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Mission Clockwork, Band 3: Mission Clockwork, Duell in der Ruinenstadt

Mission Clockwork, Band 3: Mission Clockwork, Duell in der Ruinenstadt

Titel: Mission Clockwork, Band 3: Mission Clockwork, Duell in der Ruinenstadt
Autoren: Arthur Slade
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Boshin-Krieg auf japanischem Boden gefallen. In einem Land, das zur Hälfte ihre Heimat war. Sie wusste, er war stolz auf sie gewesen, auf alles, was sie in ihrem noch jungen Leben erreicht hatte. Sie hatte sich eine herausragende Position beim französischen Geheimdienst erarbeitet und das, obwohl sie ainoko war, also je zur Hälfte französisches und japanisches Blut in ihren Adern floss.
    Colette stand auf. Frische Luft und der Anblick des Himmels würden ihr helfen, sich zu konzentrieren. Sie steckte ihr Haar hoch, hüllte sich in einen langen Zobelmantel und öffnete die Metalltür ihrer Kajüte. Auf Zehenspitzen schlich sie an den Matrosen vorüber, die röchelnd und schnarchend in ihren Kojen schliefen. Neben den Pritschen stand ein Gewehrschrank. Sanft ließ sie die Hand über den Schaft des letzten Gewehrs in der Reihe gleiten, dann kletterte sie die Eisenstufen nach oben.
    Der eisige Novemberwind weckte ihre Lebensgeister. Das Deck war verwaist, doch auf der Brücke brannte Licht und im Krähennest glomm etwas – die Glut einer Zigarette. Colette vermutete, dass ansonsten nur noch die Männer im Maschinenraum wach waren, die Kohle in die Feuerbüchsen schaufelten, um die Dampfmaschinen am Laufen zu halten.
    Sie atmete tief durch, schritt über das Deck und legte dann die Hände um das Tau, das als Reling diente, um den Blick über den Atlantik schweifen zu lassen. Es roch nach Salzwasser und die Wellen schlugen plätschernd gegen den Bug, aber die See war so dunkel, als würden sie durch Tinte fahren.
    Von außen betrachtet, wirkte die Vendetta wie ein Forschungsschiff und die Mannschaft trug gewöhnliche Matrosenkleidung. Doch Colette wusste es besser. Es handelte sich um handverlesene Marinesoldaten des Ersten Regiments der Infanterie de Marine . Die Gewehre waren an Bord, falls sie gezwungen sein sollten, sich zu verteidigen. Außerdem stand am Schiffsbug, unter Segeltuch verborgen, eine Zehnpfünder-Kanone. Jäger mussten immer bereit sein, zu jagen.
    Sie blickte zum Himmel hinauf. Ihr Vater hatte ihr die Sternbilder beigebracht. Sie machte mühelos la Grande Ourse  – den Großen Bären – aus und fühlte sich getröstet. Sie entspannte ihren Geist, indem sie mithilfe der Triangulation die Position der Vendetta im Atlantik bestimmte. Die vergangenen Tage hatten sie damit verbracht, im Zickzackkurs die immer selben Koordinaten abzufahren, denn gemäß der Eintragungen in Colettes Seekarten war das »absonderliche Phänomen« stets hier aufgetreten.
    Colette lehnte sich an die Reling. Die Dunkelheit erinnerte sie daran, dass sie dem Ziel ihrer Jagd keinen Schritt näher gekommen war. Schon morgen würden die Kohlevorräte der Vendetta so weit zur Neige gehen, dass sie ihre Suche abbrechen und geschlagen nach Marseille zurückkehren müssten. Colette würde unter Hohn und Spott die Position verlieren, die sie sich so hart erkämpft hatte. Es gab immer andere Agenten, die nur darauf lauerten, ihren Platz einzunehmen.
    Ein ohrenbetäubender Lärm schreckte Colette plötzlich aus ihren Gedanken. Sie wurde heftig gegen die Reling geworfen, dann auf den Decksboden geschleudert, wo ihr Kopf hart aufschlug. Einen Augenblick lang blieb sie reglos liegen und erkannte, dass sie nur wenige Zentimeter von einem tödlichen Sturz ins Wasser trennten. Die Sirenen heulten. Mühsam rappelte sie sich auf. Aber irgendetwas stimmte nicht mit ihren Beinen – nein, nicht mit ihren Beinen, das Deck der Vendetta neigte sich stark nach Steuerbord.
    »Steuer hart Steuerbord!«, brüllte der Kapitän auf der Brücke.
    Meine Dokumente!, schoss es Colette durch den Kopf. Das Deck neigte sich jetzt so stark, dass sie sich zur Treppe hinaufhangeln müsste. Nach vorne gebeugt, versuchte sie, einen Schritt zu machen, als das Schiff schlingerte und sie ausrutschte, gegen die Reling krachte und ihre Rippen prellte.
    »Mademoiselle Brunet, sind Sie verletzt?«, rief ein Matrose, der sich mit einer Hand an einem Tau festhielt und ihr die andere entgegenstreckte. Es war Marlin aus Cherbourg. Der Sohn eines Schneiders.
    Sie griff nach seiner warmen Hand und kam wieder auf die Füße. »Sind wir mit einem Eisberg kollidiert?«
    »Nicht zu dieser Jahreszeit«, entgegnete er.
    »Eine Seemine?« Colette hatte keine Explosion gehört. »Was haben wir gerammt?«
    »Etwas hat uns gerammt«, erklärte eine andere Stimme. Colette drehte sich um und erblickte den Oberbootsmann Fortant, der sich seinen recht kahlen Kopf hielt. Blut sickerte ihm
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