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Missgeburt

Missgeburt

Titel: Missgeburt
Autoren: William C. Gordon
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zurückkehrte, war die Absperrung entfernt worden, und bis auf Samuel und Bernardi hatten alle Polizisten und Kriminaltechniker den Mi Rancho Market verlassen. »Ich habe Pavao in Handschellen auf dem Rücksitz eines Polizeiautos sitzen sehen«, sagte sie zu Bernardi. »Ich dachte, Sie wollten ihn nicht unter Anklage stellen.«
    »Im Moment befindet er sich nur als wichtiger Zeuge in Polizeigewahrsam. Und Handschellen wurden ihm angelegt, weil sich Zivilisten nicht ungefesselt in einem Polizeifahrzeug aufhalten dürfen. Diese Bestimmung dient dem Schutz unserer Beamten. «
    Rosa María nickte zwar, glaubte ihm aber nur zu offensichtlich nicht. Dann wandte sie sich dem Reporter zu und sagte schroff: »Ich glaube, Sie haben mir einiges zu erklären, Samuel.«
    »Das werde ich gern tun.« Er nahm Rosa María am Arm und führte sie in die Ecke hinter den Regalen mit den Konserven. Dann erzählte er ihr, wie verschiedene Indizien seinen Verdacht auf den Metzger gelenkt hatten.
    Rosa María schien das alles nicht verstehen zu können. »Ich kann Ihnen versichern, dass mir nie irgendetwas Ungewöhnliches an Pavao aufgefallen ist. An seinem Verhalten gegenüber den Kunden gab es nicht das Geringste zu beanstanden, und
auch zu Sara und Octavio war er immer absolut korrekt. Dass er ein Auge auf Sara geworfen hatte, habe ich erst erfahren, als es die Kinder erwähnten. Aber so etwas gehört bei uns Latinos schon fast zum guten Ton, und Pavao hat lange genug in Argentinien gelebt, um es zu übernehmen.«
    »Wissen Sie, wie lange er in Argentinien war, bevor er in die USA kam?«, fragte Samuel.
    »Ich weiß nur, dass er aus Jugoslawien geflohen ist. Er wanderte bei Titos Machtübernahme zunächst nach Argentinien aus, und von dort kam er dann in die Staaten. Aber wann das genau war, kann ich Ihnen leider nicht sagen.«
    »Haben Sie ihn mal zusammen mit dem Jungen gesehen, mit Octavio?«
    »Nur wenn Octavio mit Sara bei ihm hinten war, um Fleisch zu kaufen.«
    »Ist Ihnen aufgefallen, dass es zwischen den beiden zu Spannungen kam?«
    »Nicht dass ich wüsste. Warum fragen Sie das nicht Sara? Das müsste sie doch am besten wissen.«
    In diesem Moment kam Bernardi zu ihnen und gab Rosa María seine Visitenkarte. »Ich wäre für einen kurzen Anruf sehr dankbar, wenn Ihnen nachträglich noch etwas einfallen sollte, was für unsere Ermittlungen von Belang sein könnte. Außerdem möchte ich Sie nochmals um Entschuldigung bitten, dass wir heute Morgen das Geschäft vorübergehend schließen mussten.«
    »Ich hoffe nur, Sie machen hier keinen Fehler, Lieutenant«, entgegnete Rosa María scharf und sah den beiden Männern finster hinterher, als sie den Laden verließen.
    Pavao Tadić wohnte nicht weit von Dusty Schwartz’ Wohnung in der Twenty-fourth Street. Die Wohnung befand sich im Erdgeschoss eines kleinen vierstöckigen Mietshauses. Auf dem Parkettboden lagen südamerikanische Teppiche, an den Wänden hingen Gemälde alter europäischer Meister. Die Einrichtung
befand sich in hervorragendem Zustand, und Samuel fiel auf, dass die Wohnung tadellos aufgeräumt war.
    Bernardi gab seinen Kollegen die Liste mit den Gegenständen, die sie laut Durchsuchungsbeschluss mitzunehmen befugt waren, und die Männer machten sich an die Arbeit. Wenige Minuten später kam einer von ihnen mit einem beigen Alpakapullover aus dem Schlafzimmer und sagte: »Den habe ich in der Kommode gefunden.«
    »Gehört dieser Pullover Ihnen?«, fragte Bernardi den Metzger.
    »Ohne meinen Anwalt sage ich kein Wort mehr«, antwortete Tadić.
    »Wie es im Moment aussieht, werden Sie auch einen brauchen. «
    Bernardi ging mit Samuel und einem Kriminaltechniker in den hinteren Teil der Wohnung, aber sie entdeckten dort weder eine Gefriertruhe noch irgendwelche Sägen oder auffälligen Messer und konfiszierten lediglich einen Fleischwolf. In der Zwischenzeit studierte Samuel im Wohnzimmer Tadićs umfangreiche Bibliothek und stellte überrascht fest, dass sie eine breite Auswahl an Büchern in verschiedenen Sprachen enthielt.
    »Dann sollten wir uns vielleicht mal das Schlafzimmer vornehmen«, schlug Bernardi vor. Gefolgt von Samuel, betrat er das Zimmer und sah sich um. Das Bett war ordentlich gemacht, und auf dem Nachttisch stand ein Foto von Sara.
    »Sieh mal einer an!«, entfuhr es dem Lieutenant. »Das könnte noch wichtig werden. Messt ab, wie groß das Bild ist, und packt es in eine Beweismitteltüte, damit wir nachprüfen können, ob es an die leere Stelle an
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