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Mission Clockwork, Band 3: Mission Clockwork, Duell in der Ruinenstadt

Mission Clockwork, Band 3: Mission Clockwork, Duell in der Ruinenstadt

Titel: Mission Clockwork, Band 3: Mission Clockwork, Duell in der Ruinenstadt
Autoren: Arthur Slade
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Gitterstäbe. Sie trug eine Weste aus Schakalfell, die wegen des riesigen Buckels auf dem Rücken nicht richtig passte. Mitleid schlich sich in das Herz des Gentleman.
    Die bedauernswerte Missgeburt war höchstens ein Jahr alt. Sie stand aufrecht, doch der kleine Käfig zwang sie, den Hals zu krümmen, wodurch der Buckel noch deutlicher hervortrat. Am unteren Käfigrand war eine Tafel angebracht, auf der stand: L’ENFANT DU MONSTRE.
    Der Herr konnte seinen Blick nicht abwenden. Die Arme der Kreatur wirkten kräftig und ihre Beine ungewöhnlich muskulös, aber krumm und verwachsen. Die Natur hatte sich ausnehmend grausam gezeigt.
    Das Ding zitterte, schien jedoch neugierig zu werden. Es blinzelte und wimmerte leise. Der Gentleman betrachtete es prüfend. Die Reise hätte er sich sparen können. Drei Tage war er von London in die Provence unterwegs gewesen, nur um ein Kind vorzufinden, das in seiner Hässlichkeit gefangen war. Sein Informant hatte in den höchsten Tönen von ihm gesprochen, hatte gesagt, die Kreatur sei unbeschreiblich und von unschätzbarem Wert. Ah! Der Halunke würde seinen Zorn zu spüren bekommen. Er hatte Zeit vergeudet und dabei galt es, keine Zeit zu verlieren. Englands Feinde kamen währenddessen ihrem Ziel ein Stück näher.
    Er wandte sich ab, doch die Kreatur wimmerte erneut und flüsterte: » Puh-puh-père? «
    Vater? Der Herr hielt inne. Die Stimme klang so menschlich, so traurig und sie berührte eine Saite in seinem Herzen. Vor Jahren hatte er eine Frau. Sie war bei der Geburt ihres Kindes gestorben. Ein Junge. Er lebte gerade so lange, dass sein Vater ihn einmal im Arm halten konnte. Der Gentleman schluckte. Das gehörte der Vergangenheit an und wurde besser aus der Erinnerung gestrichen.
    Dennoch drehte er sich erneut zu der Kreatur um. Angesichts ihrer Größe und Statur entschied er, dass es sich gleichfalls um einen Jungen handeln musste, einen monströsen, missgestalteten Jungen. Der Herr überlegte, ob er etwas zu essen in seinen Taschen hatte. Wie töricht. Es war Zeit, zu gehen.
    Der Junge sagte: » N-n-non p-p-partir «, und in seinem Blick lag eine solch abgrundtiefe Traurigkeit, dass der Gentleman wie gelähmt stehen blieb. Dann entfuhr dem Jungen ein kurzer Schrei und er ballte die Fäuste, als würde er einen stechenden Schmerz spüren. Sein Gesicht verzerrte sich, was es zunächst noch hässlicher werden ließ.
    Der Herr konnte den Blick nicht abwenden. War das möglich? Veränderte das Kind tatsächlich sein Aussehen, verwandelte es sein Gesicht, sodass seine Züge … gefälliger wurden? Der Junge wimmerte. Seine Nase, eben noch krumm und mit breiten Nasenflügeln, wirkte jetzt gerader. Es war, als ob der kleine Junge das Entsetzen in den Augen des Herrn gesehen hätte und sich mit Willenskraft dazu zwänge, ein ansprechenderes Äußeres anzunehmen. Die Stirn war jetzt flacher, die Augen hatten sich in der Größe angeglichen. Lag es an dem flackernden Gaslicht? Der Gentleman trat näher an den Käfig heran. Nein, das Gesicht des Jungen hatte sich tatsächlich gewandelt. Dann jaulte das Kind noch einmal auf wie ein verwundeter Welpe und schüttelte den klobigen Kopf.
    Der Herr beugte sich fassungslos über den Käfig und holte tief Luft. Dieses Monsterkind war wahrhaftig ein Wunder! Es war jeden Augenblick der Abwesenheit von England wert, es war sein Gewicht in Gold wert. Seine Gabe könnte sich als wertvoller Gewinn erweisen. Es würde Jahre brauchen, den Jungen aufzubauen, doch der Gentleman verstand sich darauf, langfristig zu planen.
    Er kletterte aus dem Wagen. Der alte Kauz trat von einem Bein auf das andere und hatte die Arme verschränkt, um sich zu wärmen.
    »Ich möchte das Ausstellungsstück kaufen«, erklärte der Gentleman. »Das in dem Käfig.« Er sprach mit fester Stimme, um seine Erregung zu verbergen.
    » Non! Non!« Der Kutscher wedelte abwehrend mit den Händen. »Das ist nicht möglich.«
    Das alte Weib kam um den Wagen herumgehumpelt. »Es ist sehr wertvoll. Sehr wertvoll.«
    Der Herr zog einen Beutel mit Münzen hervor. »Dies wird Euch für den Verlust entschädigen.«
    Ein knochiger Arm schnellte unter dem Schultertuch der Alten hervor und griff nach dem Beutel. Sie öffnete ihn und lugte hinein. » Oui … das ist ein redlicher Handel.«
    »Wo habt ihr ihn gefunden?«
    »Er kommt von sehr weit her«, sagte der alte Mann. »Aus den Steppen. Aus dem alten Fürstentum Moldau, dem Land der Dämonen und …«
    »Die Wahrheit!«, unterbrach ihn
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