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Mission Unterhose

Mission Unterhose

Titel: Mission Unterhose
Autoren: Tulipan Verlag
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wusste Hannes. Denn wenn er aus dem Küchenfenster schaute, sah er Kalli auf der anderen Straßenseite auf dem Mülleimerkasten kauern und sehnsüchtig zur Villa blicken.

Showdown

Seit ihrem Streit war eine Woche vergangen. Hannes saß nach dem Abendessen in Unterhosen vor seiner Haustür. Er hatte eingesehen, dass er für immer und ewig ohne Kalli bleiben würde. Er musste lernen, das Beste daraus zu machen. Der Regenschirm lag auf seinen Knien und nun würde Hannes alleine auf Mission Unterhose gehen. Einsam wie ein Wolf würde er durch die Gegend streifen. Einsamer noch als Benny Hotton, der immer seinen Partner dabei hatte. Seufzend erhob sich Hannes, um sich auf den Weg zu machen.
    Genau in diesem Moment kam Kalli in Unterhosen hinter einem Busch hervor und huschte entlang der Hecken in Hannes’ Richtung. Er war eindeutig auf Mission. Unter dem Arm trug er ein hübsch eingewickeltes Päckchen. Hannes durchfuhr ein Glücksgefühl. Kalli wollte sich entschuldigen und ihm ein Geschenk bringen! Aber er hatte sich getäuscht. Kurz bevor Kalli Hannes’ Haus erreichte, wechselte er die Straßenseite. Dort lehnte er sich an den Mülleimerkasten, tat so, als ob er Hannes nicht sah, und starrte die Absperrkette der Villenzufahrt an.
    Hannes wurde klar, dass das Geschenk nicht für ihn war. Es war für BIG. Kalli wartete auf ihn, um es ihm persönlich zu übergeben. Wie dumm war Hannes gewesen. Und wie dumm war Kalli! So viel Dummheit auf einmal! Es war wohl das allererste Mal in seinem Leben, dass Hannes wütend wurde.
    »Du kannst mich gar nicht übersehen!«, rief er erzürnt zu Kalli hinüber. »Ich überseh DICH nämlich schon.«
    Kalli ignorierte ihn.
    »Du kannst heute auch nicht auf Mission gehen!«, schrie Hannes. »ICH geh nämlich schon auf Mission. Das ist meine Siedlung!«
    Kalli würdigte ihn keines Blickes.
    »So!«, brüllte Hannes und stapfte mit dem Regenschirm zu ihm hinüber. Er wusste nicht, was dieses ›So!‹ bedeuten sollte, aber es war sehr gut, zornig über die Straße zu stapfen, mit einem Bauch voller Wut.
    Kalli legte das Geschenk auf den Mülleimerkasten, verschränkte die Arme vor der Brust und sah Hannes mit vorgeschobener Unterlippe missmutig entgegen. Dann standen die beiden voreinander und starrten sich feindselig an.
    »Wer zuerst lacht, ist tot«, sagte Kalli schließlich. »Fährt ein Bus um die Ecke und ist weg.«
    Hannes verzog keine Miene. »Geht ein Cowboy zum Friseur. Als er rauskommt, ist sein Pony weg.«
    Das Lachen prustete aus Kalli heraus, ohne dass er sich dagegen wehren konnte. »Okay«, kicherte er. »Gewonnen. Und jetzt vertragen, oder wie?«
    Hannes zögerte keine Sekunde. »Vertragen!«, antwortete er glücklich.
    Kalli deute auf das Geschenk. »Also, das hier …«, begann er. Er kam nicht dazu, weiterzusprechen.
    Denn nun schoss BIGs Wagen auf die Absperrkette zu und bremste dort so heftig, dass die Kieselsteinchen bis zu ihnen flogen. Gerade noch rechtzeitig, bevor die Fahrertür aufflog, brachten die beiden sich in Deckung. Über die Kante des Mülleimerkastens hinweg beobachteten sie, wie BIG ausstieg und sich schimpfend mühte, das Schloss der Kette zu öffnen. Es schien zu klemmen. BIG geriet in seinem langärmligen Pulli ins Schwitzen. Als das Schloss sich endlich löste und die Kette zu Boden fiel, riss er sich die Kapuze vom Kopf und eilte zurück zum Auto. »Wasser!«, schnaufte er. »Wasser, Wasser, WASSER!«
    Durch die verdunkelten Fensterscheiben konnten Kalli und Hannes nicht sehen, was er im Wageninneren tat, aber sie hörten ihn. »KEIN WASSER!«, krakeelte er. »Ich hab es tausendmal gesagt, ihr Dumpfbacken! Hier hat immer eine Wasserflasche zu sein!« Er sprang wieder ins Freie, riss die Kofferraumtür auf und wühlte fluchend im Kofferraum. Schließlich gab er die Suche auf. Er ließ den Wagen mit offenen Türen und laufendem Motor stehen und stampfte wutschnaubend zurück zur Villa.
    Kalli biss sich nervös auf den Lippen herum. »Okay«, murmelte er. »Okay, okay, okay! Eins … zwei …«
    »Was?«, fragte Hannes.
    »DREI!«, rief Kalli, schnappte sich das Geschenk, sprintete zu BIGs Auto und hechtete in den Kofferraum.
    Hannes blieb fast das Herz stehen vor Schreck. War Kalli total verrückt geworden? BIG würde ihn augenblicklich entdecken, wenn er zurückkam. In Windeseile hetzte Hannes zum Wagen. Er musste Kalli auf der Stelle da rausholen.
    Kalli war bereits in die hinterste Ecke des Kofferraums gekrochen und wühlte sich unter eine
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