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Mister Peanut

Mister Peanut

Titel: Mister Peanut
Autoren: Adam Ross
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Freunde krümmten sich vor Lachen.
    » Du , Anthony.«
    Die Schüler klatschten einander johlend ab, während die Mädchen sich verschämt eine Hand vor den Mund schlugen.
    »Ich auch. Wir alle sind Hominiden. Und wenn du noch ein einziges Schimpfwort benutzt«, sagte Alice, während die Klasse an ihr vorbei die Treppe hinunterstieg, »kannst du draußen auf uns warten, zusammen mit dem hominiden Busfahrer.« Sie legte Anthony eine Hand auf die Schulter. »Hast du verstanden?«
    Der Junge wartete, bis alle anderen außer Hörweite waren. »Tut mir leid«, sagte er.
    »Entschuldigung angenommen«, sagte sie.
    Unten hing ein riesiges, mindestens fünfzehn Meter langes Einbaumkanu von der Decke, damit die Bemalungen an der Unterseite besser zu sehen waren. Die roten und schwarzen Vogelzeichnungen ergaben eine Art Paläocomic, wohingegen die Bilder, die sich über den Bug zogen, Pepin an die Fangzähne und die blinzelnden Haiaugen am Rumpf einer P-51 Mustang erinnerten. Er folgte der Klasse in den Saal der menschlichen Entstehungsgeschichte, dessen Eingang gleichzeitig der Ausgang war, sodass Pepin nicht nur einen freien Blick in den Meteoritensaal hatte, sondern jeden Neuankömmling sofort entdecken würde. Aber Möbius war nirgendwo zu sehen.
    Alice trommelte die Klasse vor einem Glaskasten zusammen, in dem Schädelknochen verschiedener Größe und Form ausgestellt waren, verbunden durch gepunktete Linien, die sich verzweigten und schließlich ins Leere führten, ins Aussterben, und während die Kinder sich aneinanderdrängten, las Pepin:
     
    Unser Stammbaum Der Mensch ist der einzig überlebende Nachfahr einer großen Familie von Primaten, den sogenannten Humanoiden … Die meisten Spezies dieser Arten starben aus, und nur eine – der moderne Mensch, Homo sapiens – konnte überleben und sich verbreiten.
     
    »Seht euch das an«, sagte Alice zu ihren Schülern. »Wisst ihr, wer das ist? Das sind unsere Verwandten …«
    »Nein, meine nicht!«
    »Eugene«, mahnte Alice und warf ihm einen strengen Blick zu. »Das sind andere Versionen von uns, dem Homo sapiens , die früher auf der Erde lebten, sich aber nicht durchsetzen konnten. Seht ihr? Die Knochen sind nach Fundorten geordnet, aber folgt bitte der jeweiligen Linie einmal bis ans Ende. Schaut euch die unterschiedlichen Größen und Formen der Schädel an, und vergleicht sie mit unserem. Was fällt euch auf?«
    »Wir hätten auch so bescheuerte Miniköpfe haben können«, sagte Eugene.
    Anthony zog dem Jungen die Baseballkappe ins Gesicht. »Hör Mrs. Pepin zu, du Blödmann.«
    »Jungs«, sagte Alice, »mal ganz im Ernst. Was verrät euch die Reihe?«
    Alle standen schweigend da, bis Anthony eine Hand hob. »Dass wir Glück hatten«, sagte er.
    »Wirklich? Sehr interessant. Wie meinst du das?«
    Bevor er sprach, warf er Eugene einen drohenden Blick zu. »Na ja, sehen Sie sich all diese Homo … dingsbums an, die nicht überlebt haben. Da steht nicht, warum, oder?«
    Alice drehte sich um. »Nein.«
    »Weil wir es nicht wissen, oder?«
    »Nein, ich glaube nicht.«
    »Dann haben wir also Glück, weil wir noch da sind.«
    »Und was sagt dir das ?«
    »Dass wir das Beste draus machen müssen!«
    Alice lächelte. »Da gebe ich dir recht.«
    »Kann ich noch was fragen?«
    »Sicher.«
    »Wie spricht man den aus?« Anthony zeigte auf einen Schädel, der wie ein Hammerkopf geformt war.
    » Homo heidelbergensis . Wieso?«
    »Weil er genau wie Eugenes Mom aussieht.«
    Wie ein Feuerwerk explodierte die Klasse von innen nach außen, die Kinder schlugen sich die Hände vor den Mund und stoben lachend in alle Richtungen davon. Alice schüttelte den Kopf und betrachtete Anthony, der vor ihr stehen geblieben war. »Du wirst dich nie ändern«, sagte sie.
     
    Zeit fürs Mittagessen.
    Alice führte die Kinder in den eigens für Schulklassen eingerichteten Pausenraum im Untergeschoss. Pepin konnte nicht anders, als sich im Selbstbedienungsrestaurant Hähnchenteile und einen Käsewrap zu kaufen, die er hinunterschlang, während er sich ständig über die Schulter schaute wie ein gejagter Jäger. Alice saß mit glasigen Augen an einem Tisch an der Seite, weit weg von den Schülern und den anderen Lehrerinnen; sie wirkte betrübt, beinahe geschrumpft; nun, da keine jungen Leute ihre ungeteilte Aufmerksamkeit in Anspruch nahmen und sie nichts mehr von sich selbst ablenkte, kam die Frau zum Vorschein, die er kannte. Sie machte einen ratlosen Eindruck, und nun wäre der beste Moment, es
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