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Mission Clockwork, Band 3: Mission Clockwork, Duell in der Ruinenstadt

Mission Clockwork, Band 3: Mission Clockwork, Duell in der Ruinenstadt

Titel: Mission Clockwork, Band 3: Mission Clockwork, Duell in der Ruinenstadt
Autoren: Arthur Slade
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etwa selbst in der Anstalt eingesperrt gewesen? Er dachte an ihren Sohn, der als Kind gestorben war, und an ihren manchmal so verängstigten Blick. Nein. Nein. Das war nicht möglich.
    »Ich kann nur sagen, dass man die bedauernswerten Menschen dort mittlerweile freundlicher behandelt, als es früher der Fall war«, sagte Mrs Finchley. »Es ist noch gar nicht lange her, da hat man sie einfach an die Wände gekettet und ihre unterschiedlichen Formen des Wahnsinns für neugierige Besucher zur Schau gestellt.«
    »Das klingt schrecklich.« Modo dachte an seine eigene frühe Kindheit, die er im Käfig eines fahrenden Kuriositätenkabinetts verbracht hatte. Natürlich konnte er sich nicht an jenes erste Lebensjahr erinnern, aber Mr Socrates hatte es ihm so oft geschildert, dass er es sich ausmalen konnte. Hatten sie ihn auch angekettet?
    Footman klopfte und trug einen Überseekoffer ins Zimmer. Er stellte ihn ab und zog sich mit einer Verbeugung zurück.
    Auf der Seite des Koffers stand Huntsman & Sons  – Mr Socrates’ bevorzugte Herrenschneider. Darin fand Modo einen sorgfältig gebügelten Gehrock, einen Zylinder sowie eine Arzttasche, ausgestattet mit verschiedenen medizinischen Instrumenten und einer Lupe.
    »Mr Socrates plant immer alles bis ins kleinste Detail«, stellte Mrs Finchley fest. »Wir haben keine Zeit zu verlieren. Zieh dich um, und wir fangen an. Ich brauche Bleistift und Papier, um dein neues Gesicht zu zeichnen.« Dann legte sie Modo die Hand auf die Schulter. »Wir wissen beide, dass Mr Socrates uns nicht zusammengeführt hat, um uns eine Freude zu bereiten. Er hat mich nicht ohne Grund hierhergeschickt.« Sie drückte seine Schulter. »Aber so oder so, ich bin froh darüber. Du hast mir gefehlt.«

 
     
    S chnaubend kamen die Pferde der Hansom-Droschke vor dem Eingang des Bethlem Hospital in der Lambeth Street zum Stehen. Modo trat mit dem Spazierstock in der Hand auf das Kopfsteinpflaster hinaus. Er entlohnte den Kutscher und schritt auf das Eisentor zu. Sein Gehrock war von feinster Qualität, sein Zylinder saß perfekt – er hatte die Größe seines Kopfes bei der Verwandlung an den Hut angepasst –, und den Spazierstock zierte ein vergoldeter Löwenkopf. Der modische Schnitt seines Anzugs unterstützte seine selbstsichere Haltung, und er trug die Arzttasche mit einer gewissen Autorität, genau wie Mrs Finchley es ihm eingeschärft hatte.
    Die Anstalt war größer, als er es sich vorgestellt hatte, und die mächtige Kuppel hob sich scharf vor dem Himmel ab. Die griechischen Säulen verstärkten den majestätischen Eindruck des Gebäudes. Als er sich dem Eingang näherte, konnte er die tatsächliche Länge und Breite des Krankenhauses erfassen. Gab es in London und Umgebung wirklich derart viele geisteskranke Menschen, um eine derart riesige Einrichtung zu füllen?
    Mit seinem Stock pochte er an das Tor, und ein Wachmann in schwarzer Uniform trat mit einem Buch aus dem Wachhäuschen. Modo fiel auf, dass der Mann unter seinem Rock eine Pistole im Halfter trug. Diente die Waffe dazu, Besucher am Betreten oder Insassen am Verlassen der Anstalt zu hindern?
    »Morgen, Sir«, grüßte ihn die Wache.
    Er schien nicht älter als zwanzig Jahre zu sein, was Modo ermutigte. Ein junger Mann dürfte leichter zu beeindrucken sein. Er holte tief Luft und legte ein größtmögliches Maß an Glaubwürdigkeit in seine Stimme: »Ich bin Dr. Jonathan Reeve. Ich habe einen Termin, um den Häftling 376 zu sehen.«
    Der junge Mann studierte die Eintragungen in seinem Buch. »Sie scheinen nicht auf meiner Liste zu stehen, Sir.«
    Modo klopfte so nachdrücklich mit dem Stock gegen das Tor, dass der Mann zurückwich. »Jetzt hören Sie mir mal gut zu! Ich dulde keine weiteren bürokratischen Possen! Soll ich Ihren Vorgesetzten Meldung über Sie machen? Es war äußerst schwierig, diesen Termin zu finden. Ich bin ein viel beschäftigter Mann! Wollen Sie mir etwa sagen, die Dienststelle hat vergessen, Sie über meinen Besuch zu informieren? Sehen Sie noch einmal nach! Mein Name ist Dr. Jonathan Reeve vom Humanities Institute.«
    Der Wachmann überprüfte erneut mit zitternder Hand seine Liste. »Ihr Name ist nicht aufgeführt, Sir«, sagte er tonlos. »Da muss etwas schiefgelaufen sein.« Er zog einen Schlüssel hervor, sperrte auf und öffnete das Tor weit genug, um Modo eintreten zu lassen. »Die ordnungsgemäßen Papiere treffen sicher mit der Nachmittagspost ein, Dr. Reeve. Ich bedaure dieses Versehen,
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