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Mistreß Branican

Mistreß Branican

Titel: Mistreß Branican
Autoren: Jules Verne
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stehen blieb, klatschte es mit den kleinen Händen zusammen und lachte seiner Mutter zu. Ein-oder zweimal miethete man, da ein größerer Ausflug unternommen wurde, einen Wagen in der Nachbarschaft, der sie alle drei rasch davontrug, manchesmal auch alle vier, wenn Mrs. Burker an der Partie theilnahm. Eines Tages unternahm man einen solchen Ausflug auf den Hügel Knob-Hill, welcher mit Villen besäet ist, sich hinter dem Hôtel Florence erhebt und von dem man eine herrliche Aussicht gegen Westen über die Insel hat. An einem anderen Tage besuchte man den Strand der Coronado-Bucht, an welchem sich die Meereswogen mit furchtbarem Donner brachen. Dolly berührte mit dem Fuße diesen Ocean, der ihr gleichsam ein Echo aus weiter Ferne zutrug, wo gerade ihr Gatte dahinfuhr, diesen Ocean, dessen Wogen vielleicht das Schiff eben feindlich angriffen, das tausende Meilen weit war. Sie versank in Nachdenken und sah in Gedanken das Schiff des jungen Capitäns, indem sie leise den Namen »John« aussprach.
    Am 30. März, gegen zehn Uhr Morgens, saß die junge Frau auf dem Balcon, als sie Mrs. Burker auf ihr Haus zukommen sah. Jane beschleunigte ihre Schritte, indem sie ihr freudig mit der Hand zuwinkte, ein Beweis, daß sie keine schlimme Nachricht brachte. Dolly stieg sofort hinab und traf mit ihrer Cousine gerade bei der Thür zusammen.
    »Was giebt es, Jane?… fragte sie.
    – Liebe Dolly, erwiderte Mrs. Burker, Du wirst eine sehr freudige Nachricht erhalten. Ich habe Dir von Mr. William Andrew mitzutheilen, daß der »Boundary«, der heute früh in San-Diego eingefahren ist, den »Franklin« begegnet hat…
    – Dem »Franklin?.
    – Ja William Andrew ist soeben davon benachrichtigt worden und er traf zufällig mit mir in der Fleet Street zusammen; da er erst Nachmittags kommen kann, so bin ich hergeeilt, um Dir diese Nachricht zu bringen.
    – Und hat man Nachrichten von John?…
    – Ja, Dolly.
    – Welche?… Sprich doch!
    – Vor acht Tagen haben sich der »Franklin« und der »Boundary« auf dem Meere begegnet und es ist möglich gewesen, eine Correspondenz zwischen den beiden Schiffen auszutauschen!
    – Ist Alles wohl an Bord?
    – Ja, liebe Dolly. Die zwei Capitäne kamen einander so nahe, daß sie miteinander sprechen konnten, und das letzte Wort, welches man auf dem »Boundary« hören konnte, war Dein Name.
    – O armer John! rief die junge Frau aus, indem Thränen aus ihren Augen stürzten.
    – Wie glücklich bin ich, Dolly, versetzte Mrs. Burker, daß ich die Erste bin, welche Dir diese Nachricht bringt.
    – Und ich danke Dir dafür, erwiderte Mrs. Branican. Wenn Du wüßtest, wie mich das glücklich macht!… Ach, wenn ich jeden Tag erfahren würde… mein John!… mein lieber John!… der Capitän des »Boundary« hat ihn gesehen… John hat mit ihm gesprochen… das ist wie ein Adieu, welches er mir geschickt hat!
    – Ja, liebe Dolly, und ich wiederhole Dir noch einmal, es ist Alles wohl an Bord des »Franklin«.
    – Jane, sagte Mrs Branican, ich muß den Capitän des »Boundary« sprechen, er soll mir Alles haarklein erzählen…. Wo haben sich die Schiffe begegnet?…
    – Das weiß ich nicht, erwiderte Jane, aber das Schiffsbuch wird Dir Auskunft geben und der Capitän Dir Alles genau erzählen.
    – Nun, Jane, ich will mich rasch anziehen, und wir gehen zusammen hin…
    – Nein… heute nicht, Dolly, erwiderte Mrs. Burker, wir dürften nicht an Bord des »Boundary«.
    – Und warum?
    – Weil er erst heute früh angekommen ist und sich in Quarantaine befindet.
    – Bis wann?
    – Oh, nur vierundzwanzig Stunden… Ja, das ist nur eine reine Formsache, aber Niemand darf auf das Schiff.
    – Wie konnte dann Mr. William Andrew von dieser Begegnung erfahren?
    – Die Nachricht hat ihm ein Zollbeamter von Seiten des Capitäns gebracht. Liebe Dolly, beruhige Dich… es kann kein Zweifel herrschen über das, was ich Dir soeben mitgetheilt habe, und Du wirst es morgen bestätigt finden. Ich bitte Dich, habe nur einen Tag Geduld.
    – Nun gut, Jane, auf morgen! Ich werde um neun Uhr bei Dir sein; wirst Du mich an Bord des »Boundary« begleiten?..
    – Sehr gern, liebe Dolly, ich werde Dich morgen erwarten, und wenn die Quarantaine vorüber ist, so wird uns der Capitän sicher empfangen.
    – Nicht wahr, es ist der Capitän Ellis, ein Freund Johns? fragte Mrs. Branican.
    – Ja, Dolly, und der »Boundary« gehört dem Hause Andrew.
    – Also einverstanden, Jane… ich werde morgen zur festgesetzten Stunde bei
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