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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares
Autoren: Stephen Baxter
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mit Klettverschlüssen an den Kabinenwänden angebracht.
    Bei den drei Liegen für die Besatzung handelte es sich um bessere Feldbetten. York lag rücklings auf der rechten Liege der Kommandokapsel. Stone lag in seiner Eigenschaft als Kommandant auf der linken Liege, und Ralph Gershon lag auf der mittleren. Die großen Hebel, die aus der Luke hinter Gershons Kopf wuchsen, erinnerten an ein U-Boot-Schott.
    »Ares, Houston. Ihr seid auf Kurs.«
    »Roger, John«, sagte Stone. »Dieses Baby läuft gut.«
    »Roger.«
    »Mach zu, Mutter«, schrie Gershon. »Die Kacke ist am Dampfen!« York hörte das Tremolo in seiner Stimme, das durch die Vibrationen der Rakete verursacht wurde.
    »Zehntausend und Mach null komma fünf«, sagte Young.
    Mach null komma fünf. Noch nicht einmal eine halbe Minute unterwegs, und schon die Hälfte der Schallgeschwindigkeit erreicht.
    John Young klang weder ängstlich noch nervös. Für ihn war es ein ganz normaler Tag im Büro.
    Damals, im Jahr 1969, hatte John mit Apollo 10 den Mond umrundet. Und wenn die Apollo-Missionen nicht eingestellt worden wären, wäre er wohl als Kommandant eines Raumschiffs auf dem Mond gelandet.
    Wenn Young die NASA nicht wegen der Pläne für Apollo-N
    kritisiert hätte, wäre er vielleicht an Stones Stelle gewesen.
    Die Vibrationen wurden heftiger. Yorks Kopf rasselte im Helm wie eine Erbse in der Schote. Die ganze Kabine bebte, und sie vermochte sich nicht mehr auf die Instrumente vor sich zu konzentrieren.
    »Mach null komma neun«, sagte Stone. »Vierzig Sekunden.
    Mach eins. Überschreiten neunzehntausend.«
    »Ares, bei vierzig Überschall.«
    Auf einmal verlief der Flug viel ruhiger – als ob man von Kopfsteinpflaster auf eine asphaltierte Straße gewechselt wäre.
    Sogar die Triebwerksgeräusche waren verstummt; sie waren inzwischen so schnell, daß sie ihrem eigenen Schall davonflogen.
    »Ares, ihr seht gut aus.«
    »Rog«, sagte Stone. »Gut, wir reduzieren den Schub.«
    Die Triebwerke wurden heruntergefahren, um den Punkt der maximalen Beschleunigung abzufedern – den Punkt, wo das Zusammenwirken der Luftdichte und der Geschwindigkeit der Zusatztriebwerke eine Belastungsspitze für die Kapsel darstellte.
    »Triebwerke hochfahren und los!«
    »Roger. Triebwerke hochfahren und los.«
    Der Druck legte sich wie eine Klammer um Yorks Brust; sie rang nach Luft, während die Lunge gegen den Schub der Triebwerke ankämpfte.
    »Fünfunddreißigtausend Fuß«, sagte Stone. »Überschreiten Mach eins komma neun. FSR-Brennkammerdruck runter auf drei Kilogramm pro Quadratzentimeter.«
    »Bestätigung«, sagte John Young am Boden. »Bereit zum Abtrennen der FSR.«
    »Rog.«
    Sie hörte einen schwachen, dumpfen Knall. Die Kabine bebte, und sie wurde in den Gurten durchgeschüttelt. Die Sprengbolzen hatten die ausgebrannten Feststoffraketen abgetrennt. Sie spürte einen Druckabfall, doch dann nahm die Beschleunigung der zentralen Flüssigkeitsraketen der MS-IC
    wieder zu und preßte sie auf die Liege.
    »Klar bei Trennung«, sagte Young.
    »Es läuft wie geschmiert, John.«
    Die ausgebrannten Feststoff-Booster lösten sich wie brennende Streichhölzer vom Schiff. Die Booster waren die markanteste optische Veränderung der VB gegenüber der Konstruktion der Saturn V. Mit ihrer Hilfe brachte die VB die doppelte Nutzlast der V in den Erdorbit.
    »Eins komma fünf Kilometer pro Sekunde«, sagte Stone.
    »Zurückgelegte Entfernung fünfzig Kilometer.«
    Sie schaute auf den Beschleunigungsmesser. Dreifache Schwerkraft. Es war zwar unangenehm, aber in der Zentrifuge hatte sie schon viel mehr ausgehalten.
    Kühle, nach Metall und Kunststoff riechende Luft zirkulierte im Helm.
    Nach dem Abstoßen der Booster verlief der Flug viel ruhiger.
    Motoren, die mit Flüssigkeit betrieben wurden, liefen prinzipiell ruhiger als solche, die Feststoffe verbrannten. Sie hörte das sonore Brummen der MS-IC-Triebwerke und das stete Surren der Ausrüstung der Kommandokapsel.
    Alles lief wie am Schnürchen. Die Besatzung der Kabine hatte das Gefühl, sich im Innern einer Nähmaschine zu befinden. Von den Beschleunigungskräften einmal abgesehen, mutete die Szene geradezu irreal an: als ob es sich um eine Simulation handelte.
    »Drei Minuten«, sagte Stone. »Höhe neunundsechzig
    Kilometer, zurückgelegte Entfernung hundertzwölf
    Kilometer.«
    »Abtrennung der ersten Stufe«, sagte Gershon. »Gleich stoßen zwei Züge zusammen.«
    Wie vorgesehen verstummten die Triebwerke der ersten
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