adieu!…«
    Dann rief er mit starker Stimme, um dieser peinlichen Scene ein rasches Ende zu machen:
    »Los!«
    Einen Augenblick darauf schaukelte das Boot auf den Wogen und nahm seine Richtung gegen den Quai, wo die Besucher nach einigen Ruderstößen landeten.
    Der Capitän war jetzt ganz bei den letzten Vorbereitungen. Der Anker wurde herausgezogen und der »Franklin«, seiner letzten Last ledig, nahm schon in seinen Segeln die Brise auf, welche die Falten derselben sogleich glättete. Das große Fock bewegte es weiter, während das Brigantinesegel das Schiff ein wenig laviren ließ, damit es nicht an ein anderes anstoße.
    Auf einen neuen Befehl des Capiäns wurde das große Segel und das Focksegel aufgezogen, und zwar so schön zugleich, daß es den Matrosen alle Ehre machte. Dann nahm der »Franklin« eine Viertelwendung nach links, und nun ging es geradaus.
    Die zahlreichen Zuschauer auf den Quais sahen diesen schnellen Vorbereitungen mit Bewunderung zu. Nichts nahm sich graziöser aus als dieses elegante Schiff, das der Wind sanft beugte. Während dieser Evolution mußte es sich auf wenigstens halbe Kabellänge der äußersten Spitze des Quais nähern, wo sich Andrew, Dolly, Len und Jane Burker befanden. So kam es denn, daß der junge Capitän noch einmal seine Frau, seine Freunde sehen und ihnen noch einmal ein letztes »Adieu!« zurufen konnte.
    Alle antworteten diesem Worte, das sich deutlich vernehmen ließ, dieser Hand, die den Freunden noch einmal zuwinkte.
    »Adieu!… Adieu!
     

    Und nun streckte das… ihm die Arme entgegen. (S. 14.)
     
    – Hurrah!« rief die Zuschauermenge, während Hunderte von Sacktüchern ihm zuwinkten.
    Wie doch Alle John Branican liebten! War er nicht eines jener Kinder, auf welche die Stadt so stolz war? Ja, Alle würden ihn bei seiner Rückkehr wieder auf den Quais erwarten!
    Der »Franklin«, der schon an dem Leuchtthurme vorüber fuhr, mußte noch einmal eine leichte Wendung nach links machen, um einem Postdampfer, der eben in den Hafen einfuhr, auszuweichen. Die beiden Schiffe grüßten einander mit den Fahnen der Vereinigten Staaten.
    Auf dem Quai sah Mrs. Branican unbeweglich dem »Franklin« nach, der bei einer frischen Brise aus Nordost immer mehr verschwand. Sie wollte ihm nachsehen, so lange sein Takelwerk über der Islandspitze sichtbar wäre.
    Aber der »Franklin« hatte bald die Inseln Coronado außerhalb der Bucht erreicht. Noch einmal zeigte er die Hausflagge an der Spitze des Hauptmastes… dann verschwand er.
    »Adieu, lieber John… Adieu!…« sagte Dolly leise.
    Warum ließ sie eine unerklärliche Ahnung nicht sagen: »
Auf Wiedersehen!«
Zweites Capitel.
Familienangelegenheiten.

    … um durch Urbarmachung weiter Ländereien in Tennessee glücklich zu speculiren. (S. 21.)
     
    Nun müssen wir genauer Mrs. Branican skizziren, da sie in dieser Geschichte mehr in den Vordergrund tritt.
    Um jene Zeit zählte Dolly (eine Abkürzung aus Dorothea) einundzwanzig Jahre. Sie war von amerikanischer Abstammung. Aber ohne ihre Ahnen sehr weit zu verfolgen, hätte man bald jene Generation gefunden, die sie mit der spanischen oder mexikanischen Rasse verband, aus der die besten Familien des Landes hervorgegangen waren. Ihre Mutter wurde in San-Diego geboren und diese Stadt bestand schon in der Zeit, als Nieder-Californien noch zu Mexiko gehörte. Die große Bucht, die vor drei und einem halben Jahrhundert von
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