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Mistreß Branican

Mistreß Branican

Titel: Mistreß Branican
Autoren: Jules Verne
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Wasser auf eine Dampfschifflinie beschränkten, die sich der Küste entlang zog?
    Und doch war seit dem Jahre 1769 der Keim einer Stadt einige Meilen im Innern des Landes vorhanden, im Norden der Bucht von San-Diego. Auch kann die zur Thatsache gewordene Stadt in der Geschichte des Landes sich rühmen, die älteste Ansiedlung in Californien zu sein.
    Als der neue Continent, der mit dem alten Europa durch einfache coloniale Bande verbunden war, sich gegen die Festerknüpfung derselben aussprach, so rissen auch diese. Die Vereinigten Staaten von Nordamerika erhoben die Fahne der Unabhängigkeit und England behielt nichts weiter als den Fetzen davon, nämlich Dominion und Columbian, deren Vereinigung mit der Conföderation auch in absehbarer Zeit zu erwarten ist. Was die Freiheitsbewegung anbelangt, so hatte sie zuerst in der Bevölkerung der mittleren Staaten Platz gegriffen, die nur einen Gedanken, nur ein Ziel hatte: »Los von dem Mutterlande!«
    Damals schmachtete Californien nicht unter dem angelsächsischen Joche, denn es gehörte zu Mexiko und befand sich bei diesem Staate bis 1846. In diesem Jahre wurde San-Diego, nachdem es sich freigemacht hatte, um der republikanischen Conföderation beizutreten, das, was es sein sollte – amerikanisch.
    Der Golf von San-Diego ist prächtig. Man könnte ihn mit dem von Neapel vergleichen, aber der Vergleich würde vielleicht besser sein mit denen von Vigo oder Rio de Janeiro. Zwölf Meilen Länge und zwei Meilen Breite geben ihm genügenden Spielraum für die Bergung einer Handelsflotte und die Uebungen einer Escadre, denn er wird auch als Militärhafen angesehen. Er hat eine ovale Form, ist im Westen ein wenig zwischen den Inseln Island und Coronado offen und liegt nach allen Seiten geschützt. Die Seewinde haben Achtung vor demselben, der Sturm des Stillen Oceans berührt kaum seine Oberfläche, die Schiffe fahren ohne Mühe aus demselben. Er ist der einzige sichere und praktische Hafen, günstig als Zufluchtsort, den die Westküste südlich von San-Francisco und nördlich von San-Quentin bietet.
    Bei so vielen natürlichen Vortheilen mußte sich die alte Stadt in ihrer Ausbreitung bald beengt finden, denn schon die Baracken zur Unterbringung einer Abtheilung Cavallerie waren außerhalb derselben erbaut worden. Dank der Initiative Horton’s, dessen Intervention übrigens ein vorzügliches Geschäft war, wurde ein neuer Stadttheil errichtet, der sich jetzt zu der eigentlichen Stadt erhoben hat und sich an dem sanften Hügel der Bucht hinauszieht. Nun wuchs Alles mit der rühmlichst bekannten amerikanischen Schnelligkeit empor, indem eine Million Dollars, die in den Boden gesäet wurden, Privathäuser, öffentliche Gebäude, Villen, Handelshäuser entstehen ließ. Im Jahre 1885 zählte San-Diego schon fünfzehntausend Einwohner – heute dreißigtausend. Seine erste Eisenbahn datirt aus dem Jahre 1881. Jetzt setzen die Atlantic-and Pacificbahn, die Southern-Californiabahn, die Southern-Pacificbahn die Stadt mit dem Continente in Verbindung, während zugleich das Pacific Coast-Steamship sie in regem Verkehr mit San-Francisco hält.
    Sie ist eine hübsche, bequeme, lustige und gesunde Stadt, in einem Klima, das man nicht erst zu loben braucht. In der Umgebung ist das Land von außerordentlicher Fruchtbarkeit: Der Weinstock, die Olive, der Orangenbaum, der Citronenbaum tragen neben den Obstbäumen, Früchten und Gemüsen des Landes reichliche Frucht. Man könnte diese Gegend eine Normandie, verschmolzen mit einer Provence, nennen.
    Was die Stadt San-Diego selbst anbelangt, so ist sie mit jener malerisch leichten Orientirung, jener Phantasie erbaut, die für die Gesundheit wichtig ist, wenn man sich nicht durch die Steigung des Terrains behelligt fühlt. Es giebt dort Plätze, Squares, breite Straßen, ein wenig Schatten überall, und ist auf die Gesundheit der Bevölkerung Rücksicht genommen.
    Wenn überhaupt der Fortschritt in jener Richtung hin sich nicht in einer modernen Stadt geltend machen sollte, besonders wenn diese Stadt amerikanisch ist, wo sollte man denselben dann suchen? Da ist Gasbeleuchtung, Telegraph, Telephon, kurz, die Bewohner haben nur ein Zeichen zu geben, um Licht zu haben, ihre Depeschen auszutauschen, um miteinander von einem Stadtviertel zu dem anderen zu sprechen. Es giebt dort sogar mehr als hundertfünfzig hohe Mastbäume, die elektrisches Licht auf die Straßen der Stadt werfen. Wenn man noch nicht die Milch durch Luftdruck von der Great Milke
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